Seit 16 Jahren ist die deutsche Band „Revolverheld“ mit ihrer Musik erfolgreich. Letztes Jahr haben die vier Jungs aus Hamburg ihr fünftes Studioalbum „Zimmer mit Blick“ veröffentlicht. Im März geht es mit ihren neuen Songs im Gepäck endlich wieder auf Tour, auf der sie versuchen wollen Plastikmüll so gut es geht zu vermeiden. Und auch sonst zeigen sie sich mit ihrer neuen Platte gesellschaftskritischer, denn je. Wir haben mit Revolverheld-Schlagzeuger Jakob Sinn geplaudert.

Ab März startet ja eure „Zimmer mit Blick Arena Tour“, was erwartet die Fans?

„In Wien waren wir das letzte Mal mit unserem  MTV Unplugged Programm. „Zimmer mit Blick“ ist ein krasser Gegensatz dazu. Für die neue Platte hatten wir Lust, die E-Gitarre wieder auszupacken. So sind Songs entstanden, die ein elektronischeres Gewand haben und lauter sind. Es wird eine große Party werden. Es wird auf jeden Fall ein bunter, lustiger Abend.“

Wie kann sich das Tourleben bei euch so vorstellen? Mit jeder Menge Party und Eskalation oder doch ganz gesittet?

„Ich glaube, dieses Klischee Sex, Drugs und Rock’n’Roll ist ein bisschen überholt. Wir sind auch nicht mehr die Jüngsten und haben schon zwei Kinder in der Band. Niels (Gitarrist) und Johannes (Sänger) haben schon Nachwuchs. Jeden Abend Party würden wir nicht durchhalten (lacht). Aber gerade in Wien kann man gut feiern. Wir haben auch viele Freunde hier, die wir treffen wollen. Das ein oder andere Bier wird schon getrunken, aber es artet nicht aus. Sonst macht der alte Körper nicht mehr mit. ;)“

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Geht ihr euch manchmal auf die Nerven oder hat jeder seinen Freiraum?

„Wir kennen uns lange und unsere Macken sehr gut. Wir gehen uns tatsächlich nicht wirklich auf die Nerven. Das liegt auch daran, dass wir als Freunde angefangen und das über die Jahre auch bewahrt haben. Das ist eines unserer Erfolgsgeheimnisse. Bei uns steht die Freundschaft im Vordergrund. Man muss miteinander reden, um Probleme lösen zu können.“

Ihr seid schon sehr lang mit Revolverheld unterwegs und erfolgreich und habt jetzt auch euer fünftes Album rausgebracht. Woher holt ihr euch nach so vielen Jahren eure Inspiration?

„Wir versuchen immer, zu erzählen, was uns und unser Umfeld beschäftigt. So sind die Texte und Inhalte mit der Zeit mit uns gewachsen. Beim ersten Album waren wir Anfang/Mitte 20, da sind natürlich andere Themen interessant, als jetzt mit Ende 30. Bestimmte Sachen werden wichtiger und andere rücken in den Hintergrund. Gerade beim letzten Album war uns der sozialkritische Aspekt wichtig. ‚Zimmer mit Blick‘, der Titeltrack, soll sinnbildlich für unsere Gesellschaft stehen. Es geht darin nicht um ein Hotelzimmer mit schönem Ausblick, wie oft vermutet. Es ist vielmehr eine Metapher dafür, dass wir die Welt aus unserer Blase heraus betrachten. Es läuft momentan sehr viel in die falsche Richtung, aber wir neigen dazu, die Augen davor zu verschließen. Wir wollen mit dem Song nicht mit erhobenem Zeigefinger vor den Leuten stehen, aber wir wollen wachrütteln.“

Was hat euch dazu gebraucht, gerade jetzt auch politische Themen aufzugreifen?

„Ich glaube, wenn man in der Öffentlichkeit steht, hat man die Verpflichtung, sich zu äußern, wenn man das Gefühl hat, dass irgendetwas schief läuft. Wir haben das große Glück und Privileg, dass einige Leute uns zuhören. Dann finde ich es schon wichtig, dass man seine Meinung sagt.“

Ihr engagiert euch ja unter anderem auch gegen Rechts und setzt euch für Themen wie Plastikvermüllung ein und seid jetzt auch Botschafter gegen Plastikmüll für WWF. Warum ist euch auch das so wichtig?

„Wir müssen die Verantwortung annehmen, die dieser Job mit sich bringt. Das Thema Plastikmüll ist weltweit hochaktuell. Im Kleinen kann außerdem wirklich jeder etwas dazu beitragen. Wir wollen mit unserer Arbeit versuchen, dieses Bewusstsein zu schärfen. Das gilt auch für andere Themen. Wir unterstützen auch die Organisation ‚Laut gegen Nazis‘, oder ‚Viva con Agua‘, die sich für Trinkwasserprojekte in der Dritten Welt einsetzt.“

Wie tust du dir selbst, um möglichst plastikfrei zu leben? Ich hab das nämlich eine Woche lang ausprobiert und habe festgestellt, dass es extrem schwer ist.

„Es ist sehr schwierig, aber es gibt Alternativen. Wir werden selbst auch ein Tryout machen und wollen unsere Tour plastikfrei gestalten und zum Beispiel auf Einweg-Becher verzichten. Ob das gelingt, ist eine andere Frage. Oft sind die Locations leider nicht vorbereitet. Irgendwann werden Alternativen zu Plastik normal sein – hoffentlich nicht zu spät.“

In eurer aktuellen Single „Liebe auf Distanz“ spielen Fernbeziehungen eine große Rolle. Wie ist da für euch so? Wie einfach oder schwierig ist es, Beziehung (Partner, Freunde, Familie) aufrechtzuerhalten?

„Wir sind hauptsächlich im deutschsprachigen Raum unterwegs, deswegen sehen wir unsere Freunde und Familie schon regelmäßig. Aber es kommt schon auch vor, dass wir an Geburtstagen oder sonstigen Terminen nicht da sein können. Das ist natürlich traurig, aber unser Umfeld kennt das mittlerweile.“

Worauf freust du dich bei eurer Tour persönlich am meisten?

„Grundsätzlich freu ich mich, dass wir wieder losfahren und Musik machen können. Das Tolle am live Spielen ist, dass es einzigartig ist, denn man weiß nie, wie das Publikum drauf ist und reagiert. Das ist auch das, was wir am meisten zelebrieren. Gemeinsam mit den Fans eine besondere Energie entstehen lassen.“

Revolverheld spielt am 25. März 2019 in der Wiener Stadthalle.