Warum „Swarm“ für uns eine der besten Serien des Frühlings ist
Die neue Prime Video Serie „Swarm“ (deutsch: „Bienenschwarm“) zeigt, was passieren könnte, wenn man das Thema Fan-Sein ein bisschen zu ernst nimmt. Das Ergebnis: eine Horrorserie mit jeder Menge Schock-Faktor und einem großartigen Cast.
Wir haben uns die Show im Seriencheck angesehen.
„Swarm“: Wenn das Fan-Dasein eskaliert
Das Horrorgenre erlebt gerade neue Höhen; nicht nur, wenn es um Kinofilme geht, sondern auch im Serienformat. Das zeigt derzeit wohl keine Show so gut wie „Swarm“. Denn die Serie von Superstar Donald Glover begibt sich in die dunkle Seite der Fandom und zeigt eine Hauptfigur, die nicht unheimlicher sein könnte. Vergesst Joe Goldberg und Co, vor Dre solltet ihr wirklich Angst haben.
Denn Dre ist riesiger Fan der Künstlerin Ni’Jah – und das schon seit frühester Kindheit. Sie verfolgt das Leben der Sängerin in jedem einzelnen Moment, führt einen Stan-Twitter-Account und kennt wirklich JEDES Detail aus dem Leben der Künstlerin. Dre ist besessen und kann es absolut nicht akzeptieren, wenn jemand nicht versteht, dass sie die beste Künstlerin aller Zeiten ist. Wer andere Favorit:innen hat oder es sogar wagt, (online) über Ni’Jah oder ihre Musik zu lästern, missfällt der jungen Frau dementsprechend sehr. Und was als Abneigung beginnt, eskaliert bei Dre schnell. Denn letztlich zeigt sie in ihrem Wahnsinn: für ihr großes Idol würde sie sogar über Leichen gehen – wortwörtlich. Denn wer Dres Frage „wer ist dein Lieblingskünstler“ nicht richtig beantwortet, könnte in Gefahr sein.
Wie weit geht ihr für euer Idol?
„Swarm“ nimmt also ein Konzept, das wir schon aus einigen Horrorfilmen kennen, den Rachefeldzug, und adaptiert ihn in die Fandom-Welt. Und ohne hier zu viele Spoiler geben zu wollen: das Ergebnis ist nicht nur schockierend, sondern auch richtig beeindruckend. Denn „Swarm“ schafft die perfekte Mischung aus überzogenen Darstellungen und realistischem Horror. Denn auch, wenn es wohl nicht ganz nachvollziehbar ist, warum Dre ihr Idol so sehr verteidigt, ist das bedingungslose Unterstützen eines Promis für viele ein Teil ihrer Identität. Besonders durch die Sozialen Medien hat das Fan-Sein auch die Komponente des Verteidigens bekommen.
Wann immer Superstars kleine Shitstorms oder auch nur ein bisschen Kritik bekommen, gibt es abertausende Fans, die ihr Idol verteidigen. Bei BTS nennen sie sich passenderweise Army, bei Beyoncé (die sehr viele Ähnlichkeiten und Parallelen zu Ni’Jah hat) ist es der Beyhive und bei der fiktiven Ni’Jah ist es eben der Swarm. Und auch in der Serie gibt es Fans, in denen sich wohl viele von uns wiederfinden. Menschen, die ihre liebste Musikerin einfach vergöttern; die aber nicht so weit gehen wie Dre.
Horror mit emotionaler Tiefe
Hauptdarstellerin Dominique Fishback verleiht Dre dabei so viel Tiefe, dass wir als Publikum nicht nur enorme Angst und Panik vor ihrem creepy Blick haben, sondern auch unbedingt verstehen wollen, warum sie so besessen von dem Popstar ist. Schritt für Schritt erfahren wir mehr aus ihrer Vergangenheit. Und auch, wenn das ihre Handlungen in keinster Weise rechtfertigt; für uns als Publikum entsteht ein emotionaler und facettenreicher Charakter, den es im Horrorgenre viel zu selten gibt. Sie mordet nicht nur aus Mordlust. Dahinter steht eine krankhafte Mission, die sie sich selbst auferlegt hat und aus der sie einfach nicht mehr hinauskommt. Sie muss ihr Idol schützen – denn nur so hat sie eine Chance, eine Beziehung zu ihr aufzubauen und sie vielleicht sogar kennenzulernen. Zum Ende hin verliert sich diese Tiefe aber mehr und mehr und vor allem nach dem Finale wird klar, dass „Swarm“ zwar große Themen angeschnitten hat, sie aber leider nicht ganz ausarbeitet. Oder dürfen wir vielleicht doch auf eine zweite Staffel hoffen?
„Swarm“:Promi-Cast sorgt für Euphorie
Aber „Swarm“ sorgt derzeit online nicht nur wegen der unheimlichen Szenen und „You“-Vibes für Euphorie. Denn zusätzlich gibt es auch noch einige bekannte Gesichter, die wir in der Serie sehen. Billie Eilish feiert etwa ihr Schauspieldebüt als gruselige Sektenleiterin; Rory Culkin gibt den verwirrten One-Night-Stand und Paris Jackson (ja, die Tochter von Michael Jackson) spielt eine Stripperin, deren Freund sie misshandelt. Sie alle haben keine großen Rollen, sondern spielen nur in einzelnen Folgen mit. Sie helfen aber dabei, Dres Wahnsinn deutlicher zu zeigen.
Natürlich spielt bei all den bekannten Gesichtern eines natürlich die größte Rolle: Beyoncé! Denn wer sich „Swarm“ ansieht, bemerkt einige Parallelen zu dem Leben der Sängerin; sei es die Fandom-Bezeichnung, das bahnbrechende Album 2016 (oder habt ihr „Lemonade“ schon vergessen?), den erfolgreichen Ehemann und sogar die Auseinandersetzung in einem Aufzug. Doch auch, wenn die Show zum Beginn jeder Folge explizit betont, dass Ähnlichkeiten mit realen Personen beabsichtigt sind, geht „Swarm“ nicht den letzten Schritt, um Beyoncé namentlich zu nennen. Vielleicht, um sich rechtlich abzusichern, vielleicht aber auch, um einfach eines zu zeigen: bei dem obsessiven Fan geht es eigentlich gar nicht um den Star selbst. Krankhafte Begeisterung kann man schließlich auf jeden projizieren. Und darin liegt doch der eigentliche Horror.