Nicht nur Britney Spears: Die Medien schulden auch diesen Frauen eine Entschuldigung
Die Doku „Framing Britney Spears“ hat uns allen vor Augen gehalten, wie schrecklich die Sängerin von den Medien behandelt wurde. Doch Britney ist nicht die einzige, die aufgrund des gesellschaftlichen Frauenbilds in aller Öffentlichkeit durch den Dreck gezogen wurde.
Spätestens seit der MeToo-Bewegung ist es kein Geheimnis mehr, welches Frauenbild unsere Gesellschaft noch immer prägt. Frauen werden sexualisiert, angefeindet, ausgegrenzt und auf ihr Geschlecht reduziert. Seitdem sich 2017 etliche Frauen weltweit unter dem Hashtag #metoo als Opfer sexualisierter Übergriffe und Belästigungen meldeten, scheint sich in den Medien etwas zu tun – langsam aber doch. Vor nicht allzu langer Zeit aber wurden Frauen in der Öffentlichkeit von den Medien regelmäßig schikaniert. Nicht nur Britney Spears, auch Stars wie Janet Jackson, Katherine Heigl oder Megan Fox haben von den Medien eine Entschuldigung verdient.
Britney Spears
Wie uns die Doku „Framing Britney Spears“ schmerzlich in Erinnerung gerufen hat, waren die 00er-Jahre keine schöne Zeit, um eine erfolgreiche Frau zu sein. Ein junge Frau, die von Journalisten immer wieder nach ihrer Jungfräulichkeit gefragt wird: Was mittlerweile unvorstellbar klingt, war zu Beginn von Britneys Karriere ganz normal. Von dem Teenager wurde damals erwartet, diesem ungeheuren Eingriff in ihre Privatsphäre mit einem Lächeln und einer keuschen Antwort zu entgegnen. Ihre erste öffentliche Beziehung zu Justin Timberlake wurde ebenfalls unter dem strengen Auge der Öffentlichkeit geführt.
Und nach der Trennung brauchte es nicht lang, ehe sich die Medien auf die Seite von Timberlake schlugen. Schnell kam das Gerücht auf, sie hätte ihn betrogen. Das Narrativ der bösen Highschool-Schlampe und des armen, betrogenen Quarterbacks war geboren. Keiner von beiden bestätigte die Gerüchte damals, doch Justin schrieb den Hit-Song „Cry Me a River“, in dem er seine Opfer-Rolle zusätzlich ausbaute. In dem dazugehörigen Video wird er von einer Frau betrogen, die Britney zum Verwechseln ähnlich sieht. Während die Sängerin einen Image-Knick erlitt, verhalf die Trennung Justin zu einem Karriere-Boost. Britney selbst musste sich in einem Interview mit Diane Sawyer für ihre privaten Angelegenheiten rechtfertigen und wurde von der Interviewerinnen zu Tränen gebracht.
Janet Jackson
Die meisten von uns können uns nach an den „Nipplegate“ zur Super-Bowl-Halftime-Show 2004 erinnern. Janet Jackson und Justin Timberlake performten gemeinsam den Song Rock Your Body. Die Tanzeinlagen waren lasziv, Janets Kostüm knapp und sexy: nichts außergewöhnliches eigentlich. Bei der Textzeile „I’m gonna have you naked by the end of this song“, riss Timberlake Janet Jackson mit einer ruckartigen Bewegung einen Teil ihres Kostüms vom Leib und enthüllte dabei ihre Brust. Ein Brustwarzenpiercing mit sonnenförmigem Nippleshield kam dabei für nicht einmal eine Sekunde zum Vorschein.
