Über Gespräche mit Brüsten und die Vorteile einer Superhelden-BFF: „She-Hulk“-Star Ginger Gonzaga im Interview
Mit der neuen Serie „She-Hulk“ beweist Marvel, dass Superhelden auch ziemlich witzig sein können. Denn in der Show wird der Superhelden-Alltag als Comedy inszeniert; inklusive skurrilen Dating-Abenteuern als zwei Meter großer, grüner Hulk.
Wir haben mit Nikki-Darstellerin Ginger Gonzaga über die neue Marvel-Serie gesprochen.
Warum sind so viele Superheld*innen Einsiedler?
Wer an das Marvel Cinematic Universe (MCU) denkt, denkt wohl als erstes an seine Held*innen. Sei es Captain America, Iron Man oder Black Widow; das MCU ist geprägt von Charakteren, die die Welt schützen wollen. Sie alle haben aber nicht nur ihren Drang nach Gerechtigkeit gemeinsam, sondern auch eines: so richtig gute Social Skills oder ein breites soziales Umfeld hat niemand von ihnen.
Denn in den vergangenen Jahrzehnten wurden uns die Marvel-Held*innen nur zu oft als tragische Persönlichkeiten präsentiert, die ihre Traumata nutzen, um die Welt zu retten. Was dabei rauskam, waren bedrückende und ergreifende Geschichten und eine Gruppe an Superheld*innen, die zwar gemeinsam die schlimmsten Schurken bekämpften, danach aber lieber getrennte Wege gingen.
Man könnte es fast als eine Art extreme Version der Work-Life-Balance sehen. Dennoch hätten wir gerne mehr aus dem Alltag der Held*innen erfahren, wenn keine außerirdische Macht droht, die Hälfte des Universums auszulöschen.
„She-Hulk“: Die Anwältin mit dem gewissen Etwas
Aber wie heißt es so schön: „Ask and you shall receive“. Denn in seiner vierten Phase widmet sich das MCU jetzt endlich auch den lustigeren Seiten des Lebens und zeigt: Superheldinnen sind wie du und ich – nur eben deutlich größer, deutlich stärker und deutlich einflussreicher.
Das neueste Beispiel dafür ist die Disney+ Serie „She-Hulk“, die ab dem 18. August verfügbar ist. Darin geht es – wie der Name schon vermuten lässt – um die weibliche Version des großen grünen Grantlers Hulk. Denn bei einem Autounfall gerät das Blut des grünen Riesen in den Blutkreislauf seiner Cousine Jennifer, die daraufhin all die Vorzüge und Superkräfte genießen darf.
Konkret heißt das: Wird sie zu wütend oder unkontrolliert, verwandelt sie sich schnell einmal in eine deutlich größere, durchtrainiertere und vor allem grüne Version von sich selbst. Für Jennifer, die eigentlich Anwältin auf dem Weg nach oben auf der Karriereleiter ist, keine einfache Veränderung. Denn ihr Plan, ihre Superheldinnen-Identität geheim zu halten, ist von kurzer Dauer und schon bald ist sie nicht mehr Jennifer Walters – sondern She-Hulk. Doch im Gegensatz zu ihrem Cousin hat Jennifer ihre Emotionen besser im Griff und kann selbst entscheiden, wann sie ihr Alter Ego hervorholt; zumindest so lange, bis andere das von ihr fordern.
Was für manche Comic-Fans wie der Beginn einer klassischen Heldensaga klingt, ist in der neuen Serie aber ganz und gar nicht das, was man auf den ersten Blick erwartet. Statt tragischer Erkenntnis, Schicksalsschläge und bedrückenden Monologen arbeitet „She-Hulk“ nämlich mit jeder Menge Humor, Fourth-Wall-Breaks und einem authentischen Portrait über das Leben einer dreißigjährigen Frau (mal abgesehen von dem Part mit den Superkräften). Es geht um Dating, Stress in der Arbeit und die ein oder andere existentielle Krise; dass Jennifer ganz nebenbei auch noch richtig coole Superkräfte hat, ist ein zusätzlicher Bonus, aber nicht der einzige Fokus.
