Warum hassen eigentlich jetzt schon alle die „Schneewittchen“-Neuverfilmung?
Es gibt noch keinen Trailer und auch noch kaum richtige Einblicke hinter die Kulissen. Dennoch bekommt die Realverfilmung von „Schneewittchen“ jetzt schon einen Shitstorm.
Schuld daran sind unter anderem alte Interview-Ausschnitte von Hauptdarstellerin Rachel Zegler.
„Schneewittchen“ bekommt eine Realverfilmung
Eigentlich sollte der Hype rund um die Realverfilmung von „Schneewittchen“ riesig sein – eigentlich. Denn in den Hauptrollen wurde Newcomer-Sternchen Rachel Zegler an der Seite von Gal Gadot als böse Königin angekündigt. Greta Gerwig (ja, die Frau die für „Barbie“ verantwortlich ist) kümmert sich um das Drehbuch und nach dem Erfolg von „Arielle“ wissen wir doch eigentlich alle, dass Remakes auch großartig sein können.
Doch bei „Schneewittchen“ scheint alles anders zu sein. Denn statt vorzeitigem Hype bekommt die Realverfilmung, die am 22. März 2024 in die amerikanischen Kinos kommen soll, jetzt schon einen Shitstorm. Der Grund: einige Entscheidungen der Neuauflage gefallen dem Publikum jetzt schon ganz und gar nicht.
Da wäre zum einen die Entscheidung, dass es in der Neuauflage keine sieben Zwerge mehr geben wird, wie wir sie aus dem Original kennen. Denn Bilder vom Set zeigten zwar Begleiter für Schneewittchen, jedoch sind alle unterschiedlich groß. Die erste Vermutung hinter den Bildern: es soll eine diversere Gruppe von magischen Wesen sein. Eine Änderung, die nicht allen online gefällt.
Hauptdarstellerin Rachel Zegler im Mittelpunkt des Shitstorms
Zum anderen steht aber vor allem eine im Fokus des Shitstorms: Hauptdarstellerin Rachel Zegler. Denn viele online haben ein Problem mit der Art und Weise, wie sie in der Vergangenheit über ihre Rolle als Schneewittchen gesprochen hat. Konkret gehen online immer wieder Videos aus dem Jahr 2022 viral, in denen Zegler bei der „D23 Expo“ von Disney über die Veränderungen in der Neuauflage spricht. Gegenüber „Variety“ sagte sie etwa, dass die Neuauflage anders wird, da es „nicht mehr 1937“ sei. Schneewittchen solle in der Realverfilmung „nicht vom Prinzen gerettet werden“, betont sie und sagt: „Sie wird nicht von der wahren Liebe träumen. Sie träumt davon, die Anführerin zu werden, von der sie weiß, dass sie es sein kann, und die Anführerin, von der ihr verstorbener Vater ihr sagte, dass sie es sein könnte, wenn sie furchtlos, fair, mutig und treu wäre.“
Gegenüber „Extra TV“ erklärt sie weiter ihre Probleme, die sie vor allem mit der Figur des Prinzen im Original hatte. „Es gibt einen großen Schwerpunkt auf ihrer Liebesgeschichte [im Original] mit einem Kerl, der sie buchstäblich stalkt. Schräg! Seltsam! Also haben wir das dieses Mal nicht gemacht“, so Zegler. „Wir haben eine andere Herangehensweise an etwas, von dem ich sicher bin, dass viele Leute annehmen werden, dass es eine Liebesgeschichte ist, nur weil wir einen Mann in den Film gecastet haben.“ Für sie stehe jedoch die innere Reise, die Schneewittchen in der Neuauflage durchlebt, im Fokus der Handlung.
„Warum zur Hölle hat Disney sie überhaupt engagiert?“
Im darauffolgenden Dezember stellte Zegler dann im Gespräch mit „Entertainment Weekly“ klar, dass der Animationsfilm von damals wohl definitiv nicht zu ihren Favoriten gehörte. „Ich hatte Angst vor der Originalversion. Ich glaube, ich habe sie einmal gesehen und nie wieder in die Hand genommen“, so Zegler. Gesehen hat sie den Film dann erst wieder, als sie die Neuauflage drehte, erklärt sie.
Es sind diese Aussagen, die vielen Menschen online sauer aufstoßen. Denn einige behaupten, dass sich die Schauspielerin mit derartigen Einstellungen „respektlos“ verhalte. „Warum zur Hölle hat Disney sie überhaupt engagiert?“, fragt sich etwa ein User auf X (ehem. Twitter). Die Kritik an Rachel wird in den letzten Tagen riesig; unzählige TikTok-Videos und Tweets kritisieren die junge Frau und betonen, dass sie die Rolle nicht verdient hat. Der Film sei jetzt schon zum Scheitern verurteilt, erklären manche online.