Doch das reichte auch schon für einen Riesen-Skandal, der international für Schlagzeilen sorgte. Zuseher riefen bei dem übertragenden Fernsehsender CBS an und beschwerten sich über die „unsittliche Entblößung“. Der Sender MTV, der die Halftime-Show mitproduziert hatte, durfte danach nie wieder an der Produktion teilnehmen. Janet Jackson wurde von ihrem Management gezwungen, sich öffentlich zu entschuldigen (Eine Aktion, die sie später bereute, wie sie selbst sagt). Und das alles nur wegen eines Nippels. Wie wir wissen hat unsere Gesellschaft noch immer ein Problem mit der weiblichen Brustwarze. Anders als die männliche wird sie auf Social Media oft noch zensiert. Aber, die Reaktion auf Janet Jacksons „Busen-Blitzer“ war alles andere als angemessen. Die Medien stürzten sich auf die Sängerin und machten sie für den unbeabsichtigten Vorfall verantwortlich. MTV setzte die Songs von Jackson auf die schwarze Liste. Sie wurde von der Grammy-Veranstaltung, die in der Woche nach dem Vorfall stattfand, ausgeladen.
Und Justin Timberlake? Der Mann, dessen Song auf der Bühne performt wurde und der mit seiner Hand den Nippel erst zum Vorschein brachte? Er entschuldigte sich eine Woche später bei der Grammy-Verleihung. Ja, jener Veranstaltung, zu der Janet nicht mehr eingeladen war. Timberlake erhielt nicht nur einen Grammy, sondern durfte bei der Veranstaltung auch performen.
Megan Fox
Megan Fox wurde Ende der 00er-Jahre dank ihrer Rolle in den Transformer-Filmen weltberühmt. Von den Medien wurde sie aber nie als Schauspielerin anerkannt. Viel mehr konzentrierten sich die Schlagzeilen auf ihr Aussehen. Den Großteil ihrer Karriere wurde sie als talentlose, dumme Plastik-Barbie dargestellt. Als sie 2009 den Transformer-Regisseurs Michael Bay kritisierte und von der ersten Begegnung mit ihm erzählte, erhielt sie nur wenig Unterstützung. Bay habe die damals 15-Jährige in einem Bikini unter einen Wasserfall gestellt: „Das beschreibt, wie Michael Bays Kopf funktioniert“, so Fox damals. Drei Mitarbeiter von Bay ließen daraufhin in einem offenen Brief eine Schimpftirade auf Fox los. Sie bezeichneten die Schauspielerin als „dumm wie ein Stein“. Sie sei Königin darin, wie ein Porno-Star zu posieren. Das wurde von den Medien ohne weitere Kritik und Reflexion hingenommen.
Auch Frauenmagazinen behandelten Fox schrecklich. Ein Grund, wieso sie im Zuge der MeToo-Bewegung 2017 übrigens weiterhin schwieg. 2018 erzählte die Schauspielerin in einem Interview, dass sie zwar einige MeToo-Erlebnisse während ihrer Karriere hatte, aber nicht öffentlich darüber sprechen möchte. Durch ihre Erfahrungen mit Kritik und Häme von anderen Leuten und auch anderen Feministinnen, hatte sie stets die Angst, dass man ihr keinen Glauben schenken würde.
Jennifer Aniston
Jennifer Aniston war von 2000 bis 2005 mit Brad Pitt verheiratet. Als dieser am Set zum Film „Mr. und Mrs. Smith“ aber Angelina Jolie kennenlernte, verließ er seine Frau und gründete mit Jolie eine Familie. Der Skandal ist wohl heute noch einer der bekanntesten Hollywoods. Das Narrativ: Die verlassene Jennifer muss zusehen, wie sie Brad für eine Jüngere verlässt. Jahrelang hat die Bouelvard-Presse mit dieser Geschichte Schlagzeilen gemacht. Und Brad Pitt, der ja nicht unmaßgeblich an der ganzen Situation beteiligt war? Der kam gut dabei weg.
Angelina Jolie
Und wenn wir schon dabei sind, auch Angelina Jolie wurde bei der ganzen Geschichte von den Medien verteufelt. Die männerstehlende Femme Fatale, die Jennifer ihren Ehemann weggeschnappt hat. Und Brad? Der hatte in dieser ganzen Geschichte keine aktive Rolle, wenn man zumindest den Medien von damals Glauben schenkt.