Warum der Black Friday extrem toxisch sein kann – und wir dennoch jedes Jahr in seine Falle tappen
Jetzt einmal ganz ehrlich: wer von uns hat denn nicht schon einmal gezielt am Black Friday eine Shoppingtour geplant, um alle Schnäppchen abzuräumen? Doch hinter dem Tag voller Angebote steckt oft auch ein enormer Druck.
Aber heißt das, dass wir doch nicht shoppen sollen?
Shoppingrausch während der Wirtschaftskrise?
40 Prozent hier, ein gratis Geschenk zu jeder Bestellung da und der günstigste Preis, den wir je hatten. Es ist wieder so weit: der Black Friday naht. Und wie schon in den vergangenen Jahren dreht sich der Rabattwahn auch 2023 nicht mehr nur um den besagten Freitag, sondern wird gleich auf die ganze Woche ausgebreitet. Wie kann man dazu denn nein sagen?
Eine Frage, die sich wohl viele von uns jedes Jahr aufs Neue stellen – doch in diesem Jahr ist die Frage „brauche ich das denn überhaupt“ wohl präsenter denn je. Denn während die Werbungen uns auf die fallenden Preise und Rabatte aufmerksam machen, betonen die Nachrichten wieder und wieder, wie schlimm die wirtschaftliche Lage eigentlich ist.
Die Devise lautet also: Geld sparen. Denn die nächste Heizungs-Nachzahlung nähert sich in großen Schritten und für eventuelle Krisen brauchen wir doch alle Rücklagen. Man weiß ja nie, was noch auf uns zukommt. Die verlockenden Preise sind also nur ein weiteres Lockmittel in den finanziellen Ruin, oder? Und eigentlich ist es ja alles gar nicht so günstig, wie es aussieht. Schließlich hört man ja immer wieder von täuschenden Sonderpreisen, Ladenhütern, die als super günstig angepriesen werden und Preisen, die von Store zu Store extrem variieren. Bei so vielen möglichen Fallen – lohnt sich das dann überhaupt?
Warum Hauls uns zu noch mehr Shopping verleiten
Die Sache scheint also klar: heuer fällt Black Friday aus. Zumindest so lange, bis wir durch die Sozialen Medien scrollen und einen Haul nach dem anderen sehen. Videos, die uns wieder daran erinnern, warum shoppen so viel Spaß macht. Da ist die Studentin, die ganz stolz das It-Piece präsentiert, das sie um 40 Prozent günstiger bekommen hat. Der Musiker, der endlich das neueste Smartphone ergattern konnte (und auch noch deutlich günstiger) und die Influencerin, die gleich eine ganze Liste zusammenstellt, wo man am besten sparen kann. Na toll, und jetzt?
Die Haul-Kultur, die in den vergangenen Monaten und Jahren ihr neues Zuhause auf TikTok gefunden hat, verleitet wohl nur allzu viele Menschen zum Shoppen. Das beweisen die mehr als 59 Milliarden Views, die der Hashtag auf TikTok hat. Ein Hashtag, der schnell zum Teufelskreis wird: man lenkt sich von den Angeboten ab, indem man durch die Sozialen Medien scrollt, nur um dort noch mehr mögliche Angebote zu sehen.
Dazu kommt natürlich auch immer eine große Portion Peer Pressure. Denn gerade in den Hauls kommen immer wieder die gleichen Produkte vor, die dann einen Hype erleben. Produkte, die plötzlich jeder haben will. Man will ja schließlich dazugehören. Und wenn alle die Rabatte ausnutzen, warum sollten wir sie dann auslassen? Man gönnt sich ja sonst nichts – und günstiger werden die gehypten Cremes, Jacken und Schuhe bestimmt nicht mehr. Dazu kommt dann noch der Zeitdruck, die besten Angebote ausnutzen zu können und schon hat man das perfekte Rezept für den Kaufrausch.
Ein ziemliches Dilemma, und das alles nur für ein paar Prozente! Denn Shoppen oder nicht shoppen, das ist hier die Frage. Aber gibt es eine richtige Antwort auf die Frage: „Soll man beim Black Friday 2023 zuschlagen“?
Black Friday: Shoppen oder nicht shoppen?
Nicht so ganz. Denn wahllos zu shoppen, nur weil die Dinge gerade ein bisschen günstiger sind, ist nicht gerade schlau. Vor allem nicht in einer Situation, in der man sich eigentlich auf mögliche Krisen vorbereiten sollte. Trendteile zu kaufen, nur um dazuzugehören oder weil sie zig Influencer:innen promoten, schadet nicht nur der eigenen Geldbörse, sondern in vielen Fällen auch der Umwelt (wir sagen nur Fast Fashion, Versandwege und klimaschädliche Massenproduktion). Jetzt aber zu sagen: wer an Black Friday shoppt, zerstört die Umwelt und sorgt für den eigenen finanziellen Ruin, ist jedoch ebenso Blödsinn.
Der Mittelweg ist vermutlich die Lösung. Sich also etwas gönnen, aber mit Hintergedanken. Zum Beispiel, indem man sich eine Wunschliste anlegt mit Dingen, die man schon lange haben wollte und Produkte, die auch wirklich ihren Preis wert sind. Wie etwa die hochwertige Hose, von der man ganz genau weiß, dass man sie ständig tragen wird. Oder die Weihnachtsgeschenke, die auf jeden Fall unter dem Weihnachtsbaum liegen sollen.
Mit Listen und Vergleichen zum Black Friday Shopping
Unter Sparfüchsen wird dafür oft die 30 Tage Liste angewendet: Nachdem die Produkte auf die Liste geschrieben werden, sollte man 30 Tage lang warten, ohne zu shoppen. Anschließend wird reflektiert, ob man die Sache denn immer noch so unbedingt haben will. Ist die Antwort ja, wird es Zeit zum Shoppen. Ist die Antwort nein, war es wohl doch nur eine Laune. Wer jetzt sagt: na gut, dann ist der Black Friday aber vorbei, keine Sorge, der nächste Wintersale ist nur ein paar Wochen entfernt.
Für alle, die Listen eher nicht so feiern, bleibt natürlich auch der Preisvergleich. Macht euch schlau, ob die Angebote wirklich solche Schnäppchen sind, bevor ihr die Kreditkarte zum Glühen bringt. Oder setzt euch ein klares Budget, mit dem ihr shoppen geht und das ihr unter gar keinen Umständen überschreiten dürft. Wer direkt in den Läden shoppt, kann nur mit Bargeld bezahlen, um noch besser die Kontrolle zu haben.
Am Ende bleiben aber zwei wichtige Gedanken: Sich etwas gönnen zu wollen, gehört auch in (wirtschaftlichen) Krisen dazu. Wer am Black Friday Geld ausgeben will, soll das (sofern er oder sie es sich leisten kann) auch tun – und zwar ohne schlechtes Gewissen. Aber genauso, wie das Shoppen vollkommen ok ist, ist es auch total in Ordnung, das Geld lieber auf die Seite zu legen.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Druck, die aktuellsten und trendigsten Teile zu besitzen, durch Soziale Medien mehr und mehr verstärkt wird. Ein toxischer Druck, der nur allzu schnell zu Impulskäufen verleiten kann. Doch die Handtasche, die gerade alle Influencer:innen bewerben, ist es einfach nicht wert, im Folgemonat die Miete nicht mehr bezahlen zu können. Vor allem nicht, weil sie in eben diesem Monat dann ohnehin nicht mehr trendy ist.
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