Migräne: Was Betroffene dir gerne sagen würden
Ihren Mitmenschen bleibt der Schmerz von Migräne-Patienten oft unbegreiflich. Ein bisschen Kopfweh hat schließlich jeder mal, das kann doch nicht so schlimm sein? Ist es wohl, sagen Betroffene. Und wir sollten ihnen endlich glauben – und Mitgefühl zeigen.
Migräne ist kein simples Kopfweh
Doch noch immer wird sie oft als solches abgetan. Denn gerade weil es sich dabei um eine „unsichtbare“ Krankheit handelt, müssen Betroffene sich zusätzlich zu ihren großen Schmerzen oft auch noch mit Kommentaren wie „Stell dich doch nicht so an!“ oder „Kopfweh hat doch jeder mal!“ herumschlagen. Ihre Mitmenschen werfen ihnen vor, zu simulieren oder zu übertreiben.
Doch wie sich Migräne wirklich anfühlt, weiß niemand, der es nicht schon einmal erlebt hat: Eine Attacke kommt oft ohne jede Vorwarnung. Im Kopf wütet ein Presslufthammer oder tobt ein Gewitter. Die pulsierenden Schmerzen konzentrieren sich auf eine Kopfhälfte. Bewegung, Licht und Lärm machen alles noch schlimmer. So beschreiben Betroffene einen Migräne-Anfall. Bis zu drei Tage kann ein solcher dauern. Oft kommt auch noch Übelkeit und Erbrechen dazu. Unnötig zu erwähnen, dass an Arbeit und normalen Alltag nicht zu denken ist. Nicht ohne Grund zählt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Migräne zu jenen 20 Leiden, die das tägliche Leben am meisten einschränken.
Die Auslöser für Migräne sind noch immer Gegenstand der Forschung. Stress, Lärm, unregelmäßiger Schlaf oder bestimmte Nahrungsmittel sind meist die Trigger für eine plötzliche Attacke. Das Gehirn von Migräne-Patienten reagiert besonders aktiv auf solche Reize. „Die Nervensteuerung entgleist: Das Gehirn wird übermäßig aktiviert, die Energieversorgung der Nervenzellen bricht zusammen und Schutzreflexe werden in Gang gesetzt“, beschreibt der Schmerzmediziner Hartmut Göbel den komplexen Vorgang in einem Interview mit der APA.
„Und warum nehmen die dann bitte nicht einfach eine Tablette dagegen?“
Die starken Schmerzen bei Migräne können mit Tabletten selten ausgelöscht, sondern höchstens gelindert werden. Dazu kommt, dass die regelmäßige Einnahme von Akut-Medikamenten fatale Nebenwirkungen haben kann und sogar zu Dauerkopfschmerzen führen kann. Anstatt den Anfall einer Kollegin oder eines Kollegen also herunterzuspielen und abzutun, sollten wir ihren Schmerz ernst nehmen. Migräne ist nicht „nur Kopfweh“, sondern eine Krankheit – auch wenn man sie von außen nicht sehen kann. Das Mindeste, das man als Außenstehender für Betroffene tun kann, ist Verständnis und Mitgefühl aufzubringen.