Stranger Things Staffel 3: Warum es gut ist, dass die Kindheit vorbei ist
Das Warten hat sich gelohnt. Am 4. Juli war es endlich soweit und die dritte Staffel von Stranger Things wurde auf Netflix ausgestrahlt. Mit ihrem genialen 80er Jahre – Flashback kann die Serie erneut mit Kultstatus punkten. Nachdem die zweite Staffel unsere Erwartungen nicht ganz erfüllen konnten, hatten wir natürlich auch diesmal Angst, dass wir so einige Abstriche machen müssen. Doch die Fortsetzung ist einfach grandios.
Wer die dritte Staffel bisher noch nicht gesehen hat, sollte vielleicht nicht weitergelesen, denn es wird jede Menge gespoilert.
Stranger Things: Die Kindheit ist endgültig vorbei
Der Handlungsstrang der dritten Staffel von Stranger Things knüpft nicht ganz an den vorherigen an. Denn eines wird dem Zuschauer ziemlich schnell klar: die Kids sind älter geworden. Das ist aber keinesfalls ein negativer Kritikpunkt. Durch die älter werdenden Charaktere verändert sich auch die Dynamik der Serie und das ist auch gut so. Es gibt Probleme, die wichtiger geworden sind als Dungeons & Dragons zu spielen.
Eleven und Mike treiben Hopper fast in den Wahnsinn mit ihren täglichen Knutscherein, aber auch das Paar selbst erlebt seinen ersten großen Streit. Dieser führt allerdings nur dazu, dass Eleven und Max endlich beste Freundinnen werden. Auch Dustin hat seine große Liebe während des Wissenschaftscamp im Sommer getroffen: Susi. Doch seine Freunde sind etwas skeptisch, ob es Susi wirklich gibt. Will hingehen ist der einzige, der sich wünscht, es hätte sich nichts verändert und alle vier würden immer noch zusammen in Mikes Keller D&D spielen. Als er erkennt, dass sein Wunsch sich nicht bewahrheiten wird, zerstört er sogar seine Burg Byers, das Symbol seiner Kindheit.
Aber nicht nur die jüngere Generation hat mit Problemen zu kämpfen. Nancy und Jonathan werfen die ersten Blicke ins Berufsleben und müssen lernen, dass es dort nicht immer leicht ist, sich zu beweisen. Diese Erfahrung muss auch Steve machen, der inzwischen in einem Eisgeschäft arbeitet und mit seinem Seemanns-Outfit weit weniger Glück bei den Ladys hat als früher. Aber auch in der dritten Staffel übernimmt er wieder die Vaterrolle für Dustin und steht ihm gemeinsam mit Robin (übrigens ein grandioser Neuzugang der dritten Staffel, gespielt von Maya Ray Thurman Hawk) zur Seite.
Joyce dagegen versucht ihr Leben nach den schrecklichen Vorfällen der letzten Jahre wieder in den Griff zu bekommen und Sheriff Hopper unternimmt einen Flirtversuch nach dem anderen. Als Joyce ihn dann aber zu überzeugen versucht, dass wieder mal etwas Unerklärliches in Hawkins seinen Lauf zu nehmen scheint, hat er die Nase gestrichen voll. Doch letztendlich siegt natürlich die Hartnäckigkeit von Wills Mutter. In diesem Kontext kommt es sogar zu einem Comeback von Murray Baumann, der Privatdetektiv, der beauftragt wurde das Verschwinden von Barbara Holland, Nancys bester Freundin, zu untersuchen. An genau diesen feinen Details ist das wahnsinnige Potenzial der Serie zu erkennen. Einen kleinen negativen Kritikpunkt gibt es an dieser Stelle aber doch: die Dialoge von Joyce und Hopper wirken nicht selten etwas gekünstelt, was natürlich dem Drehbuch geschuldet ist. Außerdem macht Hopper eine extreme Charakterentwicklung durch, die für den Zuschauer leider erst ganz am Ende nachvollziehbar wird.
