#RadlerhosenGate: Weg mit Fashion-Vorschriften
Es ist schon erstaunlich: Immer wenn man glaubt, dass das mit dem Umdenken und Inkludieren sämtlicher Kleidergrößen auf einem guten Weg ist, poppt irgendwo ein Sager auf, der den Fashion-Fortschritt gefühlt um Lichtjahre zurückwirft. Stichwort #RadlerhosenGate.
Vorzugsweise auch noch im Sommer – eine Jahreszeit, in der sich viele Frauen genau aufgrund eben solcher Sager eh schon unwohl fühlen. Oder wie Ashley Graham es auf den Punkt bringt:
Was dürfen wir im Sommer tragen und was nicht?
Aktuellster Sager, der uns Frauen wieder mal erklärt, was wir denn nun tragen dürfen, kam nicht etwa von einem alten weißen Mann (sowas lieben wir ja auch immer sehr), sondern von Austro-Designerin Lena Hoschek. Und auch wenn damit vielleicht keine böse Absicht verbunden war, so setzt sie damit eben doch bei einigen Frauen etwas in Gang. Eine jener Frauen ist Influencerin Justyna von @jus_curvy, die ihre Gedanken für uns hier zusammengefasst hat:
#RadlerhosenGate: „Jeder soll das tragen, was er will“
„Seit dem kürzlich erschienenen Lena Hoschek-Interview habe ich viel über ein ‚gesundes Körperbild‘ nachdenken müssen. Für alle, die den Aufreger-Sager verpasst haben: Auf die Frage nach den größten Sommerfashion-Verbrechen sagte Hoschek gegenbüber dem ORF ‚Neben der Trekkingsandale: die Radlerhose. Es gibt natürlich Girls, die sind knackig genug für Radlerhosen. Dann ist das schon wieder witzig. Aber für den Rest der Welt: Nein!‘ – Wie Nein? Was ist denn knackig und wie definiert man bitte den Rest der Welt? Bin ich jetzt nicht knackig genug? Es beginnen Selbstzweifel und ich überlege ernsthaft, ob ich meine Radlerhose wieder in den Schrank verbannen soll. Halt! Stopp! Genau darum geht es hier doch. Mit solchen Aussagen wird das Idealbild einer Frau wieder in eine Richtung gedrängt, die heutzutage einfach nicht mehr vertretbar ist. Es geht hier auch nicht darum, eine renommierte Modedesignerin anzuschwärzen, sondern vielmehr um die Message, die damit verbunden ist. Es geht um etwas viel Größeres. Meiner Meinung nach geht es hier um Fettfeindlichkeit, Diätkultur & Co.
Wieso sagt man überhaupt wer was tragen kann? Jede/r darf und soll bitte das tragen, was sie/er will und sich auch in Radlerhosen wohlfühlen. Es gibt so viele coole, stylische Looks mit Radlerhosen. Ich selbst liebe sie und trage sie sehr gerne und oft – perfekt für heiße Sommertage. Egal ob in der Natur beim Wandern oder locker lässig in der Stadt – das IT-Piece seit 2019!“
Was soll diese Fettfeindlichkeit?!
Es ist nicht das erste Mal, dass Justyna sich über ignorantes Verhalten und, wie sie selbst es nennt, „Fettfeindlichkeit“ ärgern muss:
„Erst vor wenigen Wochen hatte ich selbst eine richtig unangenehme Erfahrung in der U-Bahn. Ich trug ein kurzes Sommerkleid (ich habe Konfektionsgröße 46/48), welches meine dicken Beine so richtig zur Schau stellte. Und jetzt stell dir vor, du wartest auf deinen Zug und wirst schon beim Warten mit gehässigen Blicken abgecheckt (gut, in Wien nix neues haha), aber trotzdem. Du steigst ein, denkst dir nichts und zack, macht jemand ein Foto von deiner Hüfte abwärts. Ich meine, WTF? Die Person dachte wohl, ich hätte es nicht bemerkt, aber dank der Spiegelung im Fenster konnte ich die unangenehme Aktion beobachten. Noch vor dem Aussteigen habe ich die Person konfrontiert und folgendes gesagt: ‚Nur zur Info, ich habe gemerkt, dass Sie ein Foto von mir gemacht haben. Ich würde Sie bitten es sofort zu löschen!‘ Ich war so wütend und verängstigt zugleich. Dieser Mensch hatte es tatsächlich geschafft, dass ich mich (und ich bin wirklich selbstbewusst) schlecht fühlte und nach meinen Erledigungen sofort nach Hause ging.
Wie unzufrieden muss jemand mit sich selbst sein, dass er/sie diese Unsicherheit so kompensiert und mir böse Blicke zuwirft. Sorry not sorry, dass ich mich und meinen Körper liebe und so akzeptiere wie ich bin. Beim Verlassen der U-Bahn konnte ich nur noch ein krächzendes ‚I hob eh ka Foto gmaaacht!‘ vernehmen. Ekelhaft. Es war offensichtlich, dass die Person es auf meine dicken Beine abgesehen hatte. Keine Ahnung, was Menschen dann mit solchen Fotos machen, ich will es auch nicht wissen. Es ist uncool ungefragt Menschen einfach so abzulichten. Lass es sein und wenn dir meine dicken Beine das nächste Mal über den Weg laufen, dann schau einfach weg!“
Wir stimmen Justyna in allem, was sie sagt voll und ganz zu! Also schei*** auf das, was andere sagen oder denken, schnappt euch eure Radlerhose und feiert euren Körper!
Justyna ist 32 und Social Media Enthusiastin und Plus Size-Bloggerin aus Wien. Ihr Motto: „Muss da wuascht sein!“