Studie zeigt: Zu viel Freizeit kann unglücklich machen
Je mehr desto besser. Ein Motto, dass sich neuen Studien zufolge wohl nicht auf das Thema Freizeit übertragen lässt. Denn neue Ergebnisse zeigen: Wer mehr Freizeit hat, ist nicht automatisch glücklicher.
Sogar das Gegenteil kann passieren.
Umfrage und Online-Experiment zeigen: Zu viel Freizeit ist auch nicht ideal
Hätte ich doch nur ein bisschen mehr Freizeit, das Leben wäre so viel schöner. So oder so ähnlich haben sich wohl die meisten schon einmal gefühlt. Denn durch Job, Haushalt und anderen Verpflichtungen wirkt der Alltag schnell einmal trist und durchgetaktet.
Eine amerikanische Studie hat sich diesem Thema jetzt angenommen und kommt zu einem überraschenden Ergebnis. Denn nicht nur zu wenig Freizeit kann das eigene Glücksgefühl beeinträchtigen, sondern auch zu viel.
Für die mehrstufige Studie wurden Menschen unter anderem befragt, was sie in den vergangenen 24 Stunden gemacht haben und wie sie sich fühlen. Unterstützend wurde ein Online-Experiment durchgeführt. Dabei sollten sich rund 6.000 Teilnehmer vorstellen, wie sie sich mit einer bestimmten frei verfügbaren Zeit fühlen würden. Also wie glücklich sie 15 Minuten, dreieinhalb Stunden oder sieben Stunden Freizeit am Tag machen würden.
Zu viel Freizeit führ zu dem Gefühl von Unproduktivität
Nach der Auswertung berichtet das Forscherteam: In Anlehnung an vorangegangene Studien ist das steigende Glücksgefühl zu Beginn sehr wohl mit mehr Freizeit verbunden. Zwei Stunden Freizeit am Tag seien jedoch die Grenze. Dann flacht das Wohlgefühl ab. Ab fünf Stunden kehrt sich das Ganze sogar um.
„Diese Ergebnisse zeigen, dass zu wenig Zeit tatsächlich mit einem
geringeren subjektiven Wohlbefinden aufgrund von Stress verbunden ist, während mehr Zeit nicht durchgehend zu einem höheren subjektiven Wohlbefinden führt“, erklärt das Forscherteam rund um Marissa Sharif in der Studie. „Ein Übermaß an verfügbarer Zeit ist manchmal sogar mit einem geringeren subjektiven Wohlbefinden verbunden, da es an einem Gefühl der Produktivität mangelt.“
Auch die Hintergründe dieser Gefühle sind Teil der Studie. Denn das Forscherteam vermutet, dass das Gefühl von Unproduktivität entsteht, weil Menschen mit mehr Freizeit eben diese vermehrt vor dem Computer oder Fernseher verbringen würden und in dieser Zeit auch tendenziell eher alleine sind.
Wer nur eine begrenzte Zeit wie etwa die 3,5 Stunden zur Verfügung habe, würde dieser Zeit effektiver nutzen – etwa um Sport zu machen, Freunde zu treffen oder Hobbies auszuüben. Das wiederum sorge für ein Wohlgefühl und Produktivität.
Die Lösung für Stress ist nicht „alle Verpflichtungen aufzugeben“
Co-Autorin Sharif teilt die Studie auf Twitter und gibt auch abschließende Ratschläge zum Thema Freizeit: „Für viele, die das Gefühl haben, nicht genug Zeit zu haben, besteht die Antwort nicht darin, alle Verpflichtungen aufzugeben“, schreibt sie.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass man ähnlich unglücklich sein kann, wenn man ganze Tage zur freien Verfügung hat, die man nach eigenem Ermessen füllen kann. Stattdessen sollten sie sich bemühen, eine moderate Menge an freier Zeit zu haben, die sie nach Belieben verbringen können.“
Wer etwa im Ruhestand oder arbeitslos ist und gerade sehr viel Freizeit hat, solle darauf achten, diese Zeit möglichst produktiv zu füllen und auch die Zeit mit anderen nicht außer Acht zu lassen, da dieser Aspekt zu einem erhöhten Wohlbefinden beiträgt.