„Subway Shirts“: So wollen sich Frauen jetzt vor Catcalling schützen
Im Netz macht jetzt ein neuer, aber vor allem trauriger, Trend die Runde. Unter dem Hashtag #subwayshirt präsentieren immer mehr Tiktokerinnen ihre Outfits, die sie in der U-Bahn tragen. Die Idee: Ein möglichst unförmiges Oversize-T-Shirt soll Trägerinnen vor Catcalling und sexuellen Übergriffen schützen.
Das eigentliche Problem besteht aber leider weiterhin.
„Subway Shirts“: Schützen wir uns so jetzt vor Catcalling?
Der Sommer ist da! Endlich wieder cute Kleider, Crop Tops, Mini-Röcke und Shorts tragen! Es könnte so schön sein … wäre da nicht ein Problem: die (meist männlichen) Blicke! Denn was mit den heißen Monaten und der knapperen Kleidung leider oft einhergeht, ist das unerwünschten Starren von Männern! Ist mein Sommerkleid zu kurz, der Ausschnitt meines Tops etwa zu tief – und bin ich mit dieser Kleidung sicher vor Übergriffen? Sorgen, die für viele Frauen und weiblich gelesenen Personen fast zum Alltag gehören. Auf Tiktok macht jetzt ein neuer Trend die Runde, der sich genau damit befasst.
Unter dem Pseudonym „Subway Shirt“ präsentieren immer mehr Tiktokerinnen nun ihre Outfits, die sie unterwegs, meist eben in der U-Bahn, tragen. Die Idee hinter den U-Bahn-Shirts: Ein meist viel zu großes und unförmiges T-Shirt soll die Trägerinnen vor verstohlenen Blicken und Catcalling schützen. Zur kurzen Erklärung: Catcalling ist eine Form der sexuellen Belästigung. Mal ist es ein offensiver Spruch, mal ein Hinterherpfeifen, manchmal ein aufdringliches Nachgaffen. Viele Frauen fürchten deshalb jetzt im Sommer mit knappen Outfits unterwegs zu sein. Und genau aus diesem Grund entstand in New York der „Subway Shirt“-Trend.
Der Trend geht auf Tiktok viral
Binnen kürzester Zeit entstand aus den U-Bahn-T-Shirts eine echte Bewegung. So verzeichnet der Hashtag zu dem Trend #subwayshirts auf Tiktok bereits über 12 Mio. Aufrufe. In unzähligen Clips zeigen Userinnen ihren U-Bahn-Outfitchange! Die Videos wirken zum Teil lustig und kreativ, doch die Message dahinter bleibt trist. „In New York sind es über 30 Grad, also Ladies vergesst nicht, ein U-Bahn-Shirt mitzunehmen! […] Dabei handelt es sich um ein übergroßes Hemd, das wir über unsere cuten Outfits tragen, damit fremde Männer uns im Zug nicht belästigen.“, erklärt eine Tiktokerin zum Beispiel.
@ideal.grace stay safe out here 🫶🏻 #nycspring #nycspringtime #nyclife #nyclifestyle #nyclifestyletips #nycsubway #nycsubwaymoments #subwayshirt #justnycthings ♬ original sound
Einige User:innen sprechen sogar von der „Subway Shirt“-Saison. „Jedes Mal, wenn ich mein U-Bahn-Shirt vergesse, bedaure ich es sofort und überlege, umzukehren“, sagt eine 19-Jährige TikTokerin zudem gegenüber The Guardian. Sie spüre den männlichen Blick am Körper. Aber nicht nur in den USA trendet die Aktion, auch hierzulande wählen immer mehr Frauen ein anderes Outfit für unterwegs.
Victim Blaming als Kern des Problems
Der Trend zeigt leider, wie sehr patriarchale Strukturen noch immer in unserer Gesellschaft verankert sind. Denn Frauen mögen sich dadurch zwar sicherer fühlen, aber die Frage, WIESO ein anderes Outfit überhaupt nötig ist, bleibt weiterhin offen. Warum müssen sich Frauen auch im Jahr 2023 ein weniger freizügigen Outfit anziehen, um sich geschützter zu fühlen? Leider kommt es viel zu oft in Fällen von sexueller Belästigung zu „Victim Blaming“ (also einer Täter-Opfer-Umkehr) und zu Fragen wie „was hattest du an?“, anstatt den Kern der Problematik zu erkennen. Nämlich die Handlungen der Täter. Und solange sich das nicht ändert, müssen sich vor allem weiblich gelesene Personen wohl noch weiterhin im Sommer mit XXL-Shirts in die U-Bahn hocken.
@keirybby just girly things 😩 #brooklyn #subwayshirt #nyc #fyp #concert #justgirythings #ootd ♬ original sound – Lydia Campanelli