Die Natur wehrt sich: Uns könnten noch schlimmere Pandemien bevorstehen
Wie mittlerweile bekannt ist, wurde das Coronavirus von Tieren auf den Menschen übertragen. Einige Wissenschaftler behaupten sogar von gestressten Fledermäusen. Denn weil wir immer mehr in ihre Lebensräume eingreifen und die Biodiversität unseres Planeten aufs Spiel setzen, wehrt sich die Natur offenbar. Ohne den Menschen würden Pandemien wohl gar nicht erst entstehen…
Und bald könnten uns vielleicht sogar noch viel schlimmere Pandemien bevorstehen. Denn bereits in der Vergangenheit lösten von Tieren übertragene Viren weltweites Sterben aus.
Pandemien: Ein Selbstverteidigungsmechanismus der Natur?
Wir hatten in wenigen Jahren mit gleich vier Seuchen zu kämpfen: SARS, MERS, die Vogelgrippe und nun das Coronavirus. Und jede diese vier Seuchen wurde vermutlich von Tieren übertragen. Gestressten Tieren, für deren Stress der Mensch verantwortlich ist. Die Natur scheint sich zu wehren und bislang hatten wir wohl einfach nur Glück, dass erst das jetzige Coronavirus zu einer derartigen Krise führt. Doch wie soll das in Zukunft weitergehen? Müssen wir mit noch schlimmeren Krankheiten rechnen und sich die Welt für noch größere Katastrophen rüsten?
Auch Experten beschäftigen sich bereits mit dieser Frage und viele sind sich einig: Die aktuelle Pandemie ist menschengemacht. Denn wie beispielsweise auch Johannes Vogel, der Generaldirektor des Berliner Naturkundemuseums, im Interview mit dem Magazin „GEO“ sagt: „Seit wir uns die Erde ‚untertan‘ gemacht haben und Tiere domestiziert haben, leben wir mit neuen Krankheiten, die von Tieren auf uns übergehen“.
Bislang haben wir viele dieser Krankheiten überlebt. Doch Wissenschaftler beobachten auch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass noch gefährlichere Viren entstehen, immer größer wird. Hinzu kommt, dass wir in einer Welt leben, in der wir immer enger miteinander verknüpft sind. Von einem Ende der Welt ans andere zu reisen, ist kein Problem mehr und die Ausbreitung eines Virus passiert nun schneller denn je. Und das zeigt auch die derzeitige Coronavirus-Pandemie, die sämtliche Länder der Welt in einen Ausnahmezustand versetzt hat. Ein Ausnahmezustand, an dem wir womöglich sogar selbst schuld sind.
Denn die Umweltzerstörung und der Kontakt mit Wildtieren begünstigt das Auftreten und die Ausbreitung von Krankheiten wie COVID-19 beim Menschen.
Wir Menschen stressen die Natur
Wir stressen Wildtiere, nehmen ihnen den Lebensraum weg und versetzen sie dadurch in Panik. Die Antwort der Natur: Viren verbreiten sich, mutieren und springen auf den Menschen über. So können Pandemien entstehen. Und das kann für den Menschen tödliche Folgen haben. Das war auch schon in der Vergangenheit so. Allerdings verbreitete sich etwa SARS oder die Vogelgrippe in einem anderen Ausmaß und war zudem milder, als das neuartige Covid-19, eine Weiterentwicklung von SARS.
Je stärker wir die Biodiversität der Erde beeinflussen, die Natur und Lebensräume zerstören und Tiere dadurch stressen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass in Zukunft auch andere Viren auf den Menschen übertragen werden, die womöglich noch schlimmere Pandemien auslösen, warnt etwa auch Andrew Cunningham, Professor für Wildtier Epidemiologie der Zoologischen Gesellschaft in London.
Und auch die aktuelle Pandemie wurde nun vermutlich wieder von einem vom Tier auf den Menschen übertragenen Virus aufgelöst. Es war eine Frage der Zeit, wie bereits unzählige Forscher schon in der Vergangenheit warnten, nachdem Lebend-Tiermärkte in China nach der SARS-Epidemie wieder aufgesperrt wurden. Denn auch damals hatte die Ausbreitung der Krankheit vermutlich dort ihren Ursprung.
