Tausende Menschen besuchen täglich das Berliner-Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Über sechs Millionen jüdische Menschen wurden während der Zeit des Nationalsozialismus vergast, erschossen und zu Tode gehungert. Das Holocaust-Mahnmal soll an diese grausamen Verbrechen erinnern. 

Duckface und Selfie Stick am Denkmal

Trotzdem wird die Gedenkstätte von Touristen immer öfters als willkommene Selfie-Zone genutzt. Unter dem Hashtag #holocaustmemorial werden täglich unzählige Fotos auf Social Media Plattformen hochgeladen. Zu sehen sind stylische Teenies, die sich mit Selfie Stick in hippe Posen werfen – und sich dort für das perfekte Foto verrenken, wo einer grausamen Zeit gedacht werden soll. Der Sinn hinter dem Mahnmal ist für viele längst in Vergessenheit geraten.

#look #within #the #stone 👸 #berlinholocaustmemorial #holocaustmemorial

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A new day, a new experience 😊 #glamourtakeover by @iamgeorgiana #holocaustmemorial #germany

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Künstler kritisiert Selfies

Genau dieses unüberlegte Verhalten prangert nun der Berliner Autor und Satiriker Shahak Shapira mit seiner Website, die binnen kürzester Zeit zehntausende Male aufgerufen wurde, an. Er stellte am Mittwochabend dieser Woche die Seite „Yolocaust“ online, auf der er Fotos von Touristen aus den sozialen Medien und alte Bilder aus der NS-Zeit auf erschreckende Weise zusammenlegt.

Wenn man die Seite aufruft, sieht man zuerst die Fotos von lächelnden und ausgelassenen jungen Menschen, die für die Kamera posieren – Duckface, Peace-Zeichen und lustige Sprünge inklusive. Fährt man mit der Maus über die Bilder, zeigt der Künstler, wie die Touristen über Leichenberge hüpfen, in Gräben posieren und vor abgemagerten Holocaust-Insassen Selfies schießen.

Respektvoller Umgang

Die Website macht betroffen, die Bilder jagen uns einen kalten Schauer über den Rücken – aber das ist auch genau das, was der Künstler will. Man soll mit offenen Augen, Empathie und Rücksicht auf andere durchs Leben gehen. Man soll sich, wenn man ein Mahnmal besucht, das an den grausamsten Völkermord unserer Zeit erinnern soll, Gedanken darüber machen, warum es diese Gedenkstätte gibt, anstatt jede Möglichkeit zu nutzen, sich selbst zu inszenieren… für ein paar Likes auf Instagram und Co. Zwar soll das Berliner-Denkmal sehrwohl zu interaktivem Umgang mit dem Thema animieren – als Selfie-Station für coole Bilder war es jedoch sicherlich nicht gedacht.

Scrollt man bis zum Ende der Seite, führt der Künstler an, was man am Mahnmal machen soll/darf und was nicht, was respektlos ist und was nicht und was man tun kann, wenn man sein eigenes Selfie mit dem Hashtag #holocaustmemorial auf der Website findet.