Die Vorfreude auf das „Sex And The City“-Reboot war so groß. Doch mit jeder Folge „And Just Like That“ wurde die Enttäuschung ein bisschen größer. Warum auch das Finale das nicht ausbaden konnte, haben wir uns genau angesehen.

Wenn die Outfits das größte Highlight sind, spricht das nicht gerade für eine Serie, oder?

„And Just Like That“ ist es auch schon vorbei

Wir geben es ja zu, vielleicht waren unsere Erwartungen an „And Just Like That“ einfach zu groß. Aber es hätte so toll sein können. Der Originalcast ist (fast) vollständig wieder vereint, auch hinter der Kamera gibt es bekannte Gesichter und statt erzwungenen Spin-Offs oder Prequels bekommen Fans einfach einen Einblick darin, wie es den „Sex And The City“-Ladies in ihren 50ern geht. Mehr wollten wir doch eigentlich gar nicht. Okay, eine große Portion Fashion-Inspirationen wären auch noch toll und das ein oder andere dramatische Highlight.

Und irgendwie haben wir genau das dann auch bekommen; nur in einer Variante, die nicht vollständig zufriedenstellend war. Denn von der ersten Folge an war klar, wohin die Handlung gehen wird. Jeder „Plottwist“ war vorhersehbar, jedes Drama nur eine Frage der Zeit und jeder Streit absolut seicht. Aber bevor wir uns hier in zu viel Kritik verlieren, fangen wir mal beim Positiven an.

Der Nostalgiefaktor konnte nicht übertroffen werden. Denn die Chemie zwischen den drei Hauptdarstellerinnen passt einfach perfekt. Man nimmt ihnen ab, dass sie unzertrennlich sind und eine Verbindung zueinander haben, die nur die wenigsten wirklich nachvollziehen können. Jede Szene, in der Carrie, Miranda und Charlotte gemeinsam vorkommen ist ein Highlight, da die Essenz der Serie hier wirklich durchkommt.

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Überzeugende Outfits aber einige Plot Holes

Einen großen Pluspunkt bekommt „And Just Like That“ auch dafür, dass es sich mit der Sexualität in den 50ern auseinandersetzt und nicht davor zurückschreckt, diese auch ganz eindeutig anzusprechen. Die Serie zeigt, dass Sex nicht plötzlich zum Tabuthema werden sollte, sobald man den 40. Geburtstag feiert.

Absolutes Highlight der Serie sind und bleiben auch einige der Outfits. Auch wenn manche Entscheidungen nicht ganz nachvollziehbar sind (wie hat Carrie etwa dieses gigantische Valentino-Kleid in einen Koffer nach Paris transportiert beziehungsweise wieder nach Hause gebracht) bieten die Looks der Hauptfiguren immer wieder eine willkommene Ablenkung von all den Plot Holes.

Und da wären wir auch schon beim größten Kritikpunkt: „And Just Like That“ hat sich viel zu viel vorgenommen. Wenn man sich ansieht, wie viele unterschiedliche gesellschaftliche Themen, Streitpunkte und Dramen in nur zehn Episoden angeschnitten werden, ist man schnell überfordert.

Wie soll man denn in zehn Stunden so enormen Themen wie Geschlechteridentität, Rassismus, Unfruchtbarkeit, Verlust, Liebe, Dating, Altern, Betrug, Scheidung, Religion, Covid, Cancel Culture, berufliche Neuorientierung, Kindererziehung, Alkoholabhängigkeit, Menopause und so vielem mehr eine ausreichende Bühne geben?

Zu viele Fragen bleiben unbeantwortet

Doch anstatt einige Themen zu streichen und sich auf weniger Kernthemen zu konzentrieren, entschieden sich die Macher dazu, einfach ALLES zu thematisieren – und dann fallen zu lassen. Das hat den bitteren Beigeschmack, dass am Ende der Finalfolge noch so viele Fragen offen bleiben, von denen eigentlich klar ist, dass sie auch in einer (eventuellen) zweiten Staffel nicht thematisiert werden.

