Zwei Protoytpen der Schlafkapsel aus Holz sollen im deutschen Ulm für Obdachlose eine bequeme und sichere Schlafunterkunft bieten. 450 Kilogramm wiegt eine Kapsel.

Ein „Ulmer Nest“ steht am Karlsplatz, ein anderes am Alten Friedhof – zwei bekannte Treffpunkte für Obdachlose in der Innenstadt von Ulm in Baden-Württemberg. Das erklärte Ziel: Obdachlose im Winter vor dem Erfrierungstod zu retten.

„Ulmer Nest“ aus 60 Millimeter dickem Vollholz

Die Schlafkapseln aus Holz, wurden von einem Team entwickelt, das sich aus den Gründern zweier junger Ulmer Unternehmen, sowie dem Informatiker Florian Geiselhart zusammensetzt. Die Prototypen der Schlafkapseln sind in Kooperation mit einer Holzbaufirma entstanden, die in Sibirien auf eine ähnliche Art Holzhäuser baut. Das 60 Millimeter dicke Vollholz isoliert sehr gut, eine spezielle Belüftung funktioniert mit minimalen Temperaturverlust.

Ulmer Nest – Copyright: https://ulmernest.de/

Das „Ulmer Nest“ soll eine reine Notschlafgelegenheit sein, die in besonders kalten Nächten vor gesundheitlichen Schäden oder Tod durch Erfrierungen schützen soll. Den gesamten Winter werden die Schlafkapseln von Soziologen der Universität Kassel wissenschaftlich begleitet und auf seine Tauglichkeit am Ende bewertet.

Das „Ulmer Nest“ soll auch als Anlaufstelle für Sozialarbeiter dienen, um den Hintergründen der Wohnungslosigkeit auf den Grund gehen zu können.

Obdachlose-App“ sammelt fleißig Daten

Florian Geiselhart ist freiberuflicher Medieninformatiker und hat insbesondere für die Technik des „Ulmer Nests“ verantwortlich gezeichnet. Der 35-Jährige entwickelte zusammen mit seinem Team auch eine Smartphone-App, die Auskunft über den Zustand der Schlafkapseln geben soll: Innentemperatur, Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit innen und Zustand des Lüfters wird neben zahlreichen anderen Werten von Sensoren gemessen. Ein Bewegungssensor zeigt, ob die von innen abschließbare Kapsel belegt ist oder nicht.

Wenn das „Ulmer Nest“ wieder frei ist, weiß die Stadt, dass jetzt Zeit für eine Reinigung wäre. Ob die Nester in Serie produziert werden, wird im Frühjahr entschieden. Die Stadtverwaltung Stuttgart hat bereits eine Anfrage gestellt.

„Ulmer Nest“ auch für Paare

Die etwa 2,20 Meter lange Holzkiste ist auch für Obdachlose-Pärchen eine Option: Denn in den Notunterkünften herrscht im Gegensatz zum „Ulmer Nest“ strikte Geschlechtertrennung.