Wenn Kratzen und Quetschen zum Zwang wird
Skin Picking oder auch Dermatillomanie heißt die bisher wenig erforschte Krankheit. „Wenn das Skin Picking anhaltend über mehrere Wochen oder Monate besteht und Hautschäden sichtbar werden, ist das ein Alarmsignal„, sagt Expertin Iris Hauth. Auch wie sehr das Problem den Alltag beeinflusst, spielt eine Rolle: „Viele schämen sich für die Entzündungen oder die Narben und isolieren sich.“
Skin Picking ist oft ein Ventil. „Bei Stress, bei Anspannung, Überforderung, heftigen Emotionen, Wut oder Trauer„, sagt Hauth. Viele kratzen, drücken oder quetschen auch bei Langeweile. Um das Problem angehen zu können, müssen Betroffene den Auslöser und typische Knibbel-Situationen finden. „Dann kann man versuchen, das gewohnte Verhalten durch weniger schädliche Strategien zu ersetzen.“ Das können Betroffene auf eigene Faust versuchen.
Behandlung von Narben und Wunden
Zwar ist Skin Picking in erster Linie ein psychisches Problem. Dennoch kann der Hautarzt helfen, größere Schäden wie Narben oder Entzündungen zu verhindern. „Die Desinfektion der betroffenen Stellen ist wichtig“, sagt der Dermatologe Steffen Gass. Bei Wunden kann Heilsalbe sinnvoll sein. „Die entstandenen Narben können mit Kortison oder Cremes auf Silikon-Basis behandelt werden.“ Vielleicht kann Creme sogar einen Beitrag leisten, das Knibbeln zu reduzieren. „Cremen statt kratzen“, schlägt Gass vor.
Sein Verhalten umzutrainieren dauert. „Ein bis zwei Monate sollte man sich schon Zeit nehmen“, rät Hauth. Wer dann merkt, dass er sich selbst nicht helfen kann, sollte sich professionelle Hilfe suchen. Entweder über den Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, der kognitive Verhaltenstherapie anbietet.