Fledermäuse und das Coronavirus
Das zeigt auch die jetzige Coronavirus-Pandemie, die sehr wahrscheinlich von gestressten Fledermäusen ausgelöst wurde. Denn Forscher der University of Berkely wollen einen Zusammenhang zwischen der Coronavirus-Pandemie und gestressten Fledermäusen hergestellt haben. Ihre These: Wenn eine Fledermaus gestresst sei, schwächt das ihr Immunsystem. Infektionen könnten sich dadurch vermehren und ausgeschieden werden. Andrew Cunningham vergleicht das im Interview mit CNN mit den Herpesviren beim Menschen: „Wenn Menschen, die den Herpesvirus in sich tragen, Stress haben, wird ihr Immunsystem schwächer und sie entwickeln eine Fieberblase auf ihren Lippen. So drückt sich das Virus aus. Es kommt zum Vorschein“
Doch die Meinung hinsichtlich des Zusammenhangs von gestressten Tieren und der Ausbreitung von Pandemien sind in der Wissenschaft gespalten. Denn, dass gestresste Tiere Epidemien und in Folge auch Pandemien begünstigen, glaubt etwa der Wiener Virologe Norbert Nowotny nicht. „Die Fledermäuse scheiden die Viren mit ihrem Kot aus. Dieser Kot gelangt auf andere Tiere. Wenn dann eine empfängliche Tierart dabei ist, dann kann es zu einer Infektion kommen. Von diesem Zwischenwirten kann sich das Virus auf den Menschen übertragen“, erklärt er und ergänzt: „Das passiert, egal ob die Tiere gestresst sind oder nicht.“ Dass der Eingriff des Menschen in die Natur die Ausbreitung von Viren begünstige, sei aber aufgrund des vermehrten Kontakts mit Wildtieren klar.
Wie unser Fleischkonsum Pandemie beeinflusst
Auch der Zusammenhang von Pandemien und dem Fleischkonsum der Menschen wurde angesichts der Coronavirus-Krise bereits diskutiert. Wer Fleisch isst, erhöht sein Risiko krank zu werden. Das sagen zumindest unzählige Experten. Bereits vor Jahren warnten Forscher vor den Tiermärkten in China und einem erneuten Coronavirus-Ausbruch. Doch was hat Fleischkonsum mit dem Risiko einer Epidemie zu tun?
Fakt ist, nicht nur das Essverhalten in China, sondern auch der Fleischkonsum in ganz Europa birgt viele Risiken. Denn einer der verheerendsten Viren wurde vermutlich ganz einfach von einem Schwein übertragen. Die Rede ist von der spanischen Grippe, die sich 1918 weltweit ausbreitete und etwa 50 Millionen Menschen tötete. Ihr Ursprung: sehr wahrscheinlich in den USA übertragen vom Schwein auf den Menschen. Und auch das Coronavirus wurde vermutlich über einen Zwischenwirt – also etwa Wildtiere, die auf einem Tiermarkt in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan verkauft wurden – von Fledermäusen auf den Menschen übertragen.
Geringe Biodiversität begünstigt Pandemie
Erreger wie Viren sind zwar ein natürlicher Bestandteil von Ökosystemen. Immerhin sind Tiere und Menschen ständig in Kontakt mit ihnen. Sie mutieren auch stets und lösen schon immer Erkrankungen aus. Aber sie breiten sich in intakten Lebensräumen nicht so flächendeckend aus. In stark gestörten Ökosystemen mit geringer Biodiversität allerdings wird eine Epidemie und in weiterer Folge auch eine Pandemie wahrscheinlich. Die meisten zoonotischen Viruserkrankungen wie etwa auch Ebola oder SARS kommen von Wildtieren. Umgekehrt können Menschen auch Wildtiere mit etwaigen Viren infizieren, beispielsweise mit Masern. Diese verlaufen beim Menschenaffen übrigens meist tödlich.
Der Mensch muss sein Verhalten ändern
Angesichts der anhaltenden Coronavirus-Krise sind sich zudem viele Experten einig: Der Mensch muss sein Verhalten ändern und der Natur wieder Raum geben. Doch was können wir tun? Reicht es, Tiermärkte wie jene in China zu schließen? Nein, sind sich Experten einig. Wir könnten unseren Billigkonsum reduzieren, rät etwa Johannes Vogel. Denn auch die Produktion von billigen T-Shirts und Hosen greift in die Natur ein. So werden etwa Pestizide auf Baumwollplantagen eingesetzt und der Lebensraum von Tieren dadurch zerstört, so Johannes Vogel im Interview mit dem GEO-Magazin.
Die Artenvielfalt der Tiere muss geschützt werden. Wir müssen uns dafür einsetzen und sie fördern und vor allem auch fordern. Der Schutz unseres Planeten geht uns alle etwas an und die aktuelle Krise sollte ein Weckruf für die Menschheit sein. Wir müssen endlich aufwachen und der Realität ins Auge schauen. Denn die Natur wehrt sich.