Frauentag: Warum so viele Frauen Feminismus falsch verstehen
Der Skandal um Emma Watsons Brüste im letzten Jahr zeigte einmal mehr, dass viele (vor allem junge) Frauen vergessen, oder missinterpretieren, was Feminismus wirklich bedeutet – Zeit, noch einmal darüber nachzudenken.
Kann man Brust(ansatz) zeigen und trotzdem Feministin sein?
„Emma Watson so: ‚Feminismus, Feminismus, Gender Gap, warum nimmt man mich als Frau nicht ernst, Feminismus, oh und hier sind meine Brüste‘„, „Heuchlerin„, „billig„, „lächerlich„, „Pseudo-Feministin„ – das sind nur einige der Reaktionen auf Emma Watsons freizügigen Photo-Shoot für die Vogue vor einem Jahr, bei dem es die Schauspielerin doch tatsächlich wagte, etwas Brustansatz zu zeigen. Und das, „obwohl“ sie eine selbst erklärte Feministin ist…
Misinterpretation auf ganzer Linie
Doch woher rührt diese Feindseligkeit (von Frauen) gegenüber Frauen, die sich in ihrem Körper wohl fühlen und gleichzeitig dafür kämpfen, sich nicht objektivieren zu lassen?
„Du aggressive Kampf-Lesben-Emanzen-Feministin, du„
Vielleicht hat dieses Missverständnis etwas damit zu tun, dass unsere Generation mit einem etwas verzerrten Bild von Feministinnen aufgewachsen ist. Irgendwie wurde uns vermittelt, dass Feministinnen, oder noch negativer behalftet „Emanzen„, „Kampf-Lesben“ sind, die aggressiv auftreten, ständig diskutieren wollen, Männer hassen und mit „Frausein“ wie wir (beziehungsweise die Medien) es definieren rein gar nichts zu tun haben.
Eine Frau, die ihre Weiblichkeit feiert, offen mit ihrer Sexualität umgeht und gleichzeitig verlangt, dass man sie ernst nimmt ist für viele also eine unmögliche Kombination. Schuld daran sind wohl teils die Medien, teils die Männer (Bukowski meinte etwa: „Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren„) und teils wir Frauen. Die Autorin Christine Nöstlinger, eine der berühmtesten Feministinnen Österreichs meinte im Interview mit Ö1 anlässlich des Weltfrauentags: „Ich höre seit 20 Jahren jeden Frauentag das selbe, und es hat sich nichts verändert (…) ein ‚Binnen I‘ haben wir bekommen. Aber das ist ein bisschen wenig (…) Die Frauen sind auch selbst schuld (…) Es sind Generationen von Frauen nachgewachsen, die sich nicht mehr um Feminismus scheren“.
Falsche bzw. zu wenig Auseinandersetzung mit dem Feminismus?
„Was haben meine Brüste denn bitte mit Feminismus zu tun?„, meint auch Emma Watson, die sich durch die zahlreichen negativen Reaktionen in ihrem Tun nur noch bestärkt fühlt. Seit Jahren setzt sie sich für Frauenrechte und Geschlechtergleichheit ein. „Bei Feminismus geht es darum, Frauen die Wahl zu lassen“, erklärt sie und meint weiters: „Feminismus ist kein kleiner Stock, mit dem sich Frauen gegenseitig schlagen sollen. Es geht um Freiheit und Gleichheit!„.
DAS ist Feminismus
Der Kampf für Geschlechtergleichheit und die Tatsache, dass Frauen die Wahl haben (egal ob es darum geht, was sie mit ihrem Körper tun, was sie denken oder was sie sagen) sind die Grundpfeiler des Feminismus. Weshalb die Tatsache, Emma Watson als Heuchlerin zu bezeichnen, weil sie eben genau das tut, einmal mehr zeigt, wie dringend auch im Jahre 2017 noch über Feminismus und Geschlechterstereotype diskutiert werden muss.
Denn eins ist klar: Frauen können (und dürfen) smoking hot, klug, emanzipiert, selbstbewusst, witzig und stark sein – und zwar alles gleichzeitig. Punkt.