Charmed-Star Alyssa Milano brachte nach dem Aufflammen des ersten Weinstein-Skandals mit ihrem Online-Aufruf im Oktober die Twitter Kampagne #metoo ins Rollen.


#metoo

Anfangs kommentierten nur vereinzelt Frauen auf Twitter Milanos Posting mit #metoo, um zu symbolisieren, dass sie selbst im Laufe ihres Lebens bereits Opfer sexueller Belästigung oder Gewalt wurden. Doch schon nach kurzer Zeit fegte der Kollektiv-Aufschrei über die Grenzen Twitters hinweg und immer mehr Social-Media User posteten #metoo auf den verschiedensten Kanälen. Auch immer mehr prominente Frauen machten haarsträubende Erlebnisse aus der Welt des Glanz und Glamours publik. Zahlreiche einflussreiche Männer Hollywoods wurden des Machtmissbrauchs und der systematischen Belästigung, Erniedrigung und Nötigung von Frauen (und Männern) beschuldigt, darunter Harvey Weinstein, Kevin Spacey, Casey Affleck und viele weitere.

Solidarität

Das Ziel der Kampagne? Das Ausmaß der Ausbeutung und Erniedrigung von Frauen sichtbar zu machen. #metoo schaffte es, entgegen aller Erwartungen, binnen kürzester Zeit vom Web-Phänomen auch in die „echte Welt“ durchzudringen. Rücktritte von Politikern (Peter Pilz), der Rauswurf des House of Cards-Protagonisten Kevin Spacey und kollektive Solidaritätsbekennungen unter Frauen waren die Folge.

Doch nicht alle Frauen empfinden die Kampagne gegen sexuelle Belästigung als sinnvoll. Die österreichische Schauspielerin Nina Proll beschwerte sich etwa in ihrem umstrittenen #notme-Posting über ihre Kolleginnen aus dem Film-Business, fragte sich, warum die Damen freche Avancen von der Männerwelt nicht einfach als Kompliment auffassen und ob das „kollektive Jammern“ denn wirklich sein müsse. Besonders die Opferrolle, in die Frauen laut Proll durch die Kampagne gedrängt werden, würde dem weiblichen Empowerment eher schaden, als Gutes tun.

Hat #metoo tatsächlich Positives bewirkt?

Wir finden, dass es grundsätzlich nie schaden kann, mehr und noch mehr über Dinge wie sexuelle Belästigung und Nötigung zu sprechen – weil es eben, wie das Ausmaß der #metoo-Postings beweist, ein allgegenwärtiges Thema ist. Dass Frauen dadurch in eine Opferrolle gedrängt werden ist nicht zwingend richtig – schließlich dient dieser Aufschrei und die Erkenntnis „Ich wurde auch schon einige Male grenzwertig behandelt“ doch viel eher dem Zweck des Empowerment: „So lassen wir uns nicht mehr behandeln“. So macht das Öffentlichmachen von solch erniedrigenden Erlebnissen Frauen doch eher stärker, als zu schwachen Opfern.

Vorwürfe vieler #metoo-Kritiker, dass beispielweise jeder falsche Blick eines Mannes als sexuelle Belästigung interpretiert werden könnte und Fragen, wo die Grenzen zu ziehen sind und was man(n) denn eigentlich noch darf, führen allesamt dazu, dass Menschen miteinander über das Thema diskutieren. Und das wurde auch Zeit. Denn nur wenn offen über solche und ähnliche Themen gesprochen wird, werden Dinge wie häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch eher angezeigt und mit Konsequenzen gestraft. Deshalb finden wir, dass die #metoo Kampagne sogar sehr viel gebracht hat, vor allem für die nächste Generation.

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