Fans des „Harry Potter“-Universums haben sehnlichst auf den dritten Teil „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“ gewartet. Doch statt atemberaubender Magie, epischen Kämpfen und niedlichen Tierwesen gab es am Ende nur einige Fragezeichen und ganz viel Enttäuschung.

Wir haben uns den dritten Teil ganz genau angeschaut – und versucht herauszufinden, was hier schief gelaufen ist.

1. Plotholes

Wenn wir jede Ungereimtheit in „Phantastische Tierwesen“ anführen würden, würde das einfach viel zu lange dauern. Zugegeben, es ist nicht einfach, eine Prequel-Reihe für ein so beliebtes Universum wie „Harry Potter“ zu schaffen. Irgendjemand wird damit immer unzufrieden sein. Dass es aber zu so massiven Fehlern kommt, ist einfach unangenehm und für „Harry Potter“-Fans immer wieder ein Schlag ins Gesicht. Denn das massive Problem mit Minerva McGonagalls Alter aus Teil 2 ist nur eines von vielen, das Potterheads stutzig macht.

Wie kann es zum Beispiel sein, dass Grindelwald ganz einfach die Erinnerung von Menschen löschen kann, sich aber für die unrelevantesten Momente entscheidet. Statt Yusuf die Erinnerung an Leta zu nehmen, wäre es nicht viel einfacher, ihm jene an Dumbledore zu entziehen, sodass er überhaupt nicht weiß, wer die Guten sind?

Die mit Abstand größte Ungereimtheit ist und bleibt aber die Frage nach Dumbledores Garderobe. Denn WIE und WARUM wechselt der beste Magier aller Zeiten in nur wenigen Jahren von grauen Smart-Casual Anzügen zu extravaganten glitzernden Roben? Wir brauchen dringend eine Erklärung.

2. Erzwungene Comedy

Eigentlich sollte man meinen, dass der dritte Teil der „Phantastische Tierwesen“-Reihe einen deutlich düstereren Unterton bekommt, als die Vorgänger. Schließlich geht es um einen bevorstehenden Krieg zwischen Magiern und Muggeln. Die Machtübernahme eines Diktators droht, sowie das Ende der magischen Welt, wie wir sie kennen.

Dass es mittendrin dann zu einer Szene kommt, in der plötzlich ein alberner Tanz mit kleinen Tierchen im Mittelpunkt steht, steht exemplarisch dafür, wie unsicher das Konzept der Filmreihe ist.

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Denn geht es jetzt um niedliche Tierwesen, faschistische Machtsysteme oder eine Liebesbeziehung zwischen zwei Erzfeinden? Irgendwie gibt es darauf nie wirklich eine Antwort! Natürlich, das alles kann rein theoretisch auch parallel laufen und mehrere Handlungsstränge sind nicht automatisch ein Problem. Doch im Falle von „Phantastische Tierwesen“ werden diese Handlungsstränge so abrupt durcheinandergemischt und reingeschnitten, dass man sich nie wirklich auf eine Emotion fokussieren kann.

3. Wo ist die Handlung?

Als J.K. Rowling die Prequel-Reihe „Phantastische Tierwesen“ angekündigt hat, war von Anfang an die Rede von einer Filmreihe. Es sollte eine Prequel-Reihe werden, die die Ereignisse vor „Harry Potter“ in einen Kontext bringt. Ganz nebenbei sollte auch das Geheimnis rund um die Verbindung von Dumbledore und Grindelwald endlich im Fokus stehen. Bereits rund um den ersten Teil stand dann fest: Es kommen fünf Teile!

Eine Ankündigung, die sich die Macher wohl doch noch ein bisschen genauer überlegen hätten sollen. Denn wenn man den dritten Teil mit dem vielversprechenden Untertitel „Dumbledores Geheimnisse“ so Revue passieren lässt, ist irgendwie NICHTS passiert. Handlungsstränge, die am Ende von Teil zwei offen geblieben sind, werden entweder komplett ignoriert (ähm was wurde aus Nagini und warum trauert niemand um Leta??). Oder sie werden in ein, zwei kurzen Sätzen abgehandelt (heiße sechs Sekunden widmen wir der Liebe zwischen Dumbledore und Grindelwald).

