Was genau ist Biohacking und wie funktioniert es? Ein Experte verrät seine Tricks
Schon mal von Begriffen wie „genetisches Maximum“ und „biologische Potenzialentfaltung“ gehört? Beim Biohacking vollkommen normal. Doch was ist das eigentlich genau und funktioniert dieses ständige Optimieren? Diese Fragen haben wir einem echten Biohacker gestellt.
Und seine Antworten haben uns richtig verblüfft.
Was ist Biohacking eigentlich?
Sie holen das Beste aus sich raus, optimieren sich Tag und Nacht; Begriffe wie „genetisches Maximum“ oder „biologische Potenzialentfaltung“ gehören zu ihrem Sprachgebrauch: Die Rede ist von Biohackern, die mit einer Mischung aus Technologie und Natur ihre DNA verändern. Ein Biohacker verrät uns, worauf es wirklich ankommt und wie wir uns auch in Sachen Beauty optimieren können
Die Frage aller Fragen lautet: Was ist Biohacking genau? „Darunter können sämtliche Interventionen gesehen werden, durch die man die Entfaltung seiner Gene manipulieren kann – sprich: wie ich das Maximum aus meinen Genen raushole“, erklärt uns Martin Kowarik. Er ist ein Biohacker, bezeichnet sich selbst aber lieber als Psychoneuroimmunologe.
Biohacking hat viele Gesichter
- Variante 1: Manche versuchen, ihren Körper mit natürlichen Mitteln so zu optimieren, dass sie das Maximum entfalten können und immerzu fit bleiben. Wie zum Beispiel Schlaf und Ernährung.
- Variante 2: Eine extremere Version, die hauptsächlich in den USA auftritt, ist das Einsetzen von Chips und die Nutzung von diversen Tech-Gadgets, mit denen die eigene Leistung deutlich verbessert werden soll und der Körper sein volles Potenzial entfalten kann.
- Variante 3: Noch krasser ist die dritte Variante: Durch eine neue Technologie, die auf einem Abwehrsystem basiert, welches Bakterien gegen Viren tauscht, will man die eigene DNA verändern und das Erbgut auf Mutationen untersuchen.
Kurz gesagt: Biohacking vereint Bereiche des täglichen Lebens wie Psyche, Ernährung, Fitness sowie Schlaf und will mit Ritualen oder Science-Fiction-ähnlichen Tunings das Beste aus den Menschen rausholen. Vor allem der Bereich Lifestyle-Biohacking, also das Optimieren von Schlaf, Ernährung und Co, wird immer beliebter.
Zwischen Genie und Wahnsinn
Angefangen hat der Trend in den USA. Der Unternehmer und Autor Dave Asprey, seines Zeichens der Pionier des Biohackings, gründete 2014 Bulletproof Nutrition – eine Marke, die sich darauf konzentriert, die menschliche Leistung zu verbessern. Sein bescheidenes Lebensziel: Er möchte mindestens 180 Jahre alt werden. Dafür hat er immerhin auch schon über eine Million Dollar investiert und seine Biologie gehackt.
Die Injektion seiner eigenen Stammzellen, die tägliche Einnahme von etwa 100 Nahrungsergänzungsmitteln und die Besuche einer Sauerstoffdruckkammer sind nur ein paar der Dinge, die Asprey macht, um sich zu optimieren. Zu seinen revolutionären Erfindungen gehört auch der in der Biohacker-Community heiß geliebte Bulletproof Coffee – oder anders ausgedrückt: Kaffee mit Kokosöl und Butter, der beim Abnehmen helfen und für ordentlich Power sorgen soll.
Und dann gibt es da noch Neil Harbisson, einen Avantgardkünstler aus New York, der seit seiner Geburt farbenblind ist und sich eine Antenne unter seine Schädeldecke implantieren ließ. Dieses Gadget misst elektromagnetische Strahlung und übersetzt Farben, Anrufe, Bilder sowie Videos in Klänge. Kein Wunder, dass Harbisson auch der erste offiziell anerkannte Cyborg der Welt ist.
Ernährung ist das A und O
Neben diversen technischen Features, spielt Ernährung im Bereich des Biohackings eine große Rolle. Das bestätigt auch Martin Kowarik. „Unser Immunsystem braucht andauernd Energie, wenn es ein Problem im Körper gibt. Wenn ich also versuche, Lebensmittel zu reduzieren, die Entzündungsreaktionen triggern, sieht die Energieverteilung schon mal ganz anders aus.“ Viel eher sollte man sich auf Gemüse, Obst, Nüsse, Samen, Schalentiere, Eier, weißes Fleisch und Fisch, der gesunde Fette liefert, konzentrieren.
Wichtige Nährstoffe wie etwa Antioxidantien in Form von Supplementen sind ein Muss am Biohacker-Speiseplan. Und auch in Sachen Beauty können wir das Maximum anhand der Ernährung rausholen: „Wenn man auf Lebensmittel verzichtet, durch die eine erhöhte Insulinproduktion stattfindet, dann hat man schon mal ein viel schöneres Hautbild“, erklärt Kowarik.
