Spanien testet die Vier-Tage-Woche
Spanien will als erstes Land der Welt probeweise die Vier-Tage-Woche einführen. Das Projekt könnte schon im Herbst beginnen.
Insgesamt 200 Unternehmen sollen finanziell dabei unterstützt werden, die Arbeitszeit ihrer Angestellten auf 32 Wochenstunden zu reduzieren.
Spanier dürfen sich auf ein dreitägiges Wochenende freuen
Ein Antrag der linken Partei Más País, wird nun von der spanischen Regierung umgesetzt. Die sogenannte Vier-Tage-Woche soll probeweise eingeführt werden. Insgesamt 200 Unternehmen bekommen für das Experiment finanzielle Unterstützung. Laut der britischen Zeitung „Guardian“, sollen die Firmen mit insgesamt 50 Millionen Euro drei Jahre lang dabei unterstützt werden, die Arbeitszeit der Angestellten auf 32 Wochenstunden zu reduzieren. Teilnehmende Unternehmen sollen so ihre finanziellen Risiken minimieren.
Das Projekt soll frühestens im Oktober starten. Für die Partei Más País bedeutet mehr Arbeitszeit nicht unbedingt mehr Produktivität. „In Spanien arbeiten die Menschen mehr Stunden als der europäische Durchschnitt. Dennoch gehören wir nicht zu den produktivsten Ländern“, so Inigo Errejón, Parteigründer von Más País. Wie genau der Versuch einer Vier-Tage-Woche aussehen soll, wird in den nächsten Wochen noch konkretisiert. Unternehmen, die sich für das Projekt interessieren, sollen sich freiwillig für ihre Teilnahme melden können.
Vorreiter bei der Vier-Tage-Woche
Spanien könnte durch dieses Vorhaben Vorreiter in der weltweiten Debatte einer Vier-Tage-Woche werden. Noch kein anderes Land hat bisher ein derartiges Pilotprojekt gestartet. Más País hofft auf die Auswirkungen, die auch die spanische Firma Software Delsol wahrgenommen habe, als sie vergangenes Jahr als erstes spanisches Unternehmen die Vier-Tage-Woche einführte. „Man stellte fest, dass die Krankheitstage weniger wurden, die Produktivität stieg an, und die Arbeiter waren zufriedener“, so Hector Tejero von Más País.
Befürworter einer Vier-Tage-Woche sehen darin die Chance, auf lange Sicht mehr Produktivität durch eine höhere Zufriedenheit der Arbeiter zu erzielen. Außerdem kann mehr Freizeit gesundheitliche Beschwerden reduzieren. Laut Professor John Ashton, früherer Präsident der UK Faculty of Public Health, führt eine kürzere Arbeitswoche zu weniger Stress und somit zu einem niedrigeren Blutdruck. Beschäftige erkranken dadurch seltener und Burnouts können vermieden werden. Kritiker sehen aber gerade jetzt in der Krise den falschen Zeitpunkt, die Arbeitszeit zu verkürzen.