„Nirvana-Baby“ verklagt die Band wegen Kinderpornographie
Das „Nervermind“-Albumcover von Nirvana aus dem Jahr 1991 gehört zu den legendärsten der Musikgeschichte. Der Mann, der darauf als Baby abgebildete ist, klagt jetzt, 30 Jahre später, gegen die Veröffentlichung und fordert Schadenersatz.
Der Ankläger will 150.000 Dollar pro Bandmitglied.
200 Dollar für legendäres Cover-Foto
1991 schrieb Spencer Elden Geschichte. Denn ein Foto von ihm als Baby wird das Cover von Nirvanas Erfolgsalbum „Nevermind“. Das Foto zeigt den vier Monate alten Elden, wie er nackt in einem Pool taucht und nach einem Geldschein auf einem Angelhaken greift. Das Album verkauft sich 30 Millionen Mal, das Cover zählt bis heute zu den einflussreichsten und unvergesslichsten der Musikgeschichte.
Für den mittlerweile 30-jährige Elden ist aber eben dieses legendäre Cover Grund zur Klage. Denn der Amerikaner sieht in der Aufnahme Kinderpornografie. In seiner Anklage betont er, dass seine Eltern niemals das Einverständnis zur Verwendung auf dem Album gegeben hätten. Zusätzlich, heißt es, habe er für die Aufnahme keine Bezahlung erhalten. In früheren Interviews erzählte Eldens Vater, er habe nur für das Fotoshooting selbst Geld erhalten – und zwar 200 Dollar.
Die Klage betrifft auch den Fotografen Kirk Weddle. So heißt es darin: „Um sicherzustellen, dass das Albumcover beim Betrachter eine sexuelle Reaktion auslöst, aktivierte Weddle Spencers ‚Würgereflex‘, bevor er ihn in Posen unter Wasser warf, die Spencers entblößte Genitalien hervorhoben und betonten.“
„Kommerzielle sexuelle Ausbeutung“
Hinter der Verwendung des Fotos sieht Eldens Anwalt ein in der Musikindustrie „gängiges Schema der Plattenwerbung“, in dem vor allem „Kinder in sexuell aufreizender Weise abgebildet wurden, um Bekanntheit zu erlangen, die Verkaufszahlen anzukurbeln und die Aufmerksamkeit der Medien und Kritiken zu erhalten.“
In der Anklage heißt es weiter, Elden habe durch die Veröffentlichung des Fotos lebenslange Schäden erlitten, die auch weiterhin anhalten würden. Sein Name und seine Identität seien für immer mit der „kommerziellen sexuellen Ausbeutung“ verbunden, die er als Baby erlebt habe, heißt es in der Anklageschrift. Er verklagt deshalb alle Mitglieder der Band, beziehungsweise deren Hinterbliebenen, auf jeweils 150.000 Dollar Schadensersatz. Erwähnt werden also die noch lebenden Bandmitglieder Dave Grohl und Krist Novoselic. Courtney Love, die Nachlassverwalterin von Kurt Cobain; sowie Guy Oseary und Heather Parry, die Manager von Cobains Nachlass, sind ebenfalls namentlich erwähnt.
Teil der Klage sind auch der Fotograf Kirk Weddle, der Art Director Robert Fisher und eine Reihe von Plattenfirmen, die das Album in den vergangenen drei Jahrzehnten veröffentlicht oder vertrieben haben.
Elden stellte Foto zu Album-Jubiläum nach
Bereits in der Vergangenheit sprach Elden in Interviews kritisch über das Foto. 2015 erzählte er dem TIME-Magazin, dass er bereits über gerichtliche Schritte nachgedacht hatte, diese aber keinen Erfolg hatten. „Es ist schwer, sich nicht aufzuregen, wenn man hört, wie viel Geld im Spiel war„, sagt er. „Wenn ich zu einem Baseballspiel gehe und daran denke: ‚Mann, jeder bei diesem Baseballspiel hat wahrscheinlich meinen kleinen Baby-Penis gesehen‘, fühle ich mich, als hätte man mir einen Teil meiner Menschenrechte genommen„.
In anderen Interviews äußert er sich allerdings auch positiv zu dem Cover und ließ sich unter anderem einen Nevermind-Schriftzug auf die Brust tätowieren. Zum 17., 20. und 25. Jubiläum des Albums stellte er die Pose auch nach.