Was wurde etwa aus Mirandas Alkoholabhängigkeit – konnte sie wirklich von einem Tag auf den anderen komplett aufhören? Haben Charlotte und Lilly noch einmal über Sexualität und die Veröffentlichung von Thirst Traps gesprochen? Was wurde aus Carries Lehrer-Date? Wie verkraftet Anthony seine Scheidung? Und wo wohnt Miranda eigentlich nach der Trennung von Steve?

Justice for Steve (und Miranda)!

Apropos Miranda. Was die Serienmacher aus ihrer Figur gemacht haben, ist wohl eine der größten Enttäuschungen von „And Just Like That“. Und nein, nicht weil sie sich von Steve getrennt und in Che verliebt hat. Ganz im Gegenteil! Das hätte ein wirklich starker und emotionaler Teil sein können, der zeigt, dass eine Ehe auch nach Jahrzehnten scheitern kann.

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Aber die Art und Weise, wie Miranda Dinge Hals über Kopf entscheidet, eine Affäre beginnt (wir erinnern an dieser Stelle daran, wie entsetzt sie war, als Steve sie in dem ersten Film betrog) ist einfach nur verwirrend. Denn dass sie ihr ganzes Leben und all ihre Ambitionen einfach über den Haufen wirft, um Che bei ihrer Karriere zu begleiten, können wir nicht glauben.

Das ist nicht die Miranda, die wir kennen und schätzen. Ein Punkt, der im Finale thematisiert wird. Denn Miranda fragt darin klagend: „Muss ich bis an mein Lebensende meine eigenen starren Regeln befolgen?“ als sie von ihren neuen Lebensplänen mit Che erzählt.

Natürlich ist die Antwort darauf nein. Aber als wir Miranda zu Beginn von „And Just Like That“ wiedersehen, hat sie ihre „starren Regeln“ doch schon leicht geändert. Sie hat neue Prinzipien entwickelt und ein Lebensziel angepeilt, von dem sie begeistert war.

Sie hat den steinigen Weg der beruflichen Neuorientierung gerade gestartet und durch ihre Trennung von Steve einen ersten Schritt in Richtung Selbstbestimmung gemacht. Als Zuschauer sollen wir wirklich glauben, dass sie das alles wegwirft, um ihrer neuen Flamme nach LA zu folgen?

„And Just Like That“ erzählt einiges nicht zu Ende

Nicht nur Steve hat in dieser Geschichte Besseres verdient (und ja, er hätte deutlich mehr verdient als ein halbherziges Trennungsgespräch), sondern auch Miranda. Denn die Tatsache, dass sie ihr Leben für eine Beziehung komplett auf den Kopf stellt, ist einfach nicht befriedigend.

Schon gar nicht, wenn wir über diese neue Beziehung nur wissen, dass sie als Affäre angefangen hat und Che sich selbst als Narzisst beschreibt, der lieber eine (extrem unpassende) Musiknummer zur Verkündung eines Umzuges performt, als ein ernstes Gespräch zu führen. Das Publikum sieht Che nur als Stand-Up-Artist mit starker LGBTQIA-Message und einem Hang für ungezwungenen Sex. Warum Miranda so verliebt ist, erschließt sich dadurch leider nicht ganz.

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Charlottes Übermutter-Dasein ist nicht glaubwürdig

Dass die Handlungsstränge nicht auserzählt wurden, erkennt man auch ganz stark bei Charlotte. Denn so erfrischend es ist, dass die Serienmacher in ihrer Familie auch das Thema LGBTQIA+ einbringen, so oberflächlich wird das Thema behandelt.

Was sehr überrascht, denn gerade Übermutter Charlotte wäre doch die Erste, die alles zu diesem Thema lesen würde. Sie hätte sich intensiv mit allen Bereichen der LGBTQIA-Community auseinandergesetzt, um Rocks Identität zu verstehen sowie Rallys, Events und Co gestartet. Stattdessen scheint Charlotte die meiste Zeit plan- und ahnungslos zu sein. Sie erkennt nicht einmal, dass ihr Kind sich nicht mit Religion identifizieren möchte und plant stattdessen eine „Their Mizwa“; und das alles nur, um ihre Gäste zu beeindrucken.

