Worauf es bei Sonnenbrillen wirklich ankommt
Der Sommer pendelt zwischen zwei Extremen – im Gesicht sitzen mal XL-Gläser, mal zieren grazile Gestelle die Nase. „Die Gigantobrille ist nicht totzukriegen“, beschreibt Personal Shopperin Stephanie Zarnic den einen der zwei Trends. Insbesondere große, kreisrunde Retro-Gläser wie sie John Lennon populär machte, spielen eine große Rolle. „Aber auch die Pilotenbrille mit ihrer ovalen Gläserform ist nicht wegzudenken.“ Übertreiben sollte man es nicht: „Zwar sollen die Augenbrauen hinter den Gläsern verschwinden, nicht aber gleich das halbe Gesicht.“
Die Fassungen werden dennoch stets kleiner. Schmale Kunststofffronten und grazile Metallbügel bestimmen den Look. Mitunter werden die Rahmen auch ganz weggelassen, so dass die Bügel direkt mit dem Glas verbunden sind.
Was die Farben betrifft, ist Mut erwünscht: Das klassische Schwarz und Braun verschwindet zwar nicht, wird aber von knalligen Farben übertrumpft. Das metallene Gold-Gestell aus den 70er-Jahren ist derzeit auch angesagt. Auch Farbkontraste zwischen Gestell und Gläsern seien ein großes Thema. Wir werden raffinierte Kombinationen sehen, etwa grüne Gläser mit gelbtransparentem Rahmen oder weiße Gläser in schwarzer Fassung.
Die Fassung macht’s spannend
Auch die Materialien werden bunt gemixt: „Die Fassung ist aus Horn oder Azetat gefertigt, die Bügel hingegen aus Metall“, erklärt Zarnic. Auch Holz und Kunststoff werden miteinander kombiniert, Bügel mit Leder oder bunten Stoffen überzogen.
Doch nicht nur modische Aspekte sollten beim Sonnenbrillenkauf berücksichtigt werden: „Wer die falsche Brille trägt, schadet seinen Augen dauerhaft“, warnt Giovanni Di Noto vom Zentralverband der Augenoptiker. Der Experte rät – passend zum aktuell modischen Trend – eher zu großen Gläsern: „Sie sollten das Auge vor von vorne, oben und den Seiten einfallenden ultravioletten Strahlen schützen.“ Einen solchen Schutz bieten nur Gläser mit integriertem UV-Filter. „Leider ist der Irrtum verbreitet, dass Gläser umso besser vor den schädlichen Strahlen schützen, je getönter sie sind.“
Dabei absorbieren dunkle Gläser nur das sichtbare Licht, bieten also lediglich einen Blendschutz. „Bei Helligkeit ziehen sich unsere Pupillen automatisch zusammen und lassen so weniger UV-Strahlen ins Auge eindringen“, erklärt Di Noto. „Eine getönte Brille setzt diesen Schutzmechanismus außer Kraft, weil sie das Licht dämpft. Die Pupillen weiten sich, und es gelangen mehr UV-Strahlen ins Auge, als wenn man gar keine Brille tragen würde.“ Eine Entzündung der Binde-und Hornhaut kann die Folge sein. Ob eine Sonnenbrille über einen ausreichenden UV-Schutz verfügt, weist das sogenannte CE-Kennzeichen aus, das in Europa Pflicht ist.
Definieren, wozu man die Brille braucht
Welche Tönungsstufe man wählt, hängt davon ab, zu welchem Zweck die Sonnenbrille gekauft wird. Es wird in fünf Kategorien unterschieden. Je höher die Zahl der Blendschutzkategorie, desto dunkler das Glas und desto mehr Licht wird absorbiert. Kategorie 0 lässt bis zu 80 Prozent des Sonnenlichts durch und ist daher nur abends oder bei bedecktem Himmel zu empfehlen, Kategorie 1 eignet sich für Frühlingstage mit leichtem Sonnenschein.
Für unsere Breitengrade empfehlen sich im Sommer Gläser der Kategorie 2, die 57 bis 82 Prozent absorbieren, Stufe 3 ist bestens für den Strand, das Schwimmbad oder beim Lesen in der Sonne geeignet, erklärt Kruschinski. Kategorie 4 absorbiert mehr als 90 Prozent des Lichts. Solche Brillen werden nur im Hochgebirge oder auf Gletschern getragen, niemals aber im Auto, dafür sind die Gläser zu dunkel. Wer seine Sonnenbrille hinter dem Steuer trägt, sollte von bunten Gläsern absehen. Sie verfälschen die Farben. Am wenigsten tun das braune und graue Gläser.
So geht der Gläsertest
Auch ein Gläsertest ist vor dem Kauf ratsam: Die Brille 50 Zentimeter von sich weg vor eine gerade Linie – etwa ein Fenster oder eine Tischkante – halten und die Brille leicht drehen. Wird die Linie verzerrt, handelt es sich um minderwertige Gläser, die Kopfschmerzen und Schwindel hervorrufen könnten.
Zum Schluss gilt es, die qualitative Verarbeitung zu prüfen: Die Nasenpads sollten aus Kunststoff gefertigt und flexibel sein und perfekt auf der Nase aufliegen. Sitzen die Gläser richtig im Glas? Macht die Verarbeitung von Glas und Fassung einen stabilen Eindruck? Wie sind die Backen, also die Gelenke gearbeitet? Die Bügel sollte man außerdem probeweise leicht nach außen zu drücken um sicherzustellen, dass sie nicht sofort ausleiern. Eine Sonnenbrille auf einem Markt im außereuropäischen Urlaubsland zu kaufen, hält sie für keine gute Idee. Zu groß sei die Gefahr, seine Augen dauerhaft zu schädigen.