Warum die Gesellschaft keine Influencer braucht
Der Titel war wohl etwas reißerisch, sorry. Aber im Internet macht man mit solch banal wirkenden Kennzahlen wie Klicks einfach gesagt nun mal Geld, was wir an dieser Stelle natürlich nicht verteufeln wollen (wir säßen sonst schließlich auch nicht hier). Der Inhalt wird da leider aber oft zweitrangig. Während JournalistInnen hingegen medienübergreifend mit ihrer Glaubwürdigkeit zu kämpfen haben, scheint eine andere Berufsgruppe mit solchen Problemen nichts am Hut zu haben. Im Gegenteil: Influencer propagieren gerne, wie authentisch sie seien und betonen trotz laufender Kooperationen ihre Unabhängigkeit – und sowieso mache man das alles ja nur für die Follower. Influencer klären ihre Follower auf, inspirieren, helfen weiter – da kann es doch nicht so schwer sein, ein paar namhafte zu finden, die ihre Reichweite und Glaubwürdigkeit dafür nützen wollen, auf ein so ein wichtiges Thema wie Frauengesundheit aufmerksam zu machen? Spoiler: Doch, war es.
Man würde nur Dinge zeigen, hinter denen man auch absolut stehen könne, so der Grundtenor. Authentizität nennt man das. Ohne dieser Qualifikation könne man es gleich sein lassen im Influencerbusiness – aber das reicht uns leider nicht. Wir hätten da nämlich noch ein paar Fragen. Warum ist Breast Cancer Awareness der Bloggerwelt so egal? Wir haben uns vor kurzem nämlich gedacht, ein kleines Videoprojekt zu machen. Um bei jungen Frauen auf das Thema Brustkrebs aufmerksam zu machen, haben wir zwölf Bloggerinnen kontaktiert und sie um kurze Selfie-Videos mit einem Statement zum Thema gebeten. Nun ja, bekommen haben wir: Einen einzigen Videoclip (ein ganz großen Dankeschön an dieser Stelle!). Dazu vier Zusagen, die allerdings bis zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung (trotz nach hinten verschobener Deadlines) nicht geliefert wurden – und sieben Male haben wir gar keine Antwort erhalten. Das machte uns stutzig. Für uns bedeutet Authentizität nämlich nicht, sich aus mehreren fertigen Meinungen eine auszusuchen und sie als die eigene zu verkaufen – sondern ein persönliches Anliegen mit der Welt bzw. den Followern zu besprechen. Und da wurden wir dann ob der spärlichen Rückmeldung schon etwas enttäuscht.
Natürlich darf und soll man nicht alle Menschen (einer Berufsgruppe) in einen Topf werfen. Aber wieso wollen sich viele Influencerinnen nicht zu einem so wichtigen Thema wie Frauengesundheit äußern? Natürlich haben wir kein Briefing mitgeliefert (und auch keine Honorarnote). Ob das anders gewesen wäre, wenn in unserer Kontaktaufnahmemail ein Eurobetrag gestanden wäre, wissen wir nicht. Wir wollen an dieser Stelle auch keine Vermutungen anstellen.
Das hat uns dazu gebracht, die Relevanz von Bloggern für die Gesellschaft zu hinterfragen. Fazit: Die Gesellschaft braucht eher keine Influencer. Brauchen tun sie Unternehmen, um Werbung zu machen. Die Gesellschaft hingegen bräuchte (wieder) die Menschen dahinter, die ihre Meinungen vertreten, mutig sind und die ihre Rolle und die Macht, die sie ausüben auch kritisch hinterfragen (und nochmal: wie sind sicher, dass sich beides nicht ausschließen muss). Das wäre die Transparenz, die wir uns in diesem Zusammenhang wünschen. Ob Blogger-Inhalte noch als Werbung gekennzeichnet werden, interessiert niemanden mehr, hat den ursprünglichen Sinn verfehlt und ist längst ins Lächerliche abgedriftet. Ehrliche Transparenz hingegen würde helfen Themen einzuordnen und echte Glaubwürdigkeit zu schaffen, auf die man als Follower dann auch vertrauen darf. Es bräuchte Menschen, die andere (junge) Menschen bei der Meinungsbildung unterstützen, relevante Dinge zum Diskussionthema machen und aufklären.
Influencer haben eine absolute Berechtigung – als Unterhalter. Ob sie tatsächlich Meinungen bilden sollten, ist wohl fraglich. Denn sie zeigen uns nur, was die Firmen dahinter uns zeigen wollen. Schön, dass sie uns (ihren Followern) nur Dinge präsentieren, „hinter denen sie stehen können“. Wir fänden aber, es wäre mal wieder schön, die eigenen Werte die Authentizität bestimmen zu lassen und nicht die Auswahl der Kooperationspartner.
Und um nochmal auf das eigentliche Thema zurückzukommen: Brustkrebs ist die häufigste Krebsdiagnose bei Frauen. Die Möglichkeiten Brustkrebs zu heilen, haben sich in den letzten Jahrzehnten zum Glück deutlich verbessert, Vorsorge ist trotzdem extrem wichtig. Dazu sollte die Brust regelmäßig selbst abgetastet werden. Das ist eine der wichtigsten Gesundheitsmaßnahmen, die man durchführen kann.