Warum ein Cameltoe nicht obszön ist
Kim Kardashian, Gigi und Bella Hadid oder Mariah Carey wurden damit abgelichtet. Miley Cyrus trägt ihn schon fast als Statement, den Cameltoe. Für diejenigen die sich jetzt fragen, ob das ein neuer Modetrend ist: als Cameltoe werden die großen Schamlippen, die sich unter der Hose abzeichnen bezeichnet.
Und Hailey Bieber wagte es vor Kurzem in „zu engen“ Shorts das Fitness-Studio zu verlassen.
Cameltoe zu Deutsch Kamelzehe (soll mit ein bisschen Fantasie daran erinnern) entsteht, wenn der Stoff der Kleidung zwischen die großen Schamlippen rutscht und die Konturen der Schamspalte sichtbar wird. Jüngstes Cameltoe-Opfer ist Hailey Bieber. Die Frau von Justin Bieber hat es gewagt, in „zu engen“ Shorts das Fitnessstudio zu verlassen. Auf den Paparazzi-Fotos war nicht nur ihr durchtrainierter Modelkörper, sondern auch die deutlichen Umrisse ihrer Schamlippen zu erkennen. Kein modischer Fauxpas, sondern eine absolute Obszönität, wenn es nach der Boulevardpresse und den Leserkommentaren geht.
Ritzen-Flitzer sind nichts zum Schmunzeln
Wir fragen uns, warum zum Geier ist das immer noch so ein Aufreger? Ein Mann mit einer Ausbuchtung unter der Kleidung ist ein Held seiner Klasse, eine Frau wird dafür öffentlich kritisiert? Halbnackte Frauen auf großen Werbeplakaten sind völlig in Ordnung. Aber eine angezogene Frau, die den Umriss ihres biologischen Geschlechts preisgibt, ist obszön? Ritzen-flitzer, Käfermotorhaube, oder Cameltoe, darüber kann heutzutage noch nicht mal geschmunzelt werden. Schon komisch, dass bei all der Body-Positivity Schamlippen noch immer eine Quelle sozialer Verlegenheit sind.
Im Netz finden sich Unmengen an Artikel, wie „Muschi frisst Hose“ zu vermeiden ist. Viele Promis tragen sogenannte „Cameltoe Guards“, eine Art Slipeinlage die das Abzeichnen der Schamlippen verhindern soll. Und im Intimbereich unserer Wäsche finden sich eingenähte Zwickel, die unsere Vulva schön im Zaum halten.
Party-Pants mit Vulvaprothesen sind auch nicht die Lösung
Ein Zustand, den man ändern sollte, finden viele Frauen vor allem in Asien. Dort verkauft sich seit einiger Zeit Unterwäsche mit eingenähten Silikonkissen mit Vulva Nachbildungen. Die sogenannten „Party-Pants“ werden dort als gelebte Weiblichkeit verstanden. Es ist sicher ein Schritt, das Thema zu enttabuisieren, wie viel Vulva-Prothesen in maßgeschneiderter Designform aber mit „gelebter Weiblichkeit“ zu tun haben, ist fraglich.
Und tatsächlich sollen immer mehr Frauen, allen voran Asiatinnen, sich aus ästhetischen Gründen einer Schamlippenverkleinerung unterziehen. Mitunter auch, weil ihnen anhand der „Cameltoe“-Slips tagtäglich ein scheinbar perfektes Geschlechtsorgan präsentiert wird. Der Jugend- und Schönheitskult scheint auch bei unserer Vagina angekommen zu sein.
Unsere Vulva ist einzigartig und feierwürdig
Die Gesellschaft und die Medien werden mit Sicherheit an uns Frauen immer neue Maßstäbe für Schönheit setzen, die wir nicht unter Kontrolle haben oder die für uns unerreichbar sind. Würde der weibliche Körper nicht mehr so stark sexualisiert werden, würden wohl auch Cameltoes nicht als vulgär empfunden werden. Wie traurig, dass so viele Frauen über die natürliche Eigenschaft eines Körpers beschämt sind. Schämen sollten sich doch jene, die einer Frau unverblümt zwischen die Beine schauen und verurteilende Berichte und Kommentare darüber ablassen. Die Kritik der Gesellschaft richtet sich nicht auf den dreisten Betrachter, sondern auf die Frau.
Lasst uns bitte damit aufhören, uns von unseren Intimitäten abschrecken zu lassen. Machen wir uns nicht über Frauen und die natürlichen Formen ihres Körpers lustig. Unsere Körper sind so, wie sie sind, einzigartig und feierwürdig, ganz besonders unsere Vulva.