Ja, Charlotte war immer um ihr Image bemüht, aber dass sie so versteift in Planungen ist, dass sie kein einziges Mal mit ihren Kindern über die Feier spricht, überrascht dann doch ziemlich.

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Carries neue (vorhersehbare) Flamme

Auch bei Carrie bleiben einige Fragezeichen übrig. So überzeugend der Ansatz war, dass Carrie nach Bigs Tod wieder zurück ins Leben findet, so halbherzig wurde dieses Thema behandelt.

Denn in jeder Folge wird ein neuer Aspekt der neuen Carrie angerissen, ohne ihn zu Ende zu erzählen. Sie hat eine schwerwiegende Verletzung? Puff, schon ist alles wieder geregelt? Sie ist mit den Schönheitsstandards der Gesellschaft konfrontiert? Nein, doch nicht, sie fühlt sich wieder wohl! Ein neues Appartement? Nope, wir gehen lieber zurück in die altbekannte Wohnung.

Am schlimmsten wird dieses Hin- und Herspringen beim Thema Dating. Denn als wir uns gerade an die neue Flamme in Carries Leben gewöhnen wollen – ein bodenständiger und einfühlsamer Lehrer, der ebenfalls ein Trauma erlitten hat – verschwindet er genauso schnell, wie er erschienen ist. Ersetzt wird er dann durch einen Kandidaten, der zu offensichtlich war.

Denn dass Carries Podcast-Produzent viel zu gutaussehend war, um ein Statist zu bleiben, war ab der ersten Szene eindeutig. Als man sich in der letzten Folge dann aber dachte „zumindest dieses Klischee haben sie nicht erfüllt“ folgt in letzter Sekunde ein Kuss der beiden.

Warum wurde die Versöhnung mit Samantha nicht gezeigt?

Vorhersehbar war auch die Beziehung zwischen Carrie und Samantha, die nurmehr via SMS Teil der Show ist. War es in Folge eins noch ein kreativer Zugang, Samantha einzubinden, hofft man irgendwann einfach auf eine Auflösung. Die folgt dann auch endlich im Finale – wir bekommen es nur nicht mit. Denn Carrie und Samantha trinken gemeinsam Cocktails.

Thematisiert wird das Ganze aber nicht. Dass man das Gespräch nicht sieht ist nachvollziehbar, nachdem sich Samantha-Schauspielerin Kim Cattrall komplett von dem Reboot distanziert hat. Es wäre aber trotzdem schön gewesen, irgendetwas über die Aussprache zu erfahren.

Vor allem, weil der Streit zwischen Carrie und Samantha ja die gesamte Mädelsgruppe auseinandergerissen hat. Eine Versöhnung hätte dementsprechend auch Konsequenzen für Miranda und Charlotte (von denen wir übrigens nie wirklich erfahren, wie es ihnen mit der Situation geht).

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So könnte Staffel zwei von „And Just Like That“ aussehen

Die Chance, dass das Quartett in Staffel zwei wieder vereint ist, ist übrigens verschwindend gering. Denn erst vor Kurzem betonte Serienmacher Michael Patrick King gegenüber Variety: „Ich habe keine realistische Erwartung, dass Kim Cattrall jemals wieder auftaucht.“ Das klärende Gespräch der beiden wirkt dadurch wie ein weiteres vorzeitiges Plotende ohne richtige Aufklärung.

Nach zehn Folgen bleiben am Ende also eine Menge Fragezeichen und auch einiges an Enttäuschung. Denn so schön es auch war, Carrie, Miranda und Charlotte endlich wiederzusehen, so schade ist es, dass es so kurzweilig war. Aber zugegeben, vielleicht wünschen wir uns auch einfach 40 weitere Folgen. Denn wenn wir ganz ehrlich sind, haben wir uns trotzdem jede Woche extrem auf die neue Folge gefreut. Und wer weiß, vielleicht werden ja alle Fragen in der zweiten Staffel beantwortet?