Nach tödlichen Schüssen am Set: Mann der verstorbenen Kamerafrau verklagt Alec Baldwin
Ende Oktober 2021 kam es am Set des Alec Baldwin-Films „Rust“ zu einem Unfall mit tödlichen Folgen. Denn als Baldwin eine Requisitenwaffe in einer Szene benutzt, feuert diese ab und tötet die Kamerafrau Halyna Hutchins. Jetzt verklagt ihre Familie den Schauspieler.
Der Grund: Baldwin habe „rücksichtslos“ gehandelt.
Tragischer Unfall am Set von Alec Baldwin Film
„Am 21. Oktober 2021 hat der Angeklagte Alec Baldwin am Set des Films Rust Halyna Hutchins rücksichtslos erschossen und getötet.“ Es sind harte und direkte Worte, mit denen die Klage gegen Alec Baldwin beginnt. Denn Halyna Hutchins Ehemann Matthew ist sich sicher: Dieser Unfall hätte verhindert werden können.
Der Vorfall Ende Oktober erschütterte international die Filmwelt. Bei den Dreharbeiten hantierte Baldwin nämlich mit einer vermeintlichen „Cold Gun“; also einer richtigen Schusswaffe, die mit Platzpatronen gefüllt war. Als er diese am Set jedoch abdrückte, feuerte sie tatsächlich los und löste einen Schuss aus. Ein Schuss, der die Kamerafrau Halyna Hutchins in die Brust traf und schließlich auch den Regisseur Joel Souza in der Schulter erwischte. Während Souza mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wurde, war der Schuss für Hutchins tödlich.
Ein Unfall, der in den Augen von Halynas Ehemann Matthew durch rücksichtsloses Verhalten zustande kam. Schuld sei jedoch nicht nur Baldwin allein, sondern auch eine Reihe von Produzenten, Unternehmen und Mitarbeiter der Filmcrew; darunter auch die Waffenschmiedin und stellvertretende Requisiteurin Hannah Gutierrez-Reed und der Regieassistent Dave Halls. Sie alle werden von ihm angeklagt!
Denn: „Der Angeklagte Baldwin und die anderen Angeklagten in diesem Fall haben es versäumt, branchenübliche Sicherheitsprüfungen durchzuführen und grundlegende Waffensicherheitsregeln zu befolgen, während sie echte Waffen für die Produktion des Films Rust verwendeten, was tödliche Folgen hatte“, heißt es in der Klageschrift.
„Halyna Hutchins hätte es verdient zu leben“
Die Klage behauptet weiter, dass die Verantwortlichen niemals hätten zulassen dürfen, dass man eine echte Schusswaffe als Requisite verwendet. „Ein Revolver ist eine tödliche Waffe. Er ist dazu bestimmt, schwere körperliche Schäden oder den Tod zu verursachen“, heißt es. Diesen am Filmset zu verwenden sei verantwortungslos. Doch es ist nicht der einzige Kritikpunkt des Witwers. Insgesamt führt die Anklageschrift neun Punkte aus, in denen die Produktion wichtige Sicherheitsmaßnahmen nicht beachtet hat.
Genannt wird etwa die Sicherheitsvorkehrung, dass der Abzug einer Requisitenwaffe nie betätigt werden sollte, wenn man noch nicht schussbereit ist; dass eine Waffe niemals auf eine andere Person oder sich selbst gerichtet werden darf. Ein weiterer Fehler sei, dass die Waffe immer vor den Schauspielern geladen werden müsse, was bei „Rust“ nicht geschah. Auch die Sichtprüfung der Waffe, um sicherzustellen, dass keine Munition in der Patrone war, wurde verabsäumt.
In Anbetracht all dieser Fehler kommt die Klageschrift zu einem tragischen Fazit: „Halyna Hutchins hätte es verdient zu leben, und die Beklagten hätten die Möglichkeit gehabt, ihren Tod zu verhindern, wenn sie nur ihre Pflicht zum Schutz der Sicherheit aller Personen an einem Drehort, an dem Schusswaffen zum Einsatz kamen, für unantastbar gehalten hätten, anstatt bei den Sicherheitsverfahren zu sparen, wo Menschenleben auf dem Spiel standen, sich zu beeilen, um den Zeitplan einzuhalten, und zahlreiche Beschwerden über Sicherheitsverstöße zu ignorieren.“
Hinterbliebene hoffen auf „Gerechtigkeit“
Mit der Klage, die Matthew im Namen des gemeinsamen Sohnes mit Halyna eingereicht hat, betont er, welches Ziel diese verfolgen soll. Er wünsche sich „Gerechtigkeit“ für alle Hinterbliebenen und dass jene Menschen zur Verantwortung gezogen werden, „die ihren tragischen Tod verursacht haben.“
Ein Anliegen, das bereits kurz nach dem Unfall durch einen Freund der Familie im Fokus stand. Denn bereits im Oktober erklärte ein Freund der Familie gegenüber der britischen Tageszeitung „Sun“: „Die Familie trauert. Gleichzeitig wollen ihre Angehörigen auch Antworten auf die offenen Fragen. Wenn jemand einen Fehler gemacht hat, muss er dafür bezahlen.“
Alec Baldwin hat sich zu der Klage bisher noch nicht persönlich geäußert. In der Vergangenheit betonte er wiederholt, dass Halyna seine Freundin war und trauerte öffentlich in einem Interview um den Verlust. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich je wieder einen Film mache, in dem ich eine Waffe halten muss. Der Schuss verfolgt mich bis in meine Träume und ich finde kaum Schlaf. Ich höre den Knall einer Waffe und schrecke aus dem Schlaf hoch“, schilderte der Schauspieler im Interview mit ABC News.
Doch eine Verantwortung wies er von sich. „Wenn ich mich verantwortlich fühlen wurde, hätte ich mich schon selbst umgebracht“, erklärte er. Kurz nach dem Vorfall wurde Baldwin übrigens auch mit Halynas Mann und dem gemeinsamen Sohn gesehen.
Vorwurf: Alec Baldwin hat keine Hilfe geleistet
Als Reaktion auf die Klage veröffentlichte Baldwins Anwalt Aaron Dyer jetzt ein Statement, in dem es heißt, dass das Team weiterhin mit den ermittelnden Behörden zusammenarbeite, um herauszufinden, wie es zu diesem Unfall kam.
„Die Herzen und Gedanken aller sind bei Halynas Familie, die diese unsägliche Tragödie verarbeiten muss“, heißt es in dem Statement. „Jede Behauptung, Alec sei rücksichtslos gewesen, ist völlig falsch. Er, Halyna und der Rest der Crew verließen sich auf die Aussage der beiden Fachleute, die für die Überprüfung der Waffe zuständig waren, dass es sich um eine ‚Cold Gun‘ handelte, d. h. es bestand keine Möglichkeit einer Entladung, sei es eine Platzpatrone oder etwas anderes.“ Die Verantwortung liege also laut dem Anwalt nicht bei Baldwin.
Ein Kommentar in der Klageschrift dürfte Baldwin und sein Team dennoch sehr beschäftigen. Denn gegen Ende schildert die Schrift auch den Verlauf des Unfalls und die unmittelbaren Folgen. Doch während die Klageschrift hervorhebt, dass sowohl der Steadicam-Operator als auch der Oberbeleuchter schnell halfen, habe Baldwin „den Opfern keine Hilfe angeboten.“
Ob und wann die Klage letztlich vor Gericht kommt, steht derzeit noch nicht fest. Auch welche möglichen Konsequenzen auf Baldwin oder die Crew zukommen können, bleibt abzuwarten.