Nicht zu vergessen ist natürlich Billy, der seine Rolle als Besessener und eigentlich Auslöser der ganzen Horrorgeschichte exzellent umsetzt. Er verkörpert die emotionale Seite seiner tragischen Kindheit genauso perfekt wie die hasserfüllten Gedanken des Mind Flayer in seinem Kopf. Wie man sehen kann, haben alle Protagonisten der Serie schon vor dem großen Monsterangriff einige Probleme, um die sie sich kümmern müssen.
Und täglich grüßt das Monster
Und natürlich ist der Mind Flayer neben all diesen Problemen nicht in Vergessenheit geraten. Der Regisseur hat es geschafft ihn flüssig und schnell in das Geschehen mit einfließen zu lassen, indem Will ein undefinierbares Ziehen an seinem Nacken spürt, Magneten ihre Wirkung verlieren und Ratten verrückt spielen. Zu diesem Zeitpunkt weiß allerdings noch niemand von den Russen und dem großen Dilemma, das noch folgen soll. Doch auch das ändert sich schnell. Während Mike und seine Clique dem Mind Flayer auf den Fersen sind, versuchen Dustin, Steve und Robin die Russen auszuspionieren. An den einzelnen Handlungssträngen wird wieder grandios die zunehmende Unabhängigkeit der Charakter gezeigt.
Generell merkt man schnell, dass die dritte Staffel um einiges düsterer und grausamer ist als die zweite. Der Horror in Hawkins ist immer allgegenwärtig. Und genau darin liegt meiner Meinung nach die Stärke dieser Staffel. Die düstere Atmosphäre im Hintergrund der schrillen Farbenwelt ergibt ein atemberaubendes Bild. Außerdem fällt schon zu Beginn der dritten Staffel auf, dass ein ziemlich hohes Tempo der einzelnen Erzählstränge vorliegt. Die acht Episoden decken gerade einmal einen Zeitraum von zwei Tagen ab. Aufgrund der starken Vertrautheit der Charaktere mit dem Zuschauer ist das aber überhaupt kein Problem. Außerdem schaffen es die Duffer-Brüder die einzelnen Handlungsstränge perfekt unter Kontrolle zu halten und am Ende geschickt zusammenzuführen. Der große Kampf im Einkaufszentrum gegen den Mind Flayer und die Sowjets ist der absolute Höhepunkt der Serie.
Willkommen in den 80er-Jahren
Wichtig zu erwähnen sind auch die vielen kleinen Details, durch die Stranger Things ein Liebesbeweis an die 80er wird. So wird die Zeitreise in die 80er – Jahre durch das Setting perfekt. Der Modestil der Charaktere verändert sich zeitgleich mit der Eröffnung der großen Mall, was am stärksten an Eleven mitzuerleben ist. Auch die Songs aus den 70er und 80er unterstreichen die verrückte Stimmung, auch wenn nicht immer ganz genau auf ihr Erscheinungsdatum geachtet wurde. Spätestens als Lucas dann die New Coke zum Gesprächsthema macht, die 1985 auf den Markt kam und von den meisten eher gehasst als geliebt wurde, ist die Zeitreise perfekt. An genau diesen kleinen Details merkt, wie ausgereift die ganze Serie letztendlich ist.
Staffel 3 Stranger Things: Mein Fazit
Schlussendlich kann man sagen, dass die dritte Staffel ihrem großen Hype gerecht wird. Die Macher haben es geschafft, Details nicht aus dem Auge zu verlieren und doch die Handlung stetig voranzutreiben. Das Altern der Schauspieler passt perfekt zum allgemeinen Handlungsverlauf und schafft Raum für neue Blickwinkel. Matt Duffer und Ross Duffer gelingt es, dem erneuten Auftauchen des Mind Flayer einen Sinn zu verleihen und die starke Emotionalität, die von Anfang an gegeben ist, bis zum Ende durchzuziehen. Einzig und allein das mysteriös Erscheinen der Russen in Hawkins wird nicht aufgeklärt. Aber es muss ja auch noch Stoff für eine vierte Staffel übrig bleiben.