Sebastian Kurz bestätigt Rückzug aus der Politik
In einer offiziellen Pressekonferenz hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz am Donnerstag seinen Rückzug aus der Politik bestätigt. Er gibt seinen Posten als Klubobmann ab. Zu den Gerüchten, Innenminister Karl Nehammer werde seine Aufgaben übernehmen und auch neuer Bundeskanzler werden, äußerte er sich allerdings nicht.
Zuvor hatte bereits die Kronen Zeitung über Kurz‘ Rückzug berichtet.
Sebastian Kurz kehrt Politik den Rücken zu
Nach Medienberichten rund um einen möglichen Rückzug aus der Politik hat Sebastian Kurz in einer Pressekonferenz am Donnerstagmittag offiziell bestätigt, dass er der österreichischen Politik den Rücken zukehren will. Die Geburt seines Sohnes vor wenigen Tagen sei ein ausschlaggebender Grund für seine Entscheidung gewesen. Das betonte der ehemalige Kanzler zuvor bereits in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Kronen Zeitung.
In der Pressekonferenz bedankt sich Kurz gleich zu Beginn für die Erfahrungen, die er in der Politik machen durfte und blickt auf zehn Jahre politische Tätigkeit in der österreichischen Bundesregierung zurück. Er sei „extrem dankbar“ für diese Zeit, so Kurz und betont, er habe stets „alles versucht“ und sein Bestes gegeben.
„Ich war die letzten zehn Jahre mit hundertprozentiger Begeisterung dabei“, diese sei in den vergangenen Wochen und Monaten allerdings weniger geworden, so Kurz. Das sei ein „natürlicher Prozess“, in seinem Fall hätten die Entwicklungen der vergangenen Monate aber wesentlich dazu beigetragen. Er spricht damit die Abwehr von Vorwürfen und rechtlichen Verfahren gegen ihn an (gegen Kurz laufen derzeit Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft). Vorwürfe würden in Spitzenpositionen zwar dazu gehören, aber „wenn man es selbst erlebt“, sei das sehr anstrengend. Diese Vorwürfe hätte seine „eigene Flamme ein bisschen kleiner werden lassen“, so Kurz.
„Ich bin weder ein Heiliger noch ein Verbrecher. Ich bin ein Mensch mit Stärken und Schwächen“, hält er weiter fest und betont erneut, dass die Vorwürfe gegen seine Person „schlicht und ergreifend falsch sind“.
„Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen“
Die Entscheidung, sich aus der Politik zurückzuziehen, sei ihm nicht leichtgefallen, so der ehemalige Kanzler. In dem öffentlichen Statement bedankt sich Kurz bei seiner Partei, den Ministern und den Koalitionspartner, bei Bundeskanzler Alexander Schallenberg, sowie bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka für die Zusammenarbeit. Auch seinen Wählern dankt er für ihre Unterstützung.
Er freue sich jetzt darauf, Zeit mit seinem Kind und seiner Familie zu genießen. Erst im neuen Jahr werde er sich beruflich neuen Aufgaben widmen, worauf er sich besonders freue. „Es war mir eine große Ehre, dieser Republik zehn Jahre dienen zu dürfen.“, beendet der 35-Jährige sein Statement und verabschiedet sich damit von der Presse ohne weitere Fragen zu beantworten.
Gerüchte rund um Nehammer als neuer Kanzler
Seine Aufgaben als ÖVP-Klubobmann werde Kurz ab Freitag wieder an August Wöginger übergeben, der diese Position bereits zuvor innehatte. Auch alle anderen Funktionen will er in den nächsten Wochen „geordnet abgeben“. Zu den Gerüchten, Karl Nehammer werde neuer Bundeskanzler, äußerte sich Kurz nicht.
Der Standard hatte zuvor unter Berufung auf Informationen aus Regierungskreisen berichtet, der amtierende Innenminister werde diese Aufgabe übernehmen.