Warum auf Jeansgrößen kein Verlass ist
Das Dilemma passiert heimlich hinter den verschlossenen Umkleidekabinen. Man probiert unzählige Hosen an, jede sitzt anders – und das obwohl man immer zur gleichen Größen greift. Im Lieblingsgeschäft sitzt die 38 wie angegossen, in einem anderen Shop muss man zur 42 greifen. Da verlässt man schnell mal frustriert das Geschäft – wie soll man bei diesem Größen-Wirrwarr noch durchblicken? Um euch das ganze Drama zu veranschaulichen und zu zeigen, dass ihr nicht alleine seid, habe ich den Selbsttest gewagt und sechs Jeans von verschiedenen Marken anprobiert. Was dabei herausgekommen ist, erfahrt ihr hier.
Der Frust mit den Kleidergrößen
Es ist ja super, wenn man weiß, welche Größe man trägt, nur ist diese Erkenntnis beim Einkaufen leider kaum eine Hilfe. Denn die Kleidergröße, die auf den Klamotten angegeben ist, sagt leider in den meisten Fällen nichts (mehr) über die Passform aus. Genauso gut könnten Fantasienummern angegeben sein. Jede Marke hat ihre eigenen Schnitte. Während sich das Problem bei Oversize-Pullovern ja noch kaschieren lässt, kommt die Wahrheit spätestens beim Jeanskauf ans Licht. Die Trickserei mit den Konfektionsgrößen nimmt dabei immer absurdere Ausmaße an. Die Kleidungsindustrie schneidert sich ihr Klientel im wahrsten Sinne des Wortes zurecht. Während bestimmte Labels ihre Jeans besonders eng schneiden, um eine besonders junge Zielgruppe zu bedienen, haben andere Marken eine ganz andere Philosophie und setzen auf sogenannte Schummelgrößen. Jemand, der normalerweise Größe 40 trägt, passt dann plötzlich in eine (gefakte) 36. Seine wahre Konfektionsgröße kennt man dadurch aber nicht. Tatsächlich gibt es schon seit den Neunzigerjahren immer wieder Bestrebungen, die Größen EU-weit zu vereinheitlichen. Doch diese scheiterten nicht nur an den unterschiedlichen Vorstellungen der Unternehmen. Diejenigen, die auf Schmeichelgrößen gesetzt haben, können ja zum Beispiel nur schwer wieder zurück. Auch die Frage, wie man es schafft, alle Länder unter einen Hut zu bekommen, muss erst einmal gelöst werden.
So unterschiedlich kann die Größe 36 ausfallen
Nachdem ich mich in jede der sechs Hosen gezwängt habe, musste ich schon ein bisschen enttäuscht feststellen, dass nur eine einzige Jeans wirklich gepasst hat. Die anderen gingen entweder nicht zu, waren so eng, dass ich mich nicht hinsetzen konnte oder waren zu groß. Vertraut also beim Jeans kaufen oder allgemein beim Shoppen nicht den Größenangaben und lasst euch erst recht nicht von ihnen verunsichern. Kauft die Hose, in der ihr euch wohlfühlt. Egal welche Zahl drauf steht. Sie spielt absolut keine Rolle und sagt nichts über euch aus. Hier ist mein Experiment in Bildern:
Hose Nr. 1: Die erste Hose ist mit 35 Euro eine der günstigeren Jeans, die ich bestellt hatte. Wie man sieht, bekomme ich sie am Bauch einfach nicht zu, egal wie ich mich anstrenge. Die Hose besteht zu 70 Prozent aus Baumwolle, der Rest ist Polyester und Elastan. Wirklich dehnbar ist sie nicht.
Hose Nr. 2: Auch wenn man es nicht soo gut sieht, diese Jeans ist einfach knackig eng. Hätte ich mich damit hingesetzt, wäre sie vermutlich sofort gerissen. So unwohl habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Mit 30 Euro zählt auch diese Jeans zu den günstigen und ist wie die Hose davor nicht wirklich dehnbar.
Hose Nr. 3: Die erste Jeans, die wirklich super sitzt und das, obwohl auch sie sich nicht groß dehnen lässt. Sie besteht zu 94 Prozent aus reiner Baumwolle, was man auch spürt. Schaut man auf den Preis muss man allerdings erstmal schlucken, immerhin kostet die Jeans stolze 240 Euro.
Hose Nr. 4: Die vierte Hose passt zwar und geht problemlos zu, aber ich fühle mich um ehrlich zu sein nicht besonders wohl, da sie doch recht eng sitzt. Sie ist mit 18 Euro die günstigste aller bestellen Jeans. Wie die ersten beiden besteht sie zu 70 Prozent aus Baumwolle, der Rest ist wieder Polyester und Elastan.
Hose Nr. 5: Zu meiner großen Verwunderung ist mir die fünfte Jeans sogar zu groß. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet, nachdem die Hosen davor fast alle etwas zu klein waren. Mit 60 Euro gehört sie zwar nicht mehr zu den ganz günstigen Jeans, aber immer noch zu den preiswerteren. Im Gegensatz zur Jeans für 240 besteht sie sogar zu 98 Prozent aus Baumwolle.
Hose Nr. 6: Mit 130 Euro ist die letzte Jeans die zweit teuerste. Wie man sieht, komme nicht mal ganz in die Jeans rein, da sie am Bein einfach viel zu eng ist und zu kriege ich sie demnach auch überhaupt nicht. Ich muss sie sogar mit meiner Hand zusammenhalten, sonst würde sie wortwörtlich aufspringen. Von der Stoffzusammensetzung ist aber auch diese Jeans eher hochwertiger und besteht wie Jeans Nummer vier zu 94 Prozent aus reiner Baumwolle. Aber wie ihr sehen könnt, spielt auch der Preis keine große Rolle.