Warum Gesichtstattoos die neuen Arschgeweihe sind
Was früher Persönlichkeiten wie dem Massenmörder Charles Manson oder Mike Tyson vorbehalten war, ist mittlerweile stark im Trend und fast salonfähig. Eine Tätowierung im Gesicht war lange Zeit der ultimative Mittelfinger gegenüber unserer Gesellschaft, nun könnte sie als das neue Arschgeweih enden. Im Gegensatz dazu, wird es allerdings schwer, das Gesichtstattoo nach seinem Zenit zu verstecken.
Selbstdarstellung durch Face-Tats
Die letzen zwei, drei Jahre gewannen Gesichtstattoos durch das Aufkommen der sogenannten „Soundcloud-Rapper“ enorm an Bedeutung. Viele dieser, zumeist sehr jungen (und teils minderjährigen) Künstler leben von der Selbstdarstellung und haben sich die letzte Tabu-Zone der mittlerweile akzeptierten Körperkunst zunutze gemacht, um Aufmerksamkeit zu bekommen und ihre Social-Media Fanbase zu vergrößern. Wo früher Tränen und Gangsymbole prangten, zieren heute Emojis, Ufos und Portraits von Anne Frank (Ja wirklich, kein Scherz) die Gesichter von teils noch pubertierenden Rappern und Influencern. Hier ein kleiner Auszug der Tinten-Highlights:
Der 21-jährige Musikproduzent Arnold Gutierrez aus Los Angeles hat es mit seinem eher unkonventionellen Motiv geschafft, auch ohne den musikalischen Durchbruch an Bekanntheit zu gewinnen. Wir bewundern vermutlich alle Anne Frank, ob wir uns deshalb ein permanentes Denkmal an das deutsch-jüdische Mädchen auf die Wange stechen lassen würden? Eher nicht. Arnold hat das offenbar anders gesehen und nun schmückt ein riesiges Portrait der jungen Heldin sein Gesicht.
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Die Zahl 69 hat es Daniel Hernandez, wie der kontroverse Rapper Tekashi 6ix9ine mit bürgerlichem Namen heißt, offenbar besonders angetan. Neben mindestens 69 Tattoos der Zahl auf seinem Arm, trägt er die Ziffern auch plakativ auf seiner Stirn. Ein paar Zentimeter weiter findet sich außerdem eine Rose, ein Spinnennetz und die Jigsaw-Puppe aus „Saw“. Momentan ist es allerdings ruhig geworden um den polarisierenden Musiker, seit November sitzt 6ix9ine in Haft, ihm drohen bis zu 25 Jahre Gefängnis.
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Wenn Diego aka Lil Xan nicht Schlagzeilen mit Kommentaren über Rap-Legenden macht (wie letztes Jahr, als er die Musik des verstorbenen Tupac als „langweilig“ bezeichnete), dann mit einem neuen Gesichtstattoo. Aktuell zieren mindestens zehn Tattoos sein Gesicht, darunter der Name seiner Mutter, ein „Zzz“, blutunterlaufene Augen, Punkte auf seine Nase oder das dekorative „Xanarchy“ über seiner Augenbraue.
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after the show eww 🤮 Good morning to all the beautiful mufukas out there (:
Während der New Yorker Rapper Zillakami mengenmäßig noch nicht mit seinen Kollegen mithalten kann, tragen seine Gesichtstattoos dennoch enorm zu seiner gewöhnungsbedürftigen Erscheinung bei. Die Striche erinnern an eine Art Kriegsbemalung oder an Narben und sind eine adäquate Ergänzung zum riesigen Wardog auf der Kehle. Nicht nur Zillakami selbst, auch seine Musikvideos schockieren visuell. Wer sich davon selbst überzeugen will, soll sich „Shinners13“ auf Youtube ansehen. Ihr wurdet gewarnt.
Der Trend zur permanenten Gesichtsbemalung ist allerdings kein Männer-Phänomen. Die Rapperin „Baby Goth“ aus Los Angeles steht ihren männlichen Mitstreitern in nichts nach. Neben ihrem eigenen Namen und einem kleinen Herz sorgt vor allem der Schmetterling auf der Stirn für Aufsehen. Aufgrund ihres recht rasanten Aufstiegs in der Musikbranche, wird ihr vorgeworfen, nicht authentisch zu sein und ein Produkt ihres Musiklabels zu sein.
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Mit nahezu einer Milliarde Aufrufen seines Songs „Gucci Gang“ auf Youtube und einem viralen Hit mit Kanye West ist Lil Pump momentan einer der erfolgreichsten Rapper. Seine ersten Gesichtstattoos hatte der gerademal 18-Jährige schon im zarten Alter von 17. Zu den Highlights in seinem Gesicht zählen ganz klar das Ufo und der Außerirdische links und rechts auf seiner Stirn.
Werden Gesichtstattoos zur Norm?
Dass wir auf der Straße bald ein Gesichtstattoo nach dem anderen zu Gesicht bekommen, ist eher unwahrscheinlich, aber es wird ganz bestimmt häufiger vorkommen. Wenn man bei Tätowierern nachfragt und große Hip Hop Festivals wie das Frauenfeld Openair oder das Splash! als Indikator für aufkommende Trends nimmt, wird schnell bestätigt, dass ein nie dagewesener Hype um die ehemalige Tattoo-Tabu Zone da ist. Allerdings verhält es sich mit Hypes und Trends immer gleich. Sie gipfeln und flachen dann rasant ab. Aber hey, zum Glück funktioniert das mit der Tattoo-Entfernung mittlerweile so gut!