Jegliche Posts und Interviews, in denen Rachel betont, wie dankbar sie für die Rolle ist oder mit „Schneewittchen“-Merch posiert, ignorieren die Menschen dabei nur zu gerne. Sie haben sich scheinbar geeinigt: Rachels Besetzung runiniert die Neuauflage.
Warum darf eine „Schneewittchen“-Neuverfilmung denn kein Upgrade beinhalten?
Was viele dabei aber übersehen: so radikal sind Zeglers Aussagen eigentlich nicht. Denn sie ist nicht die erste „neue“ Disney Prinzessin, die das Original kritisiert. Tatsächlich wurden alle anderen Filme vor „Schneewittchen“ ebenfalls adaptiert. Jasmin bekam in „Aladdin“ einen eigenen Song und eigene karrieretechnische Ambitionen. Und auch Arielle erlebte in der Neuverfilmung zuletzt einen größeren Fokus auf ihre eigenen Erfahrung, statt nur auf die Lovestory zwischen ihr und Erik. Stars wie Emma Watson, die Belle in der Neuauflage von „Die Schöne und das Biest“ spielte, sowie „Arielle“-Darstellerin Halle Bailey sprachen in ihren Interviews zu den Filmen ebenfalls schon davon, dass ihre Rollen ein modernes Upgrade bekommen haben. Warum darf das bei „Schneewittchen“ dann nicht passieren?
Zugegeben, dass Rachel den Film in ihrer Kindheit nur ein Mal gesehen hat – und dann auch nicht komplett – spricht nicht dafür, dass sie im gleichen Maß für die Rolle brennt, wie zum Beispiel Halle Bailey, die rund um ihren Auftritt als Arielle wieder und wieder von ihrer Begeisterung für den Film und die Geschichte von Arielle sprach. Aber muss eine Schauspielerin denn Feuer und Flamme für die Originalversion ihrer Rolle sein, um sie zu bekommen? Zur Erinnerung: Sowohl Robert Pattinson als auch Harrison Ford kritisieren ihre berühmtesten Charaktere öffentlich. Pattinson enthüllte etwa, dass er keinen der Filme mehr als ein Mal gesehen hat und nannte die Lovestory einen „Albtraum“. Online gecancelled wurde aber weder er noch das Franchise dafür!
In den vergangenen Tagen bekommt Rachel genau dafür jetzt auch ein bisschen Stärkung von Fans, die betonen, dass der Shitstorm einfach zu weit geht. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass Rachel gerade einmal 22 Jahre alt ist und noch nicht so lange mit großen Hollywood-Interviews konfrontiert ist. Abgesehen davon weiß schließlich auch noch niemand, ob das Endprodukt – also die Neuauflage – sich denn wirklich SO SEHR von dem Film abhebt. Wir haben ihn ja noch alle nicht gesehen (geschweige denn einen ersten Trailer!).
Bisher kein Statement von Rachel Zegler
Zegler bekommt übrigens nicht zum ersten Mal für ihre Besetzung als Schneewittchen Kritik. Schon bei der Verkündung des Casts 2021 folgte ein Shitstorm, da Zegler Latina ist. Vor allem sehr konservative Menschen kritisierten die Entscheidung, da Schneewittchen im Original ja „Haut, so weiß wie Schnee“ hatte. Damals bekam die 22-Jährige viel Unterstützung online und bedankte sich dafür mit einem Tweet, in dem sie Fotos von sich als kleinem Mädchen postete, auf denen sie als Disney Prinzessin (unter anderem auch Schneewittchen) verkleidet war und sich von dem „unsinnigen Diskurs“ distanzierte. „Ich hoffe jedes Kind weiß, dass es eine Prinzessin sein kann“, schrieb sie dazu.
Zur aktuellen Kontroverse hat sich die Schauspielerin noch nicht geäußert. Auf ihren gesamten Social-Media-Kanälen sind derzeit nur schwarze Kreise als Profilbilder zu sehen; neue Posts gibt es seit Tagen nicht mehr. In ihrem letzten Tweet schrieb die 22-Jährige lediglich, dass sie hoffe, dass die Menschen ein bisschen netter werden. „Du verdienst Liebe. Du verdienst es ohne Angst zu leben“, heißt es in ihrem Post.
Dem können wir eigentlich nur eines hinzufügen: vielleicht sollten wir uns alle die Kritik an einem Film so lange aufheben, bis es auch erste Einblicke in diesen gibt. Denn bisher kann keiner von uns sagen, ob „Schneewittchen“ wirklich ein Desaster wird, oder vielleicht ein richtig gutes modernes Upgrade eines klassischen Märchens aus unserer Kindheit.