Letztendlich wird eine Handlung erzwungen, die weder wirklich Sinn ergibt, noch in dem Universum verankert ist (ganz ehrlich: wie oft wurde davor erwähnt, dass es einen „Anführer“ der magischen Welt gibt, der gewählt wird? Und wie kann so eine Wahl, die für die magische Welt alles entscheidend ist, in so kurzer Zeit abgehandelt werden?) Die wenigen Handlungsstränge, die am Ende noch aus den ersten Teilen übrig sind, werden husch husch noch unrealistisch zu Ende erzählt. (Dann heiratet Jacob eben Queenie, für eine richtige Auseinandersetzung ihrer Beziehung bleibt ohnehin keine Zeit mehr.) Und nach 2,5 Stunden steht man eigentlich vor der gleichen Situation wie am Ende von Teil zwei; mit der Ausnahme, dass der ohnehin kaum thematisierte Blutschwur jetzt eben gebrochen ist.

Da wäre es wohl schlauer gewesen, weniger Teile zu machen und diese dann mit Handlung zu füllen..

4. Die Magie fehlt

… Naja zumindest im übertragenen Sinne. Denn obwohl es auch in der Prequel-Filmreihe ganz schön viel Zauberei und Magie gibt, fehlt es einfach an dem nostalgischen Zauber, der „Harry Potter“ für viele von uns ausmacht. Und es scheint fast so, als wüssten die „Phantastische Tierwesen“-Macher das auch. Denn als im dritten Teil endlich mal wieder Hogwarts eingeblendet wird, erwischt uns für wenige Momente die volle Ladung Nostalgie; inklusive Hogwarts-Melodie, Quidditch-Anspielung und einer Aufnahme in der großen Hogwarts Hall.

Aber eine Szene reicht nicht aus, um die gesamte Magie, die wir aus der Filmreihe gewohnt sind, wieder gutzumachen. Es fehlt einfach an dem Bezug zu den Charakteren, dem zeitlichen Ablauf, dem roten Faden und dem Gefühl, am Ende des Films wirklich einen Schritt näher an dem großen finalen Kampf zu sein. Eben das hat die „Harry Potter“-Teile ausgemacht. Und eben das suchen wir bei „Phantastische Tierwesen“ vergeblich. Dass es in Teil drei dann nicht einmal mehr zahlreiche verschiedene süße Tierchen gibt, die uns in den letzten Teilen zumindest ein bisschen Aufmunterung gegeben haben, ist umso enttäuschender.

5. Kontroversen hinter den Kulissen

Für den letzten Punkt kann man leider niemanden so richtig verantwortlich machen; dennoch spielt er eine große Rolle, wenn man sich überlegt, wie man „Phantastische Tierwesen“ genießen kann. Denn wenn nicht nur ein, sondern gleich drei Stars hinter dem Franchise mit Skandalen, Cancellation und strafrechtlichen Problemen konfrontiert sind, fällt es einem zunehmend schwerer, darüber hinwegzusehen. Neben der Autorin J.K. Rowling, die durch transfeindliche Tweets das Opfer von Shitstorms wurde, stehen auch einige Stars aus dem Cast im Fokus diverser Kontroversen.

Dass das Problem mit einer Neubesetzung nicht so einfach aus der Welt geschaffen ist, zeigt der Fall von Johnny Depp. Denn nach dem öffentlichen Scheidungskrieg mit Amber Heard und den Anschuldigungen der häuslichen Gewalt wurde Depp durch Mads Mikkelsen ersetzt; ganz zum Unmut vieler Fans, die sich bis heute unter dem Hashtag #JusticeforJohnnyDepp für den Schauspieler einsetzen. Doch während das Studio hinter „Phantastische Tierwesen“ bei seiner Entscheidung blieb, müssen sich die Verantwortlichen jetzt schon der nächsten Cast-Frage stellen. Nach den Verhaftungen von Ezra Miller scheint nämlich unklar, ob der Star auch in Zukunft einen Platz im magischen Universum haben kann.