Ginger Gonzaga: Authentische BFFS sind dringend notwendig
Und noch eine Sache unterscheidet She-Hulk ganz klar von ihrem männlichen Pendant: Ihre beste Freundin Nikki. Denn statt Einsiedler-Dasein lebt Hauptfigur Jennifer einen Alltag, den wohl die meisten nur zu gut kennen. Die Arbeits-BFF ist gleichzeitig die größte emotionale Stütze und ein Abend in der Bar kann einfach nicht ohne sie stattfinden.
Es ist eine Dynamik, die für Nikki-Darstellerin Ginger Gonzaga extrem wichtig war, wie sie im Interview mit miss erzählt. Denn die Beziehung zwischen ihr und Jennifer sollte möglichst authentisch sein. „Ich glaube, das Wichtigste für Tatiana [Anm. Tatiana Maslany, die die Rolle der She-Hulk spielt] und mich war, dass diese beiden Figuren sich wirklich lieben“, erzählt die Schauspielerin. „Es gibt so viele Serien, in denen man Freunde hat, und dann heißt es ‚aber was ist, wenn sie sich gegenseitig verraten‘.“ Eben solche Klischees wollte das Duo in „She-Hulk“ vermeiden. Denn im Fokus sollte eine „sehr natürliche, liebevolle Freundschaft“, stehen.
„She-Hulk“ als „einzigartige“ Set-Erfahrung
Doch die Freundschaft der beiden war nicht der einzige Aspekt, in denen „She-Hulk“ den Fokus auf die weibliche Perspektive legte. Denn auch hinter den Kulissen erkennt man: Das Ziel der Show war es eindeutig, den Alltag einer Frau in Amerika so authentisch wie möglich zu zeigen. Und dafür braucht es natürlich auch ordentlich Frauenpower hinter der Kamera. Sei es bei den Regisseurinnen Kat Coiro und Anu Valia oder bei der hauptverantwortlichen Drehbuchautorin Jessica Gao – der weibliche Blick stand hier klar im Fokus.
Ein absoluter Bonus für Ginger, die die Zeit am Set als eine „einzigartige“ Erfahrung bezeichnet. Denn sie betont, dass sich alle gehört fühlten und einbringen konnten. „Dadurch änderten wir die gesamte Szene und den Schauplatz, und es wurde zehnmal lustiger und ausgefeilter, weil wir zusammenarbeiteten“, erzählt die Schauspielerin. Ein Gefühl, dass sie bisher noch auf keinem Set erlebt hatte.
Doch als Nikki gab es auch einige Herausforderungen, denen sich Ginger stellen musste. Ganz oben auf der Liste: Der Umgang mit CGI und den unterschiedlichen Größen von Jennifer beziehungsweise She-Hulk. „Das bringt uns immer zum Lachen; Sie trug ihren Motion-Capture-Pyjama und hatte diesen komischen, grünen Alien auf dem Kopf“, erzählt Ginger im Interview.
Dieser „Alien“ wurde dann in der Nachbearbeitung der eigentliche Kopf von Jennifer. Für Ginger eine richtige Herausforderung bei Dialogen. Denn: „wenn ich tatsächlich mit Tatiana schauspielern würde, dann starrt Nikki in der Nachbearbeitung immer nur auf ihre Brüste“, scherzt sie. Wohl eher ein No-Go für Disney. Aber keine Sorge; Ginger konnte sich an die Höhenunterschiede zwischen ihr und She-Hulk gewöhnen – und spricht in der neuen Marvel-Serie hauptsächlich mit She-Hulks Gesicht. (Tja, so viel Spoiler muss sein!)
Quiz Maker – powered by Riddle