Zugegeben: Wir sind insgeheim wohl die größten Fans von Reality-Shows wie „Selling Sunset“. Dass uns Netflix jetzt mit „Selling the OC“ noch eine weitere Serie dieser Art geschenkt hat, lässt unser Trash-Herz gleich viel höher schlagen. Trotzdem interessiert uns jetzt folgendes: Wie realistisch sind diese Serien wirklich? Gibt es in der Realität auch so dermaßen viel Drama unter Immobilien-Makler:innen?

Zwei Expert:innen verraten uns alles, was wir über das echte Luxus-Immobilien-Leben wissen müssen …

„Selling Sunset“ & „Selling the OC“: Übertriebener Schwachsinn oder doch die Wahrheit?

Es ist doch meistens so: Startet eine neue Serie, mit Bezug auf das echte Leben, dann sieht man in der ersten Staffel meistens das, worum es eigentlich gehen sollte. Im Fall von „Selling Sunset“ wären das Immobilien, luxuriöse Einrichtungen und Wohngegenden in Los Angeles, die sich wirklich nur Multimillionäre leisten können. Doch je mehr Staffeln es gibt, desto berühmter werden die Darsteller:innen der Serie. Pompöse Partys, private Dramen und sündhaft teure Shopping-Touren stehen am Tagesprogramm – die neuesten Objekte am Markt zu präsentieren, wird eher zur Nebensache.

Dazu kommt, dass sich die meisten Fans der Immo-Serie fragen, ob das Team von Jason und Brett Oppenheim tatsächlich aus echten Maklerinnen besteht, oder diese einfach nur mäßig gute Schauspielerinnen sind. Die Serien-Stars beharren indes darauf, dass sie tatsächlich Häuser verkaufen, wie sie auf ihren Instagram-Kanälen immer wieder beteuern.

Und trotzdem interessiert uns jetzt brennend, wie die Situation in einem Immobilienbüro aussieht, das nicht auf Netflix gezeigt wird. Dazu haben wir mit Viola Schritter, einer Immobilienentwicklerin bei VS Home mit Sitz in Wien und mit Benjamin Dau, Immobilien-Experte bei Mayer & Dau aus Berlin, gesprochen.

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Wie realistisch sind Immobilien-Serien auf Netflix und Co?

Hand aufs Herz: Haben euch Immobilien oder gar Serien über Häuser genauso interessiert, BEVOR ihr eine komplette Netflix-Serie darüber in nur einem Tag gebinged habt? Womöglich nicht. Uns geht es jedenfalls so. Und darum möchten wir jetzt hinter die Faszination blicken, die „Selling Sunset“ und der neueste Ableger „Selling the OC“ – mit den alten Oppenheims, aber neuen Makler:innen – ausgelöst haben.

Die erste Frage, die uns brennend interessiert: Wie realistisch sind Serien dieser Art wirklich? „Der Rahmen der Serie wird schon stimmen. Die handelnden Personen existieren auch in der Realität und die grundlegende Persönlichkeit der Darsteller:innen wird auch dem entsprechen, wie es präsentiert wird“, so Viola Schritter. Eines ist der Immobilienentwicklerin aber dennoch aufgefallen: „Jedoch gibt es auffällig viele Dramen unter den Maklerinnen. Auch besprechen sie dauerhaft private und intime Ereignisse aus ihrem Leben, dass im normalen Arbeitsalltag der Maklerinnen nicht der Fall sein wird. Alleine aus dem Grund, dass es kein Geschäftsinhaber zulassen wird, so ineffiziente Mitarbeiter:innen zu beschäftigen“, stellt Schritter fest.

Und auch Immobilien-Experte Benjamin Dau sieht die Sache nicht ganz so eindeutig. „Gezeigt wird tatsächlich ein Mix aus beidem. Auf der einen Seite ist die Serie sehr realistisch und auf der anderen Seite extrem unrealistisch. Viele Aspekte hinsichtlich der Präsentation der Immobilien werden auch bei uns gelebt. So habe ich unser Team vor zwei Jahren durch eine eigene Redakteurin sowie vor gut einem Jahr um einen eigenen Foto- / Videografen erweitert. Damit möchten wir Branchenmaßstäbe ebenso neu setzen. Uns ist es wichtig, unseren Kund:innen, für die der Kauf einer Immobilie die wohl größte Investition ihres Lebens ist, bereits vor der eigentlichen Besichtigung eine Highend-Präsentation zu bieten“.

