Am heutigen Equal Pay Day soll auf die immer noch großen Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen aufmerksam gemacht werden. Wir Frauen verdienen in Österreich laut Arbeiterkammer nämlich immer noch 18,8 Prozent weniger, als Männer. Eine absolute Frechheit. Mindestens genauso schlimm sind die armseligen Versuche zu erklären, warum das so ist.

Diese 5 Aussagen über die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen kann man sich echt sparen:

1. „Männer arbeiten härter“

Ja ne, ist klar. Und deswegen haben die Herren der Schöpfung natüüüürlich auch mehr Gehalt verdient. Unsere zarten Frauenkörper lassen ja auch nichts anderes zu. Stimmt nicht! Frauen arbeiten genau gleich hart, oder sogar härter, weil sie gegen Geschlechterklischees und Sexismus kämpfen müssen und oft Mehrfachbelastungen managen. Laut einer OECD Studie aus 2015 arbeiten Frauen sogar insgesamt mehr Stunden, als ihre männlichen Kollegen. Zudem MÜSSEN Frauen sogar härter arbeiten als Männer, denn sie stehen im Berufsleben oft vor größeren Hindernissen und müssen sich ihre Anerkennung härter erarbeiten. Das zeigt sich beispielsweise in dem Frauenanteil in Führungspositionen. Laut dem aktuellen „Frauen.Management.Report“ der Arbeiterkammer aus 2023, bei dem der Frauenanteil in Geschäftsführungen der Top 200 Unternehmen in Österreich erhoben wird, liegt dieser derzeit bei 10,5 Prozent. Eine ziemlich aussagekräftige Zahl. 

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2. „Frauen verhandeln einfach schlechter“

Wir Frauen sind ja sooooo arm und trauen uns nicht, den Mund aufzumachen. Männer, ihr habt ja so recht. Wir sind total selbst schuld an unserer Misere. Bullshit! Schon mal daran gedacht, dass es tatsächlich sein könnte, dass wir sehr wohl nach Gehaltserhöhungen fragen und auch verhandeln, aber Männern gegenüber immer noch benachteiligt werden? Ist nämlich so. Das Ganze fängt schon bei den Einstiegsgehältern an. Laut einer Studie aus Deutschland erhalten Frauen im Durchschnitt acht Prozent weniger Einstiegsgehalt als Männer. Das heißt unsere Grundvoraussetzung für denselben Job das gleiche Gehalt wie unsere männlichen Kollegen zu bekommen, ist also schon mal deutlich schlechter. Dadurch sind wir bei Gehaltsverhandlungen schon mal klar im Nachteil. Und auch bei den Verhandlungen selbst haben Frauen mit größeren Herausforderungen zu kämpfen, denn während Männer öfter eine Gehaltserhöhung auf Vorschlag eines Vorgesetzten oder eines Kollegen bekommen (satt 58 Prozent der Männer), ist bei Frauen Eigeninitiative gefragt, so eine Studie des Ifes-Instituts im Auftrag der Gewerkschaft für Privatangestellte.

3. „Frauen verdienen weniger, weil sie Kinder bekommen“

Die Natur hat uns aber auch echt benachteiligt. Jetzt können wir schon nicht hart arbeiten, verhandeln schlecht und dann ist unser Körper auch noch dazu gemacht, Kinder zu bekommen. Wo soll denn das bitte alles hinführen? Fakt ist: Egal ob wir dann tatsächlich welche bekommen oder nicht, die Tatsache, dass wir Kinder bekommen können, ist tatsächlich ein häufiger Grund, warum Frauen schlechter bezahlt werden. Das zeigt sich deutlich in den steigenden Gehalts- und auch Karriereunterschieden ab 30. Sowohl die Lohnschere, also auch der Verlauf der Karriere von Männern und Frauen gehen ab diesem Alter noch extremer auseinander. Das zeigt eine Studie aus den USA, bei der das Gehalt und die Positionen im Unternehmen von insgesamt 165.000 Arbeitnehmern analysiert wurden. Frauen ab 30 werden seltener in Führungspositionen eingestellt, was dazu führt, dass die Unterschiede zwischen den Gehältern noch größer werden. Die Forscher führen diese Ergebnisse zu einem großen Teil auf Diskriminierung von Müttern im Berufsleben zurück.

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4. „Es arbeiten mehr Frauen in Teilzeit-Berufen, als Männer“

Stimmt, tatsächlich ist in Österreich fast jede zweite berufstätige Frau Teilzeit beschäftigt. Wisst ihr auch, warum? Weil wir ja nicht so hart arbeiten können und Kinder zu Hause haben. Das Arbeiten müssen dann natürlich die Männer übernehmen. Die können ja auch besser verhandeln und drum mehr Geld für die Familie nachhause bringen … Natürlich alles Blödsinn! Tatsache ist nämlich: Teilzeit-Beschäftige werden im Gender Pay Gap gar nicht erst berücksichtigt. Würde man diese Einkommen auch noch dazuzählen, wäre der Unterschied zwischen Männern und Frauen sogar noch größer und läge bei etwa 40 Prozent. Hinzu kommt, dass Frauen mit Familie oftmals gar keine andere Möglichkeit bleibt, als Teilzeit-Jobs anzunehmen, obwohl sie eigentlich sogar dazu bereit wären, Vollzeit zu arbeiten, da es in Österreich keine ausreichenden Modelle der Kinderbetreuung für berufstätige Eltern gibt. Das heißt, es gibt zum Beispiel nicht genügend Betreuungsplätze oder zu wenige Förderungen, weswegen sich Mütter oftmals dazu entscheiden zugunsten ihrer Kinder und Familie weniger zu arbeiten.

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5. „Frauen arbeiten in Berufen, die schlechter bezahlt werden“

Ja, das stimmt sogar tatsächlich. Aber selbst bei Vergleichen mit Männern, die in denselben Berufen arbeiten, werden Frauen immer noch schlechter bezahlt. Dieses Argument erklärt den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen also auch nicht. Laut Statistik Austria werden Faktoren wie die Branche beim Gender Pay Gap zwar berücksichtigt. Tatsächlich spielt dieser Faktor allerdings nur eine ganz geringe Rolle in den großen Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen. Der wahre Grund für den immer noch bestehenden Gender Pay Gap, sind laut Statistik Austria ein „unerklärter Anteil“, der weder auf die Arbeitsausdauer, Familie oder das Anstellungsverhältnis noch die Art und Weise, wie man über Gehalt verhandelt, zurückzuführen ist. Es gibt in Wahrheit als genau GAR KEINE Erklärung, geschweige denn gerechtfertigte Gründe dafür, warum wir Frauen weniger verdienen als unsere männlichen Kollegen. Eine wirklich schlimme Tatsache, die wir uns gerade am Equal Pay Day, aber eigentlich das ganze Jahr über und vor allen den Herren der Schöpfung vor Augen halten sollten.

*Achtung: Dieser Artikel kann Spuren von Sarkasmus und Ironie enthalten.