Studie: Kann eine Vier-Tage-Woche im Job funktionieren?
Nur vier Tage arbeiten und trotzdem das Vollzeit-Gehalt bekommen? Das klingt für viele wohl nach einer absoluten Traumvorstellung. Aber kann das wirklich funktionieren oder bleibt dann jede Menge Arbeit liegen? Eine Langzeit-Untersuchung aus Großbritannien hat sich die Vier-Tage-Woche jetzt genauer angesehen – und kommt zu ziemlich positiven Ergebnissen.
Denn die verkürzte Arbeitswoche hatte Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Weniger Arbeitszeit für das gleiche Geld?
Rund um die Themen Arbeitszeit und Produktivität am Arbeitsplatz gibt es immer wieder zahlreiche Debatten. Ist Vollzeit mittlerweile überholt? Welchen Effekt hätte mehr Freizeit auf die mentale Gesundheit? Und kann man wirklich weniger lange arbeiten und trotzdem die gleiche Leistung bringen?
Immer wieder kommt im Rahmen dieser Debatten die Vier-Tage-Woche ins Spiel. Ein Konzept, bei dem die Mitarbeiter:innen bei einer Vollzeit-Anstellung – wie der Name vermuten lässt – nur vier statt fünf Tage lang arbeiten. Dabei wird ihr Gehalt jedoch nicht gekürzt. Sie erhalten also die gleichen Leistungen, müssen aber weniger lange dafür arbeiten. Die Frage, die sich dabei für viele Unternehmen aber stellt: bleibt die Produktivität der Mitarbeiter:innen gleich oder bedeutet weniger Arbeitszeit auch automatisch weniger erledigte Arbeit?
61 britische Unternehmen wollten das jetzt in der Praxis testen und starteten ein sechsmonatiges Experiment. Alle knapp 3.000 ausgewählten Mitarbeiter:innen arbeiteten in den darauffolgenden Monaten um 20 Prozent weniger bei gleichbleibendem Lohn. Unter den Unternehmen waren einerseits Onlinehändler und Finanzdienstleister, aber auch Marketing und Gesundheitsunternehmen.
Sie alle organisierten die verkürzte Arbeitswoche je nach Branche. Für manche bedeutete das, dass alle Mitarbeiter:innen ein verlängertes Wochenende hatten, in anderen Betrieben hatten die Mitarbeiter:innen unterschiedliche freie Tage. Wieder andere rechneten die verkürzte Arbeitszeit auf die gesamten Monate hoch und passten die Öffnungszeiten (etwa in der Gastronomie) an die Saison an. Es gab also kurze Winter- und längere Sommerarbeitszeiten.
Experiment testet Vier-Tage-Woche in britischen Betrieben
Betreut wurde das Experiment von der Cambridge Universität, dem Boston College und der Firma „Autonomy“, die die genauen Effekte der verkürzten Arbeitswoche feststellen wollten. Und nach sechs Monaten zeigte sich: es gab große Effekte. Und zwar ganz besonders, wenn es um die mentale Gesundheit der Mitarbeiter:innen ging.
Denn insgesamt 71 Prozent der Befragten gaben an, dass sie durch die kürzere Arbeitszeit weniger unter Burnout leiden. Stress und Krankheit gingen ebenfalls ziemlich drastisch zurück. So verzeichneten die Betriebe etwa 65 Prozent weniger Krankenstandstage. Mitarbeiter:innen, die Kinder hatten, betonten außerdem, dass sie durch den zusätzlichen Tag Zuhause auch Geld für die Kinderbetreuung sparen konnten. Doch das Experiment hatte auch große Vorteile für die Betriebe. Denn danach zeigte sich, dass in diesem Zeitraum um 57 Prozent weniger Mitarbeiter:innen das Unternehmen verließen, als noch im Vorjahr. Und ganz nebenbei blieb die Produktivität auf einem gleichen Level oder stieg im Durchschnitt sogar um rund 1,4 Prozent an.
Das Experiment zeigte also: die Vier-Tage-Woche funktioniert nicht nur, sondern bringt auch extrem viele Vorteile auf beiden Seiten. Eben deshalb betonen die Betriebe auch, dass es nicht nur bei einem Experiment bleiben soll. Denn 56 der 61 teilnehmenden Unternehmen wollen die verkürzte Woche beibehalten. 18 der Unternehmen erklären sogar, dass die Änderung permanent umgesetzt wird.