Zombie-Brände in der Arktis: Der Klimawandel ist am Polarkreis angekommen
Vergangenes Jahr gab es nahe dem Polarkreis aufgrund der ungewöhnlich hohen Temperaturen eine Rekordzahl an Bränden. Im Winter haben die Feuer im Untergrund überdauert und lodern nun als „Zombie-Brände“ wieder an der Oberfläche.
Sie könnten laut Wissenschaftlern in ihren Auswirkungen noch schlimmer als die Feuer im Vorjahr sein.
Zombie-Brände in der Arktis
Laut Satellitenbilder hat die Brandsaison am Nordpolarkreis bereits begonnen. In Russland etwa kämpft die Feuerwehr seit Wochen gegen Waldbrände. Bereits im vergangenen Jahr gab es nahe dem Polarkreis aufgrund der untypisch hohem Temperaturen eine Rekordanzahl an Bränden. So wurden alleine im Juni 2019 50 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre emittiert. So viel wird etwa in Schweden das ganze Jahr über ausgestoßen. Die Feuer gingen Forschern zudem nie ganz weg. Sie überdauerten den Winter im Untergrund und lodern nun wieder an der Oberfläche, und zwar als „Zombie-Feuer“, die noch verheerendere Auswirkungen noch schlimmer als im Vorjahr sein könnten.
„Wir könnten einen kumulativen Effekt der letztjährigen Feuersaison in der Arktis sehen, der in die kommende Saison einfließt. Das könnte erneut zu großflächigen und langanhaltenden Bränden in derselben Region führen“, sagte Mark Parrington vom Atmosphärenüberwachungsdienst Copernicus der EU gegenüber Phys.org. Die Satellitenbilder lassen darauf schließen, dass die „Zombie-Brände“ wieder entfacht wurden.
Überleben im Untergrund
Bei den sogenannten „Zombie-Bränden“ handelt es sich übrigens um Überreste von Großbränden, die in dafür geeignetem Untergrund fortbestehen. So ein Untergrund kann etwa jener sein, der einen hohen Torf-Anteil hat. Feuer kann dadurch nämlich Wochen und Monate, manchmal sogar Jahre überdauern, auch wenn an der Oberfläche ein sibirischer Winter herrscht. Im Gespräch mit dem Online-Medium Mashable sagt Thomas Smith, Assistenzprofessor für Umweltgeografie an der London School of Economics, über den Begriff der „Zombie-Brände“: „Er beschreibt sehr genau, wie sich diese Feuer verhalten. Sie erholen sich und sind sehr schwer zu töten.“
„Es deutet alles darauf hin, dass Feuer aus 2019 überlebt haben und nun die trockene Vegetation entzünden könnten„, so Smith. Es sei aber noch nicht sicher, ob alle Feuer, die der „Kopernikus-Atmosphärenüberwachungsdienst“ vor Kurzem erfasst hat, auch tatsächlich „Zombie-Brände“ seien. So könne man die neuen Feuer auch etwa aus landwirtschaftlichen Gründen und damit absichtlich gelegt haben.
Russland kämpft gegen Waldbrände
In Russland kämpft die Feuerwehr seit Wochen gegen Waldbrände. Mehr als 5.600 habe man landesweit bereits gemeldet, wie Behörden mitteilten. Zwar gibt es im hohen Norden der Erdhalbkugel immer wieder Brände in den Sommermonaten, sie waren im vorigen Jahr aber deutlich größer als sonst. Die Luftverschmutzung nahm damit erheblich zu.