Wegen Sklavenhandel: Benedict Cumberbatch muss eventuell Entschädigung an Barbados zahlen
Der karibische Inselstaat Barbados arbeitet die eigene Geschichte auf und fordert für die Verbrechen der Sklavenhaltung Wiedergutmachungszahlungen. Dabei gerät jetzt auch ein Promi ins Visier: Benedict Cumberbatch.
Denn seine Vorfahren waren aktiv an der Sklavenhaltung beteiligt.
Familie von Benedict Cumberbatch war an Sklavenhandel beteiligt
Gemeinsam mit anderen Staaten der karibischen Inseln plant Barbados mithilfe der Caricom Reparations Commission jene Menschen und Institutionen zur Verantwortung zu ziehen, die Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte lang von der Sklavenhaltung und dem Sklavenhandel auf Barbados profitiert haben. Bisher konzentrierten sich die Länder dabei eher auf Institutionen und ehemalige Kolonialmächte. Doch so wie es aussieht will der Inselstaat auch Familien und direkt Verantwortliche anprangern.
Vergangenen Monat geriet etwa die Vergangenheit des Politikers Richard Drax und seiner Familie in das Visier der Kommission. Seine Vorfahren sollen nämlich maßgeblich an der Entwicklung der Zuckerplantagen beteiligt gewesen sein. Und jetzt folgt ein weiteres prominentes Gesicht: Schauspieler Benedict Cumberbatch.
Denn wie unter anderem „The Telegraph“ berichtet, habe auch seine Familie aktiv zur Sklavenhaltung auf Barbados beigetragen. Der siebte Urgroßvater des Schauspielers – Abraham Cumberbatch – kaufte nämlich 1728 die sogenannte Cleland-Plantage. Laut „The Telegraph“ wurden auf dieser Plantage rund 250 Sklaven gehalten – und zwar so lange, bis die Sklaverei 1834 abgeschafft wurde.
Mögliche Entschädigungszahlungen
Während die Familie Cumberbatch mit der Plantage Medienberichten zufolge ein kleines Vermögen verdiente, beutete sie also über 100 Jahre lang Sklaven aus. Für eben diese Verbrechen will Barbados die Familie jetzt zur Verantwortung ziehen. Gegenüber dem „Telegraph“ betont David Denny, Generalsekretär der Karibischen Bewegung für Frieden und Integration, nämlich: „Alle Nachkommen weißer Plantagenbesitzer, die vom Sklavenhandel profitiert haben, sollten zur Zahlung von Reparationen aufgefordert werden, auch die Familie Cumberbatch“.
Nach dem Ende der Sklaverei erhielt die Familie von Cumberbatch übrigens auch noch finanzielle Entschädigungen. Und zwar „Tausende Pfund“, berichtet „The Telegraph“; eine Summe, die heute einer Millionen britischer Pfund gleichen würde.
Benedict Cumberbatch spricht über Vergangenheit seiner Familie
Ob es wirklich zu einer Zahlungsforderung kommt und wie hoch die Summe sein könnte, die Benedict Cumberbatch und seine Familie als Entschädigung zahlen sollen, ist nicht bekannt. Bisher betont die zuständige Kommission nämlich, dass sich die Untersuchungen noch „im Anfangsstadium“ befinden. „Vieles aus dieser Geschichte kommt erst jetzt ans Licht“, erklärt David Comissiong, Botschafter von Barbados bei der Karibischen Gemeinschaft und stellvertretender Vorsitzender der Nationalen Kommission für Wiedergutmachung auf der Insel.
Wofür das Geld aller Entschädigungen allerdings eingesetzt werden könnte, steht schon fest. Denn David Denny schildert ganz klare Ziele. „Das Geld sollte dafür verwendet werden, die örtliche Klinik in ein Krankenhaus umzuwandeln, die örtlichen Schulen zu unterstützen und die Infrastruktur und den Wohnungsbau zu verbessern“, sagt er.
Benedict Cumberbatch und seine Familie haben sich bisher übrigens noch nicht zu den neuen Entwicklungen geäußert. Bereits in der Vergangenheit betonte der Schauspieler jedoch immer wieder die Schwere seines eigenen Stammbaums. „Wir haben unsere Vergangenheit – man muss nicht weit schauen, um die Vergangenheit der Sklavenhalter zu sehen. Wir waren Teil der gesamten Zuckerindustrie, was ein Schocker ist“, erklärte er dem „Telegraph“ bereits 2018. Und auch vor der Kamera widmet er sich immer wieder dem Thema. 2012 spielte er etwa in dem Oscar-prämierten Drama „12 Years a Slave“ mit – und mimte darin einen Plantagenbesitzer.