Bevor die ersten Preise vergeben wurden, hatte Moderator Jimmy Kimmel zu einem zynischen Rundumschlag angesichts der seit Monaten laufenden #MeToo– und Time’s-Up-Debatte über Missbrauch und Diskriminierung in Hollywood angesetzt. Dass die Goldstatuette des Oscars heute der respektierteste Mann in Hollywood sei, habe einen zentralen Grund: „Er hat seine Hände, wo man sie sieht, er sagt nichts Anrüchiges – und hat keinen Penis. Wir brauchen mehr von seiner Sorte.“

Oscars 2018 im Licht von #metoo

Grundsätzlich sei man aber mit der #MeToo- und der Time’s-Up-Debatte an einem historischen Moment: „Wir müssen ein Exempel statuieren.“ Und das gelte nicht nur für die Filmindustrie: „Wenn wir die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz stoppen, müssen sich Frauen nur noch an jedem anderen Ort, wo sie hingegen, damit auseinandersetzen.“

Immer noch würden nur elf Prozent der Filme von Frauen gemacht. Umso bedeutender seien die vielen historischen Nominierungen, die sich heuer in der Liste fänden, darunter Greta Gerwig, die als erste Frau seit Kathryn Bigelow 2010 für einen Regie-Oscar nominiert ist: „Wenn Sie heuer ein Nominierter sind, der nicht Geschichte schreibt – schämen Sie sich!“

Zugleich versuchte der 50-jährige Kimmel bei allem politischen Engagement allzu langen Siegerreden vorbeugen – und lobte kurzerhand einen Jetski im Wert von 17.999 US-Dollar (präsentiert von Helen Mirren als Nummerngirl) für denjenigen aus, der die kürzeste Rede halte. Er stoppe mit.

Humor als Mittel der Auseinandersetzung mit kritischen Themen und Pannen

Abseits der Gesellschaftspolitik kam aber auch die bereits legendäre Panne vom Vorjahr zur Sprache, als Warren Beatty und Faye Dunaway wegen eines falschen Umschlags zunächst mit „La La Land“ den falschen Streifen zum Sieger in der Kategorie Bester Film kürten. „Wenn Sie heuer ihren Namen hören, stehen Sie nicht sofort auf“, so Kimmels Empfehlung.

Mitten in der Live-Show startete Kimmel zudem wieder einen Überraschungscoup. In Begleitung von Filmstars wie Mark Hamill, Emily Blunt, Lupita Nyong’o, Regisseur Guillermo del Toro und vielen anderen brachte er Snacks und Hotdogs ins voll besetzte Chinese Theatre um die Ecke, wo die Kinobesucher gerade die Oscarverleihung live auf der Leinwand verfolgten. „Ihr seid live bei den Oscars„, rief Kimmel den fassungslosen Zuschauern zu. Das Publikum im Saal der Oscargala und die Leute im Chinese Theatre winkten sich über die Leinwand gegenseitig zu.

 

APA/Red