Nachwuchs während Corona: Japanische Familien verschicken Reissack-Babys
Wer in Japan ein Baby bekommt, kann seine Familie in Zeiten der Corona-Pandemie auch über Distanz am Glück teilhaben lassen. Spezielle Reissack-Babys sind für Verwandte eine Art Baby-Ersatz, den sie – ohne Angst vor einer Virusverbreitung – halten und umarmen können.
Die Nachfrage ist besonders wegen der Social-Distance-Regeln groß.
27 Euro pro Reissack-Baby
Ein Reissack zur Verkündung der Geburt? Das klingt für einige sicher zunächst befremdlich. In Japan ist das Versenden von Reissäcken allerdings ein Trend um die Familie auch in Pandemiezeiten am Familienzuwachs teilhaben zu lassen.
Sogenannte Dakigokochi sind nämlich ganz besondere Reissäcke, die mit dem Foto des Neugeborenen versehen werden und so eine Art Baby-Ersatz darstellen sollen. Die Baby-Attrappen sind übrigens individualisierbar. Sowohl das Gewicht als auch die Decke, in die es gewickelt wird, können gewählt werden. Um die Illusion möglichst perfekt zu gestalten, kann der Reissack also genau so viel wiegen wie das Baby bei der Geburt.
Verwandte sollen dadurch auch in Zeiten von Lockdowns, Social Distancing oder einfach aufgrund einer weiten Entfernung, die Möglichkeit haben, das Neugeborene – beziehungsweise eine Reissack-Version davon – zu halten. Ein Sack kostet übrigens rund 27 Euro.
Reis verschicken statt zur Hochzeit werfen
Die Idee entstand nicht erst im Rahmen der Pandemie. Der Erfinder Naruo Ono – ein Reisladen-Besitzer – entwickelte die ersten Reissack-Babys bereits vor 14 Jahren, als sein Sohn zur Welt kam.
„Ich überlegte, was ich für Verwandte tun könnte, die weit weg wohnten und ihn nicht besuchen konnten. Also beschlossen wir, Reissäcke herzustellen, die das gleiche Gewicht und die gleiche Form wie das Baby hatten, damit Verwandte sie halten konnten“, erzählt er dem Guardian.
Das Interesse an den Reissack-Babys sei allerdings mit Beginn der Pandemie drastisch gestiegen. Deshalb erweitert Ono auch das Angebot. Wenn es nach ihm geht, wird in Zukunft zur Hochzeit nämlich kein Reis mehr geworfen, sondern verschickt. Die dafür angefertigten Säcke zeigen Bilder des Ehepaars als Babys. Laut Ono sollen sie als Zeichen der Wertschätzung an die Eltern verschickt werden.