China züchtet Schweine, so schwer wie Eisbären
Infolge der Schweinepest in China sind 200 Millionen Schweine gestorben. Der Preis für Schweinefleisch explodiert. Die Auswege aus der Krise sind bizarr: Chinesische Züchter mästen „Megaschweine“, so schwer wie Eisbären.
Die Schweinefleischpreise in China explodieren, so verteuerte sich Schweinefleisch alleine im Oktober um 101,3 Prozent zum Vorjahr, oder anders ausgedrückt, der Preis hat sich eben mal verdoppelt.
Schweinefleisch dominiert in China
Schweinefleisch ist in China so beliebt wie sonst nirgendwo. Im Vergleich zu anderen Schlachttieren bedürfen Schweine keiner großen Weide und sind auch beim Futter genügsam. Schweine sind tief in der chinesischen Kultur verwurzelt. Schweine gelten als Symbole für Wohlstand, Lebenskraft und Fruchtbarkeit und sogar das Schriftzeichen für Zuhause setzt sich aus dem Zeichen für Schwein und dem Zeichen für Dach zusammen.
Zahl der Schweine mehr als halbiert
Der Preissprung bei Schweinefleisch ist Folge einer grassierenden Seuche unter den Schlachttieren – dem afrikanischen Schweinefieber. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, hat sich die Zahl der Schweine in China seit dem ersten Fall von Schweinefieber im August auf weniger als 200 Millionen Tiere mehr als halbiert.
Zum Vergleich: Noch im Vorjahr hielten chinesische Landwirte gut 440 Millionen Schweine, 57 Prozent des weltweiten Bestands. Der chinesische Markt für Schweinefleisch wir dsich aufgrund der Krise erst wieder 2025 stabilisiert haben. Dennoch wird die Population das Niveau von 2018 vermutlich nie wieder erreichen. „Es ist die gefährlichste Krankheit, die die Schweineindustrie je erlebt hat“, sagte die Expertin Cui Ernan vom Unternehmensberater GavekalDragonomics in Peking gegenüber Bloomberg. Schon heute hat die Schweinepest in China mehr als eine Billion Yuan, umgerechnet 127 Milliarden Euro, an direkten wirtschaftlichen Schäden angerichtet.
Viel zuwenig Schweinefleisch
Überall kaufen nun Importeure aus China jetzt Schweinefleisch – in Brasilien, den USA und auch in Europa. Doch das befürchtete Defizit von 10 Millionen Tonnen Schweinefleisch in diesem Jahr übersteigt das Angebot am Weltmarkt. Chinas Regierung und Landwirte unternehmen daher alles, um die Folgen der Krise abzufedern. Die Unruhe im Milliardenvolk ist groß, da Schweinefleisch zu zwei Drittel zum Fleischkonsum beiträgt. Vizepremier Hu Chunhua rief jüngst die Regionalregierungen auf, die Zucht so bald wie möglich anzukurbeln.
Landwirte mästen „Megaschweine“
Ein möglicher Ausweg: größere Schweine. So berichtete Bloomberg von einem Tier in der Provinz Guangxi, welches auf ein Gewicht von 500 Kilogramm hochgezüchtet wurde – und damit so viel wie ein Eisbär wiegt. Ein solches Tier könnte dem Landwirt mehr als 10.000 chinesische Yuan einbringen, gut 1300 Euro. Das wäre das Dreifache des durchschnittlichen Monatslohns in der Provinz.
Wenngleich das 500-Kilo-Schwein ein statistischer Ausreißer ist, so gehen tatsächlich mehr und mehr Landwirte in China dazu über, ihre Tiere größer zu züchten. In der Provinz Jilin, auf der anderen Seite des Landes, erreichen die Tiere bereits Gewichte von bis zu 200 Kilogramm – beinahe das doppelte des üblichen Schlachtgewichts von 125 Kilogramm.
Gerade weil durch die Schweinepest Ferkel oder Zuchtsäue teuer geworden sind, lohnt es sich für die Landwirte enorm, vorerst ihre verbliebenen Tiere einfach größer zu züchten. Nicht nur kleine, private Züchter springen auf den Trend auf. Auch Konzerne folgen dem Motto „Größer ist besser“.