So wurde Giada Ilardo mit Tattoos zur Selfmade-Millionärin
Wenn man mit 32 Jahren als eine der 100 reichsten Schweizer unter 40 Jahren gehandelt wird, dann kann man wohl von sich behaupten, dass man „es geschafft“ hat. Das „es“ ist im Fall von Giada Ilardo eine unglaubliche Karriere in der Tattoo-Branche: Sie ist die Schweizer Antwort auf Kat Von D, wenn man so will, ihr Unternehmen Giahi soll 5 bis 10 Millionen wert sein (wir reden hier von Franken, selbstverständlich).
Heute besitzt Ilardo mit Giahi laut Schweizer Familie das größte Tattoo- und Piercing-Unternehmen Europas, über 50 Mitarbeiter und fünf Studios zählen zu ihrem Imperium. Mit einer Artbar, welche am 4. Juni in Winterthur eröffnet hat, wagt sie erste Schritte in die Gastronomie, Anfang des Jahres lancierten sie und ihr Team eine Uhrenkollektion unter dem Namen „Flachsmann Watches“.
Vom 14-Quadratmeter-Zimmer zu fünf erstklassigen Studios
Giada ist Züricherin mit italienischen Wurzeln, sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf. 1999, mit 16 Jahren, schmiss sie das Kunstgymnasium und gründete Giahi. Ihre ersten Tattoos und Piercings stach sie in einem winzigen Zimmer auf 14 Quadratmeter. Wie kam sie überhaupt dazu? „Ein Bild von Miss Nico hat meine Leidenschaft für Tattoos geweckt!“ Die Zeiten der Kinderzimmer-Tattoo Sessions sind vorbei – Heute sieht ihr Arbeitsplatz so aus:
„Die Tattoo-Branche ist immer noch eine Männer-Domäne!“
Auf die Frage, was denn die größten Herausforderungen in ihrer Karriere gewesen sind, antwortet Giada: „Als junge Frau in diesem Business war es nicht immer so einfach, dass man ernst genommen wird. Es hat mich aber zu dem gemacht was ich heute bin: Stark und bestimmt.“ Hatte sie selbst mit Diskriminierung zu kämpfen? „Mehr stillschweigend. Nicht direkt. Ich würde es mir auch nicht gefallen lassen!“ Klingt fast so, als ob die Tattoo-Szene noch immer eine recht männerdominierte Branche ist? „Ja, ganz klar.“ Und das belegen sogar die Zahlen. In Österreich zum Beispiel sind von 584 Personen 168 weibliche Tätowierer auszumachen (Stand: 1.7.2016), teilte uns die WKO auf Anfrage mit. Der Frauenanteil in der Tattoo-Szene in Österreich liegt also etwa bei 30 %.
Aber woran liegt das? „Ich denke, dass sich hier die Frauen zu wenig trauen oder sich die typischen „Karrierefrauen“ nicht in diesem Business aufhalten. Also es gibt viele Frauen, die Karriere machen wollen, aber zu wenige im Bereich Tattoo & Piercing. Diese Branche ist immer noch sehr unentdeckt. Außerdem gibt es allgemein wenig Tattoo & Piercing Shops, die solche Positionen hervorheben. Meistens sind das dann kleine Studios“, meint Giada.
Bei Giahi verdienen Männer und Frauen übrigens die gleichen Löhne, so Giada. Gleichberechtigung ist ihr wichtig, vor allem wegen dem Team-Spirit. Ihr Mantra: „Sei immer fair zu deinen Mitarbeitern und lasse ihnen genug Freiraum, um sich zu entfalten. Ich bin heute da wo ich bin, weil mich sehr viele tolle Mitarbeiter auf meinen Weg begleitet haben.“ Was sie jungen Mädels, die das Handwerk erlernen wollen, noch sagen will: „Man soll immer an sich glauben, es gibt nichts, das man nicht erreichen kann. Der wichtigste Schritt ist, es zu tun. viele Leute haben Angst vor dem Erschaffen, da muss man einfach machen und es probieren!“
Perfektes Konzept
Giada legt viel Wert auf die Präsentation ihres Unternehmens: Auf Instagram promotet sie ihre Gasttätowierer, die ausdrucksstarken Portraits ihres Teams verdeutlichen den Spirit des Tattoo-Imperiums und neben dem permanenten Körperschmuck bietet Giahi im unternehmenseigenen Online-Shop Accessoires, Fashion und Interior an. Die Fotostrecken: Aufwändig, durchdacht, passend zum Konzept Giahi.
Noch in diesem Jahr will sie eine eigene Pflegeprodukt-Serie lancieren, gemeinsam mit der Zürcher Kosmetikfirma Rahn. Starten will sie mit Tattoo- und Piercings-Crèmes. Hut ab vor so viel Unternehmergeist.