Warum ich froh bin, dass ich meine Brustvergrößerung abgesagt habe
Immer wieder habe ich schon als Teenager über eine Brustvergrößerung nachgedacht. Das fing schon in der Schulzeit an. Da waren Brüste irgendwie schon immer ein Thema, selbst als sie noch keinem Mädchen in der Klasse gewachsen waren. Als wir schließlich in die Pubertät kamen, bekamen sie dann plötzlich alle welche. Alle außer mir. So kam es mir damals zumindest vor.
Diese Phase in meiner Schulzeit hat viel in mir ausgelöst. Auch, weil das Thema Brüste unter meinen Freundinnen lange Zeit Gesprächsthema Nummer eins blieb. Dass sich bei mir da oben fast nichts tat, wurde von den einen mehr und von den anderen weniger kommentiert. Sticheleien und blöde Sprüche bekam ich aber regelmäßig zu hören. Leider am häufigsten von jenen, die mir am nächsten standen. Meine damalige BFF zum Beispiel. Die schrieb mir mit unbekannter Nummer immer wieder mal fiese SMS-Sprüche über Frauen mit kleinen Brüsten. Als ich bemerkt habe, dass sie das war, hat mich das unheimlich verletzt.
Schon als Teenager träumte ich von einer Brust-OP
Ich war damals fest entschlossen, das „Problem“ bei nächster Gelegenheit zu beseitigen. Abends im Bett dachte ich oft stundenlang darüber nach, wie toll es wäre, mit großen, schaukelnden Busen durch die Gegend zu stolzieren. Zum Glück war eine OP damals – und auch noch viele weitere Jahre – schon rein aus finanziellen Gründen eine Unmöglichkeit. Abgesehen davon wären meine Eltern durchgedreht. So lange sie noch ein Wörtchen mitzureden hatten, hätten sie so etwas nie erlaubt. Heute finde ich das super und bin ihnen unheimlich dankbar für alles, was sie mir damals gesagt haben. Dass ich schön bin und dass mein Busen schön ist, ganz genau so wie er ist. Und dass mich Männer, die sich für BH-Größen interessieren, sowieso nicht verdient hätten. Geglaubt habe ich ihnen all das aber nicht und mein Selbstbild viel zu lange an meiner Oberweite festgemacht.
„Du hast aber ganz schön kleine Busen“
Weil mir die OP vorerst versagt blieb, stopfte ich mir jahrelang meine BHs mit dicken Silikoneinlagen aus, die meine Brüste um eine Nummer größer schummelten. Ich musste es tun. Enge Tops und Kleider sahen an mir sonst extrem bescheuert aus, davon war ich überzeugt. Mein erster richtiger Freund verstand das nie. Vor ihm war ich aber tatsächlich mal an einen Typen geraten, der meine nackte Oberweite mit „Du hast aber ganz schön kleine Busen“ kommentierte. Eine Brustvergrößerung ging mir aber nicht nur deshalb auch weiterhin nicht aus dem Kopf. „Ich tue das nur für mich, nicht um bei Männern gut anzukommen“, redete ich mir ein, als ich schließlich mit 23 Jahren das nötige Kleingeld beisammen hatte und im Wartezimmer eines Plastischen Chirurgen saß. Dass der beim kostenlosen Beratungsgespräch dann unfassbar unfreundlich und unsensibel war, ist aus heutiger Sicht ein echtes Glück. Ich verschob die OP-Sache deshalb, wollte erst einen besseren Arzt finden.
Was hat die Größe unserer Brust mit Schönheit zu tun?
Letztendlich wurde nichts mehr daraus. Ich lernte mit Mitte 20 tatsächlich noch meinen kleinen Busen zu lieben – gut Ding braucht eben manchmal Weile und etwas Reife. Ich hörte mit der Schummelei auf und bin endlich dankbar für alle Vorzüge, die ich durch meine kleine Oberweite habe. Ich kann problemlos am Bauch schlafen, muss mich nicht vor hängenden Brüsten fürchten und habe beim Sport keine Probleme. Aber das Wichtigste: Ich bin ich selbst geblieben. Und ich mag mich und meinen Körper heute ganz genau so, wie er ist. Frauen müssen keiner Norm entsprechen, um schön zu sein. Sie müssen einfach nur sie selbst sein. Wie groß oder wie klein ihr Busen ist, ist doch wirklich Nebensache, oder?