Protest gegen Golden Globes: Tom Cruise gibt seine Trophäen zurück
Nach der Kritik an der Organisation der Golden Globes wegen zu wenig Diversität, soll Schauspieler Tom Cruise mehreren Medienberichten zufolge nun aus Protest seine Trophäen zurückgegeben haben. Auch andere Schauspieler kritisieren die Organisation.
Der US-Sender NBC hat sogar angekündigt, die Verleihung 2022 nicht mehr auszustrahlen. Und auch die Streaming-Dienste Netflix und Amazon Prime wollen die Golden Globes boykottieren.
Tom Cruise und andere Stars kritisieren Golden Globes
Tom Cruise soll laut US-Medien seine drei Golden Globes zurückgegeben haben. Diese hatte er für seine Rollen in den Filmen „Jerry Maguire“, „Magnolia“ und „Born on the Fourth of July“ gewonnen. Der Grund für die Protestaktion: Gegen die Organisation der Golden Globes, die HFPA (Hollywood Foreign Press Association), hagelte es heftige Kritik wegen fehlender Diversität und intransparenter Mitgliedschaft-Kriterien. Der Schauspieler will mit seiner Aktion nun offenbar ein Zeichen gegen die Organisation setzen. Offiziell dazu geäußert hat er sich allerdings noch nicht. Er wäre damit nicht der einzige Schauspieler, der die Organisation hinter den Golden Globes kritisiert.
Denn mehrere Hollywood-Stars erhoben bereits Vorwürfe gegen die HFPA. So äußerte sich erst kürzlich etwa Schauspielerin Scarlett Johansson zu der Award-Show und erklärte, dass ihr bei der Verleihung immer wieder sehr sexistische Fragen gestellt wurden. „Das ist exakt der Grund, weshalb ich es seit vielen Jahren ablehne, an deren Konferenzen teilzunehmen“, so die Schauspielerin gegenüber Variety. Sie betonte außerdem, dass sie „einen Schritt von der HFPA zurückzutreten“ werde, sollte es keine grundlegenden Reformen bei den Golden Globes geben. Und auch Schauspieler Mark Ruffalo meldete sich auf Twitter zu Wort. „Es ist enttäuschend zu sehen, dass sich die HFPA, die durch ihre Verflechtungen mit Filmemachern und Schauspielern Berühmtheit erlangte und erheblich von ihnen profitierte, die Veränderungen verweigert, die von ihr gefordert werden„, schreibt der 53-Jährige und fügt den Hashtag #ChangeIsGolden hinzu. Unter diesem Hashtag melden sich mittlerweile auch zahlreiche andere User zu Wort und kritisierten die Verleihung.
NBC, Netflix und Amazon Prime boykottieren HFPA
Aber nicht nur Stars setzten ein Zeichen gegen die Organisation. Denn jetzt hat auch der US-Sender NBC Konsequenzen gezogen. NBC kündigte am Montag (10. Mai) an, dass der Sender die Golden Globes 2022 nicht ausstrahlen werde. Die Organisation HFPA müsse „Zeit und Arbeit investieren, um größere Reformen umzusetzen“, heißt es in einer Mitteilung. Der Sender hoffe allerdings sehr, dass diese Zeit genutzt werde, um Veränderungen anzustreben. Denn man sei dazu bereit die Gala im Januar 2023 nach entsprechenden Veränderungen wieder zu zeigen.
Auch die Streaming-Dienste Netflix und Amazon Prime kündigten an, die Golden Globes im kommenden Jahr zu boykottieren. Die Zusammenarbeit mit der HFPA soll künftig ausgesetzt werden, heißt es in den Aussendungen der Streaming-Dienste. Was das bedeutet? Möglich wäre, dass in Zukunft niemand, der an Produktionen von Netflix oder Amazon Prime beteiligt war, an der Preisverleihung teilnehmen werde.
Das sind die Vorwürfe gegen die Golden Globes
Im Jänner 2021 fanden die Golden Globes statt. Die Preise wurden von der HFPA verliehen. Doch bereits im Vorfeld gab es heftige Kritik gegen die Verleihung. Einem Bericht der Los Angeles Times zufolge soll es bei den diesjährigen Golden Globes nämlich keine schwarzen Jurymitglieder gegeben haben. Daraufhin hagelte es Kritik vonseiten der Stars, unter anderem wegen fehlender Diversität und intransparenter Mitgliedschaft-Kriterien. Die Verleihung fand aber dennoch statt und die HFPA kündigte im Nachhinein Reformen an.
Am Donnerstag (6. Mai) präsentierte die Organisation schließlich ihre neuen Regelungen. Die fast 90 Mitglieder der HFPA hatten den Änderungsvorschlag des Vorstands angenommen. Darin ist etwa vorgesehen, dass der Verbrand noch in diesem Jahr mindestens 20 neue Mitglieder aufnehmen werde, vorrangig Afroamerikaner. Innerhalb von 18 Monaten soll die Zahl der Mitglieder anschließend verdoppelt werden. Außerdem soll es neue Richtlinien für ausländische Journalisten geben und dadurch die Einladungen zu Filmevents erleichtert werden. Die Annahme von Werbegeschenken ist künftig verboten.
Für viele Stars, den Fernsehsender NBC und die Streaming-Dienste Netflix und Amazon Prime sind diese Neuerungen aber viel zu wenig. Zudem würden sie frühestens ab Herbst 2021 greifen und hätten somit nur wenig Auswirkungen auf die Nominierungen der kommenden Saison. Das sei zu unverbindlich und zu wenig weitreichend, so der Vorwurf. Ein weiterer Kritikpunkt ist zudem jener, dass die Juroren nicht verpflichtend nachweisen müssen, dass sie die nominierten Filme überhaupt gesehen haben.