So peinlich ist uns unsere Periode
Das Thema Menstruation hat auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft noch immer einen recht heiklen Status. Nur die wenigsten Frauen trauen sich, offen über ihre Periode zu sprechen (schon gar nicht mit Männern) – das bestätigt nun auch eine groß angelegte Umfrage zum Thema Menstruation.
90.000 Teilnehmerinnen
Die Gesundheits- und Zyklus-App Clue hat zusammen mit der International Women’s Health Coalition eine Umfrage zum Thema Menstruation gestartet, um herauszufinden wie Frauen weltweit mit dem Thema umgehen und wie offen darüber gesprochen wird.
Die Ergebnisse
90.000 Teilnehmerinnen aus über 190 Ländern zeigen auf, wie stark das Thema Periode auch heute noch tabuisiert wird.
So fühlen sich zwar 79 Prozent der deutschen Teilnehmerinnen wohl, Erfahrungen mit ihrer Periode mit anderen Frauen zu teilen, allerdings sind nur 24 Prozent bereit, mit ihren (männlichen) Partnern darüber zu sprechen. Besonders erschreckend: 23 Prozent der Österreicherinnen empfinden es sogar als unangenehm, mit weiblichen Familienmitgliedern über ihre Menstruation zu reden.
Unnötige Verniedlichung
Im Rahmen der Studie wurden außerdem über 5000 Wörter gesammelt, mit denen die Periode umschrieben wird – was laut Sexual- und Verhaltensforschern ein großes Problem ist, und aufzeigt, dass eine ganz natürliche Sache noch immer nicht beim Namen genannt werden kann.
Zum direkten Vergleich: Sperma. Obwohl es sich hierbei ebenfalls um eine Flüssigkeit aus dem menschlichen Körper handelt, die – wie die Periode – mit Fruchtbarkeit und den Geschlechtsorganen in Verbindung gebracht wird, gibt es hierfür kaum Verniedlichungen oder Kosenamen. Hier scheint es sich keinesfalls um ein Tabu-Thema zu handeln.
Die verklemmte Einstellung zur Menstruation könnte unter anderem auch dadurch angeregt werden, dass Frauen schon in jungen Jahren in Tampon- und Binden-Webespots vermittelt wird, dass sie ihre Periode so gut es geht verstecken müssen und dass es – Gott sei Dank – viele geruchsneutrale und sichere Produkte gibt, mithilfe derer wir „ein ganz normales Leben führen“ können.
Interview mit Clue-Gründerin
„Wenn man seinen Körper verstehen möchte und sich um ihn kümmern möchte, darf man sich zuallererst nicht mehr für diesen Bereich in seinem Leben schämen“ erklärt Ida Tin, die Erfindern von Clue im Interview mit der Washington Post. „Ohne den Zyklus würde es keine Menschen auf diesem Planeten geben, er ist fundamental. Dieses Tabu ist ein Relikt aus dunklen Zeiten.“