„So habe ich meinen Schwangerschafts-Abbruch erlebt“
Ich habe mich mit 22 Jahren für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden und beschlossen, meine Geschichte zu teilen – weil ich finde, dass sich keine Frau dafür schämen sollte, wenn sie Verantwortung für ihren eigenen Körper und ihre Zukunft übernimmt.
Das tun, was sich richtig anfühlt…
Ich habe bereits nach zwei Wochen gemerkt, dass ich schwanger bin und musste nicht lange überlegen, wie ich mit der Situation umgehe. Ich hatte damals einen Verhütungsunfall, den ich selbst nicht bemerkt habe und war in keiner fixen Beziehung. Ich war immer schon eine eher „hysterische Verhüterin“, die alles fünfmal überprüft hat, um 100%ig sicherzugehen und folglich am Boden zerstört, dass es mir trotzdem passiert ist.
Für mich war zu diesem Zeitpunkt vollkommen klar, dass ich aus mehreren Gründen nicht bereit dafür bin, ein Kind in die Welt zu setzen. Ich habe eine Klinik aufgesucht und mich dafür entschieden, den Abbruch mit der Tabletten-Variante zuhause durchzuführen. Das Ganze lief leider nicht so wie geplant und ich musste letztendlich wegen starker Schmerzen nachts in die Klinik fahren und den Rest des Abbruchs ohne Betäubung mit einem chirurgischen Eingriff abschließen.
Dieses Erlebnis war sehr traumatisch für mich. Etwa zwei Jahre lang habe ich mit Schuldgefühlen gekämpft, habe mich dafür gehasst, dass ich nicht „stark“ genug war und mir immer wieder gedacht: „Was wäre wenn…“. Nichtsdestotrotz habe ich meine Entscheidung, nachdem ich das Erlebnis aufgearbeitet habe, nie bereut, weil ich wusste, dass sie für mich zu diesem Zeitpunkt richtig war. Zum Glück hatte (und habe) ich Freunde und Familie, die mit dem Thema sehr offen umgehen und mich in jedem Fall unterstützt hätten – egal, wofür ich mich entschieden hätte. Vor allem meine Mutter hat mir vermittelt, dass ich selbst über meinen Körper bestimmen kann und dass ich das tun soll, was sich für mich richtig anfühlt – denn ich muss mit meiner Entscheidung leben.
Die Möglichkeit, es dann zu tun, wenn man bereit ist
Ich wollte immer schon Kinder, wollte aber auch immer, dass diese Kinder aus einer liebevollen Partnerschaft entstehen. Natürlich ist mir bewusst, dass Paare trotz einer Trennung richtig gute Eltern sein können und dass alleinerziehende Mamas ebenfalls in der Lage sind, ihrem Kind eine wunderbare Zukunft zu bieten. Ich bewundere Frauen, die es schaffen, mit so einer schwierigen Situation auf diese Art und Weise umzugehen – ich konnte es nicht.
Abtreibungen hat es immer schon gegeben. Schon meine Oma hat mir erzählt, wie sich Frauen damals in heiße Badewannen gelegt haben und die Treppen hinuntergestürzt sind, um die Schwangerschaft abzubrechen, weil sie sich einfach kein weiteres Kind leisten konnten. Weltweit gibt es auch heute noch jährlich zehntausende Todesfälle durch illegale Abtreibungen – in Ländern, in denen es Frauen verboten ist, selbst zu entscheiden, ob sie ein Kind bekommen wollen, oder nicht.
Dass ich die Möglichkeit hatte, meine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen hat mir die Chance gegeben, dass ich mein erstes Kind mit dem Mann bekommen kann, den ich liebe – dann, wenn ich bereit bin, die Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen. Deshalb bin ich unglaublich dankbar dafür, in einer Zeit und einem Land leben zu dürfen, wo Frauen selbst über ihren Körper – und damit auch über ihre Zukunft – entscheiden können.
Toleranz und Akzeptanz
Ich habe Freundinnen, die sagen, sie könnten so etwas selbst niemals tun und Freundinnen, die bereits zwei Mal abgetrieben haben. Natürlich sollte man mit Sex und Verhütung verantwortungsbewusst umgehen und darauf achten, dass man nicht schwanger wird, wenn man es nicht will. Aber es kann eben trotzdem passieren. Deshalb finde ich, dass man beide Ansichten und Entscheidungen gleichermaßen akzeptieren sollte – denn im Endeffekt sind sie ja genau das: Persönliche (!!!) Entscheidungen. Und die liegen NUR bei denjenigen, deren Leben sie verändern. Es geht dabei um ihre Zukunft, um ihren Körper und um ihre Psyche. Ob man Abtreibungen also selbst „gut“ findet oder nicht – wir müssen anfangen, zu verstehen, dass die Entscheidung, ob man ein Kind in die Welt setzt nur bei den Personen liegt, die es schlussendlich tun – oder eben nicht tun.