Phantastische Tierwesen 2: Warum mich der Film enttäuscht hat
Als eingefleischter Harry Potter – Fan fiebere ich schon seit Monaten auf den zweiten Teil der Phantastischen Tierwesen Filmreihe hin. Gestern war es endlich soweit, doch ich habe mir wohl zu viel erwartet. Zwei Jahre ist es jetzt her, seit wir in die Welt von Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind entführt wurden. Wir bekommen durch die Vorgeschichte tolle Einblicke in die Zeit bevor Harry Potter geboren wurde. Das Hauptaugenmerk der geplanten fünfteiligen Filmnreihe liegt unweigerlich auf dem Konflikt zwischen Albus Dumbledore (Jude Law) und Gellert Grindelwald (Johnny Depp), allerdings werden im zweiten Teil dafür erst die Grundsteine gelegt. Alle, die noch nichts über den Inhalt des Films erfahren wollen, sollten lieber nicht weiterlesen, denn es wird ein klein wenig gespoilert. Aber die größten Überraschungen werden natürlich nicht verraten.
Darum geht’s in Phantastische Tierwesen
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen spielt 1927 in Paris. Parallel zum Aufstieg der Faschisten in Europa und zum zweiten Weltkrieg zeigt er den Aufstieg Grindelwalds, der die Herrschaft der reinblütigen Zauberer anstrebt. Am Ende des ersten Films wurde der mächtige Zauberer durch die Unterstützung von Newt Scamander (Eddie Redmayne) gefasst und hinter Gitter gebracht. Doch der schwarze Magier schafft es, sich mit einer List aus dem Gefängnis zu befreien. Jetzt scharrt er sein Gefolge um sich, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Dafür flieht er nach Paris, um den Totgeglaubten Credence Barebone (Ezra Miller) zu suchen und ihn auf seine Seite zu ziehen. Auch Newt begibt sich auf Bitten seines alten Lehrers und Freundes Albus Dumbledore in die französische Hauptstadt. Gemeinsam mit Tina Goldstein (Katherine Waterston) macht er sich dort auf die Suche nach Credence. Denn es ist jene unbändige Macht des Obscurus, welche in Barebone schlummert, die das Zaubereiministerium einerseits vernichten und andererseits Grindelwald nur zu gern in seine Finger bekommen möchte.
Im Gegensatz zum ersten Teil Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind ist die Fortsetzung düster und kalt. Grindelwald kennt im Kampf um die Weltherrschaft keinerlei Grenzen. Auch die Ermordung von Kleinkindern ist anscheinend kein Tabu. Diese wird zwar nicht direkt gezeigt, aber jeder, der nur ein bisschen mit dem Harry Potter Universum vertraut ist, weiß was es zu bedeuten hat, wenn grünes Licht aus dem Zauberstab entweicht. Die Altersfreigabe von 12 Jahren ist daher durchaus angemessen.
Meine persönliche Meinung zum Film
Die eigentliche Handlung des Films ist für meinen Geschmack leider sehr flach. In den Harry Potter Filmen konnte immer eine abgeschlossene Handlung erzählt und dabei trotzdem das Mysterium um Lord Voldemort weiter gesponnen werden. Da kann Phantastische Tierwesen 2 einfach nicht mithalten. Für mich hat sich gezeigt, dass der Film nur als Bindeglied zwischen dem ersten und dritten Teil fungieren soll. Joanne K. Rowling legt zwar Wert darauf, die Figuren um viele neue Facetten zu erweitern, jedoch werden diese nicht genügend beleuchtet. Newt Scamander steht wieder im Mittelpunkt und bekommt deutlich mehr Kontur als im ersten Teil, aber den gesetzten Verbindungen kommt keine weitere Bedeutung zu. Man erfährt kurz etwas über die schwierige Beziehung von Newt und seinem Bruder Theseus Scamander (Callum Turner) oder über die Vergangenheit von Newt und Leta Lestrange (Zoë Kravitz), genaueres bleibt aber im Dunklen. Ich hatte auch das Gefühl, als wären manche Charaktere gezwungenermaßen in die Handlung mit aufgenommen worden. So zum Beispiel Newts Freund Jacob Kowalski (Dan Fogler), den wir im ersten Teil lieben gelernt haben. Jeder wäre enttäuscht gewesen, hätten wir ihn nicht wieder gesehen, aber eine besondere Bedeutung kommt ihm im zweiten Teil auch nicht zu. Die Fülle an Informationen über sämtliche Hauptcharaktere des Films führt dazu, dass der eigentlichen Kerngeschichte zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird. Denn eigentlich will Phantastische Tierwesen nur auf den Showdown zwischen Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald hinaus, von dem auch in den Harry Potter Büchern die Rede ist.
Leider spielen auch, im Gegensatz zum ersten Teil, die magischen Tierwesen eine sehr kleine Rolle. Nur dem Nifler kommt wieder eine größere Bedeutung zu und er ist wie gewohnt zuckersüß.
Harry Potter – Fans können sich aber über das Auftauchen bekannter Gesichter und Orte freuen. Manche sind mehr, manche weniger offensichtlich. Es zeigt sich wirklich gut, dass Joanne K. Rowling es wie keine andere versteht, ein großes Zaubereruniversum mit komplexen Zusammenhängen, Hintergrundgeschichte und Liebe zum Detail zu schaffen. Schon zu Beginn zeigen sich die geflügelten Pferde, die nur diejenigen sehen können, die den Tod gesehen haben. Ein wirklicher schöner Moment ist die Rückkehr nach Hogwarts. Auch dem Spiegel Nerhegeb kommt eine Bedeutung zu und Nicolas Flammel hat ebenfalls eine kleine Rolle bekommen. Ihr werdet noch weitere Anspielungen bemerken, wenn ihr den Film seht. Ich möchte hier nicht die ganze Freude vorwegnehmen.
Einer der Höhepunkt des Films war für mich Jude Law als junger Albus Dumbledore. Das Geheimnisvolle des späteren Schulleiter von Hogwarts setzte er gekonnt um. Er verleiht dem jungen Lehrer eine gewissen Eleganz, die uns auch von den Harry Potter Filmen vertraut ist. Auch Johnny Depp als Grindelwald ist einfach toll. Statt mit blinder Wut, versucht er mit populistischen Ansprachen die Zauberer auf seine Seite zu ziehen. Gerade diese Zurückhaltung, die er ausstrahlt, bringt seinen wahren Charakter erst richtig zur Geltung. Als feinfühliger Bösewicht geht Johnny Depp vollkommen in seiner Rolle auf.
Mein Fazit
Der zweite Teil fühlt sich ein bisschen so an, wie eine viel zu lange Episode einer sonst guten Serie. Der Film verliert sich zu oft in einzelnen Handlungssträngen, die zu keinem klaren Ergebnis führen. Der eigentliche Kampf Grindelwalds und seines Regimes offenbart sich erst ganz am Ende und da laufen auch alle anderen Handlungen des Films zusammen. Das geschieht aber alles viel zu schnell. Während den ganzen Film über nicht wirklich etwas passiert ist, kommt am Ende ein Plot nach dem anderen. Das Ende ist wirklich genial und macht Lust auf den nächsten Teil. Allerdings wirft es auch eher mehr Fragen als Antworten auf, alle Harry Potter Fans unter euch werden verstehen, was ich meine. Wenn ihr dir Zauberer-Welt liebt, solltet ihr euch den Film auf jeden Fall anschauen, nur solltet ihr keine zu großen Erwartungen an die Story haben. Die Atmosphäre, die geschaffen wird, ist auf alle Fälle wieder einzigartig.