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Welche Situationen sind absolut nicht nachvollziehbar?

Sich mit diversen Designer-Artikel und Luxus-Karossen zu präsentieren, ist für den Immobilienmarkt im hochpreisigen Segment nicht ganz so unüblich. Dennoch kommt es zwischen Jason, Brett, Christine und Co immer wieder zu Situationen, die sich auf beruflicher Ebene einfach nicht so abspielen KÖNNEN. Das sieht auch Dau so. „Der auffällig lockere Umgang ist bei uns im eher konservativen Deutschland im Luxusbereich weniger gewünscht. Unsere Premiumkund:innen verlangen ein Maximum an Seriosität, weshalb die „Sex sells“-Mentalität, wie sie in der Serie gezeigt wird, hier nicht funktionieren würde und aus meiner Erfahrung heraus auch nicht nachvollziehbar ist“.

Auch Viola Schritter empfindet die privaten Kämpfe der Maklerinnen als nicht sonderlich realitätsnahe. „In der Serie steht nicht die Arbeit im Vordergrund, sondern die Dramen unter den Maklerinnen“.

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Welche Parallelen sind aber dennoch zu erkennen?

Bestehen „Selling Sunset“ und Co also nur aus vollkommen fiktiven Handlungen? Jein. Denn auch am österreichischen und deutschen Markt werden des Öfteren mal die Krallen ausgefahren. Schritter erkennt vor allem eine Parallele zur Reality-Show. „Eventuell die Konkurrenz unter den Maklerinnen. Diese gibt es am österreichischen Markt auch. Jedoch fallen hier meistens das auffällige Styling der Maklerinnen, der extravaganten Luxus und die pompösen Strandvillen weg …“.

Benjamin Dau findet sich hin und wieder ganz im Oppenheim-Lifestyle wieder: „Businesstermine auf dem Golf-Platz oder im Stadion über unser eigentliches Kerngeschäft, gehören besonders für mich, aber auch für meine Mitarbeiter, zum täglichen Geschäft dazu. Insofern kann unser Tagesgeschäft mit dem von Herrn Oppenheim verglichen werden.“

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Woher kommt die Faszination dieser Shows?

Nun kann man von Reality-Shows dieser Art halten, was man möchte. Fakt ist, sie sind unheimlich unterhaltsam und sorgen für ordentlich Gesprächsstoff. Benjamin Dau erklärt, was die Faszination dahinter ausmachen könnte: „Ich denke, dass sich die Menschen gerne inspirieren lassen. Das beste Beispiel ist Instagram, wo manche Seiten Tausende bis Millionen Follower haben. Und auch der Blick in das Luxus-Leben der oberen Zehntausend fasziniert einfach von jeher! Nicht zu vergessen, dass das bereits angesprochene „Drama“- sowie die attraktiven Menschen das Interesse von uns wecken. Luxus & Lifestyle als Themen begeistern die Menschen immer wieder aufs Neue …“.

Viola ergänzt noch: „Die Serie ist unterhaltsam und steht dem echten Leben nahe. Es gibt die Immobilienfirma Oppenheim Group in Realität auch, genauso wie die Charaktere, nur werden noch zusätzlich sehr viele private Geschichten und Dramen erzählt. Wie viel davon in der Immobilienfirma Oppenheim Group auch in Wirklichkeit passiert oder inszeniert ist, sei dahin gestellt. Ebenso machen die schönen Frauen in toller Mode, die pompösen Traumhäuser und der Luxus im sonnigen Los Angeles die Serie besonders beliebt“.

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Wie steht ihr persönlich zu „Selling Sunset“?

Dass wir große Fans dieser Serien sind, müssen wir wohl nicht weiter ausführen. Doch wie sieht es denn auf Experten-Seite aus? Dau: „In der Tat habe ich mir bereits die eine oder andere Folge von „Selling Sunset“ angesehen, weil ich es unglaublich spannend finde, wie die Oppenheim Group die Immobilien präsentiert und ihr Branding ausgebaut hat und weiter ausbaut“.

Auch Schritter ist Fan der Serie und findet vor allem eine Maklerin toll: „Emma ist mein liebster Charakter, weil sie authentisch, herzlich und ambitioniert rüberkommt. Auch mag ich ihren Kleidungsstil und finde sie sehr hübsch“ – dem können wir absolut zustimmen!

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