Studie zeigt: Ratten riechen Hunger ihrer Artgenossen
Wie Forscher nun im Rahmen einer Studie herausfanden, erkennen Ratten offenbar durch den Geruch die Hungerbedürfnisse ihrer Artgenossen.
Sobald andere Nager ihnen mit Rufen mitteilen, dass sie Nahrung brauchen, überprüfen die Tiere offenbar anhand, ob ihnen die Ratte auch wirklich nichts vormacht und tatsächlich hungrig sind.
Ratten riechen Hunger
Obwohl die Nager einen ziemlich schlechten Ruf haben, sind sie eigentlich sehr emphatische Tiere, die einander sogar helfen und zum Beispiel ihr Futter teilen. Aber nur dann, wenn ihre Artgenossen ihnen auch nichts vormachen. Wenn Ratten hungrig sind – oder zumindest an das Futter ihrer Kollegen kommen wollen – dann machen sie mit Gesten und Rufen auf sich aufmerksam. Wissenschaftler fanden nun aber heraus, dass die Nager mithilfe des Geruchs feststellen, ob ihre Artgenossen auch wirklich hungrig sind. Erst dann teilen sie ihr Futter.
Neue Studie: So hilfsbereit sind die Nager
Dass Ratten empathische und aufmerksame Tiere sind, zeigen bereits verschiedene Studien. Sie befreien ihre Artgenossen nicht nur, sondern teilen beispielsweise auch ihr Futter, wenn andere Ratten hungrig sind und Hilfe brauchen. Forscher aus Deutschland und der Schweiz beschäftigten sich nun näher mit dem Geruch der Nager und stellten die Theorie auf, dass dieser den Tieren dabei helfen könnte, zu unterscheiden, ob ihre Hilfsbereitschaft ausgenutzt werde oder nicht. Dabei kamen die Forscher der Universitäten Bern, Neuchâtel und Potsdam zu völlig neuen Erkenntnissen.
Im Rahmen ihre Studie untersuchten zwei Wanderratten, die sie in einem Käfig hielten. Im ersten Teil des Experiments testeten sie die Hilfsbereitschaft der Nager. Dafür trennten sie die Tiere innerhalb des Käfigs durch eine Plexiglasscheibe. Jede Ratte hatte zudem die Möglichkeit, ein Futtertablett durch die Gitterstäbe heranzuziehen, um seinen Kollegen auf diese Weise mit Nahrung zu versorgen. Wie sich zeigte, halfen sich die Nager gegenseitig und achteten stets darauf, dass der andere genug zu essen hatte.
Im zweiten Teil der Studie spielte dann der Geruch der Tiere eine Rolle. Um ihre Hypothese zu überprüfen, bliesen sie schließlich Luft – mal mit dem Geruch einer satten Ratte, mal mit dem Geruch einer hungrigen Ratte – in das Abteil des Käfigs, indem die helfende Ratte gerade war. Dabei stellten die Forscher fest, „dass die Ratten schneller Hilfe leisteten, wenn sie Geruchssignale von einer hungrigen Ratte erhielten als von einer satten Ratte“, so Karin Schneeberger vom Institut für Biochemie und Biologie in Potsdam.
Geruch von hungrigen und satten Ratten unterscheidet sich
Doch wie ist es den Ratten möglich, den Unterschied zwischen einem hungrigen und einem satten „Freund“ zu erkennen? Wie die Forscher mittels sogenannter Gaschromatografie – ein Verfahren, bei dem einzelne Komponenten von Substanzen analysiert werden – herausfanden, befinden sich in der Umgebungsluft der Ratten insgesamt sieben flüchtige organische Verbindungen. Und diese variieren bei satten und hungrigen Ratten.
Die Forscher gehen allerdings davon aus, dass die Nager die Gerüche, die sie absondern, nicht steuern können. Im Gegensatz zu den Rufen und Gesten, die sie machen, wenn sie scheinbar hungrig sind, verrät ihr Geruch den Artgenossen ganz ehrlich, ob die Tiere auch wirklich Nahrung benötigen. Darüber, woher die sieben Geruchsverbindungen der Ratte genau stammen, sind sich die Wissenschaftler noch uneinig. Man gehe davon aus, dass etwa von einer kürzlich verspeisten Nahrung, Stoffwechselprozessen oder einem Pheromon, das Hunger signalisiert, stammen.