Wer also keine Milchprodukte, keinen Zucker oder weißes Mehl zu sich nimmt, der sollte nicht nur eine reinere Haut, sondern auch gesunde und glänzende Haare sowie lange und starke Nägel haben. Ein weiterer Tipp des Biohackers: „Man könnte auch Kosmetik verwenden, in der so wenig chemische Substanzen wie möglich enthalten sind. Stichwort: Naturkosmetik.“ Es müssen also nicht immer Mikrochips und Sensoren in den Körper implantiert werden, um für ein Upgrade zu sorgen.
Regeneration im Schlaf
Dass Schlaf maßgeblich für unsere Regeneration ist, wissen wir bereits. Aber wusstet ihr auch, dass Biohacker diesen Aspekt als besonders wichtig empfinden? Nur wer gut schläft, kann sich auch ausreichend optimieren. Während die einen auf Hilfsmittel wie Meditation, Einschlaf-Apps und Kräutertees setzen, verbannen andere sämtliche elektronischen Geräte aus dem Schlafzimmer und schalten oft sogar das WLAN ab.
Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen ist unter Biohackern eigentlich verpönt – wer es aber dennoch nicht lassen kann, seine körperlichen Leistungen spätabends zu messen, oder die Lieblingsserie noch zu Ende schauen möchte, für den hat Martin Kowarik einen Tipp: „Eine Blaulichtfilterbrille nimmt den störenden Anteil und die ungesunde Frequenz aus dem Blaulichtspektrum heraus. Damit wird auch die Regeneration nicht ganz so gestört.“
Auch für Optimierungen im Alltag hat der Biohacker einen guten Rat: „Ein einfacher Tipp ist jedenfalls, sein Leben in gewisser Weise zu hinterfragen. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber man sollte sich anschauen: Wie viel arbeite ich? Was mache ich für mich und was für die anderen? Mache ich wirklich das Stundenpensum, das mir Freude macht, oder überfordere ich mich damit? Aus diesem Rad kommt man so schnell nicht raus, gerade auch in Zeiten wie diesen, wo jeder froh ist, dass er einen Job hat. Was man aber immer machen kann, ist – neben der richtigen Ernährung – auch Sport zu betreiben. Denn über Körperbewegung werden Faktoren in unserem Körper aktiviert, die unseren Energiestoffwechsel regulieren und mit dem Immunsystem zusammenhängen“, so Kowarik.
Mit anderen Worten: Die einfachere Variante von Biohacking kann so ziemlich jeder betreiben, ohne dafür ein Tech-Genie sein zu müssen. Ob man dabei auch etwas falsch machen kann? „Unter Umständen, ja. Man sollte im Bereich der Ernährung auf keinen Fall etwas blind substituieren, sondern etwaige Mängel mit dem Arzt besprechen.“ Auch wichtig: Biohacking sollte niemals als Ersatz zur klassischen Medizin gesehen werden.
Können wir unsterblich werden?
Die Menschheit ist schon lange bestrebt, einen Weg zur Unsterblichkeit zu finden. Dazu gehört eine Einheit aus körperlicher und geistiger Gesundheit, einem fitten Lebensstil und der Angewohnheit, andauernd an sich zu arbeiten und Verbesserungsmöglichkeiten zu finden. „Gerade High Performer machen sich Gedanken darüber, wie sie noch leistungsfähiger werden können“, sagt Kowarik.
Die Antwort darauf ist wie bei vielen anderen Dingen auch: das Erreichen des genetischen Maximums. Ob in Form von täglichen Ritualen, die einem guttun, oder indem man ein fast schon roboterhaftes Wesen kreiert: Mit Biohacking können wir bestimmte Codes in unserem Körper aktivieren, die uns besser, härter und powervoller machen. Doch ob es sich dabei nur um einen weiteren Hype handelt, der in den nächsten Jahren wieder verblasst, oder Biohacking eine lebensverändernde Praktik ist, kann wohl nur jeder für sich selbst entscheiden. Bei einer Lebenserwartung von rund 180 Jahren hat man schließlich auch genügend Zeit, das auszuprobieren! 😉
Die besten Apps zur Selbstoptimierung
- Atmosphere
Diese App sorgt für eine angenehme Atmosphäre mit verschiedenen Soundeffekten wie Regen, Tiergeräuschen und Melodien. Auch binaurale Beats, durch die bestimmte Zellen im Gehirn stimuliert werden, sind im Programm. Der Vorteil: Reduziert Angstzustände und steigert die Kreativität. - Sleep monitor
Mit Sleep Monitor habt ihr Einschlafhilfe, Schlaftracker, Wecker und Traumtagebuch in einem. Zudem könnt ihr euren Schlaf analysieren und optimieren. Denn die App speichert jedes Geräusch, das ihr während des Schlafens macht. - Five Minute Journal
Das digitale Tagebuch hilft dabei, mit positiven Gedanken in den Tag zu starten und zu reflektieren, wofür man dankbar ist. Zudem kann man seine Erfolge notieren – und es ebenso festhalten, wenn’s mal nicht so rund läuft. - Seven
Sieben Minuten Sport am Tag sollte eigentlich jeder schaffen. Mit dieser App wird man zusätzlich motiviert und kann sogar eigene Trainingspläne erstellen. Lifehack: Aktion = Motivation.