Wissenschaftler züchten „Mini-Gehirne“, die sich von selbst Augen wachsen ließen
In einer Studie züchteten Wissenschaftler „Mini-Gehirne“ in einem Labor-Experiment. Dabei machten sie eine erstaunliche Entdeckung: Die Gehirne entwickelten rudimentäre Ansätze von Augen.
Die Entdeckung könnte große Auswirkungen auf die individuelle Behandlung von Augenerkrankungen haben.
Im Labor gezüchtete „Mini-Gehirne“ entwickelten von allein Augen
In einem Labor-Experiment machten Wissenschaftler eine außergewöhnliche Entdeckung. Die „Mini-Gehirne“, die sie in ihren Petrischalen gezüchtet hatten, entwickelten unerwartet Ansätze von Augen. Die winzigen Zellstrukturen ließen sich zwei symmetrische optische Ausbuchtungen wachsen. Diese sollen die Entwicklung der Augen von menschlichen Embryos darstellen. Was noch erstaunlicher zu sein scheint: Die Augen sind sogar teilweise funktionsfähig. Das konnten die Wissenschaftler an den Lichtreaktionen und den dabei aktivierten Gehirnarealen feststellen.
Wissenschaftler hoffen auf Durchbruch bei Behandlung von Augenerkrankungen
Im Zuge ihrer Arbeit hoffen sie, mit dieser Entdeckung einen Durchbruch bei der Behandlung von Augenerkrankungen machen zu können. Denn auf diese Weise können sie die Entwicklungsstufen der Augen nun besser verstehen und untersuchen. „Unsere Arbeit streicht die außergewöhnliche Fähigkeit der Zellstrukturen unseres Gehirns heraus, sich primitive Ansätze von Sinnesorganen wachsen zu lassen, die sogar lichtempfindlich sind“, so der Neurowissenschaftler Jay Gopalakrishnan der Universitätsklinik in Düsseldorf.
Die Zellen für die gehirnähnlichen Zellstrukturen werden aus Stammzellen gezüchtet, da es ethisch nicht vertretbar wäre echte Gehirnzellen zu entnehmen. Interessant ist die Entdeckung vor allem für die Untersuchung und Testung von Behandlungsmöglichkeiten von Augenerkrankungen. Dabei können die Forscher die Signale der Augen mit dem Gehirn nun genauer untersuchen. Womöglich können sie sogar anhand der neuronalen Zellstrukturen und rudimentären Augenansätze Augenerkrankungen schon in ihren frühen Entwicklungsstadien erkennen. „Wir glauben, dass diese neuronalen Zellstrukturen uns helfen werden Netzhauterkrankungen, die Folge einer frühen neuronalen Entwicklungsstörung sind, abzubilden“, meinen die Wissenschaftler der Studie.