„Minions“: Britische Kinos verbieten bestimmte Outfits für Besucher
Die „Minions“ feiern gerade eine Fortsetzung im Kino. Ein viraler TikTok-Trend, der mit dem Kinofilm gestartet hat, sorgt jetzt aber für Aufsehen. Denn einigen Kinobesucher*innen wird jetzt der Eintritt verboten.
Tja, so kann man sich einen Kinoerfolg auch vermiesen.
Teenager feiern „Minions“-Fortsetzung in Anzügen
Die Minions sind zurück! Ja genau, die gelben knuffigen Wesen in Latzhose, die ihre eigene (für uns nicht verständliche) Sprache sprechen und eigentlich nichts tun außer kichern und Bananen essen. In den vergangenen Jahren wurden die Minions zu einem richtigen Hype. Es gibt sie auf Zahnbürsten, als Torte, als Schuh und sogar als Toaster. Was als Sidekick in „Ich – einfach unverbesserlich“ begonnen hat, wird mit dem zweiten Teil „Minions: Rise of Gru“ zu einem eigenständigen Franchise.
Und wie so oft bei animierten Filmen, die eine Fortsetzung bekommen, ist die Fangemeinde ziemlich gemischt. Denn auf der einen Seite sind da natürlich die kleinen Kinder, die die Minions auf ihren Pyjamas und Schulsachen gedruckt haben und mit den Eltern den neuen Film sehen wollen.
TikTok-Trend führt zu vollen Kinos
Aber es gibt auch jene, die schon seit Anfang an Teil des Hypes sind. Und wenn man bedenkt, dass der erste Teil von „Ich – Einfach unverbesserlich“ bereits vor zwölf Jahren ins Kino kam, kann man sich denken, dass diese OG-Fans schon ein bisschen älter sind. Doch wenn man sich TikTok so ansieht, hindert das zunehmende Alter nicht die Begeisterung der Fans für den neuen Teil. Ganz im Gegenteil: online starteten (großteils männliche) Fans der Filmreihe einen eigenen Trend, um die Fortsetzung stilvoll und erwachsen zu feiern.
Unter dem Hashtag #gentleminions werfen sie sich für den Kinofilm nämlich richtig in Schale, kleiden sich in Anzug und Krawatte und gehen dann mit ihren besten Freunden ins Kino, um den Film so richtig zu feiern. Meinen sie ihre Freude und Begeisterung dabei ernst? Wohl kaum. Aber ganz ehrlich: Nach mehr als zwei Jahren Pandemie sind wir wohl auch begeistert, die Dinge ironisch zu feiern. Und wer war als Teenager denn nicht Teil von einem „das mag ich nur ironisch“-Hype (wir sehen euch an, ihr Anti-„Twilight“-Leute, die trotzdem JEDEN Film im Kino gesehen habt!)
Teenager und Studio feiern #gentleminions-Trend
Und so sitzen sie also in ihren Kommunionsanzügen im Kino, mit Bananen und Minions-Merch. Sie klatschen und lachen bei den ultra nervigen Sounds der kleinen gelben Wesen und zelebrieren die ewige Kindheit. Als Beweis, dass sie Teil dieses Popkultur-Momentes waren werden die Highlights dann natürlich auch auf TikTok gepostet. Einige von ihnen ahmen mit ihren Gestiken auch Hauptfigur Gru nach (der ja auch in eher formeller Kleidung zu sehen ist) und feiern, dass es jetzt endlich eine Fortsetzung gibt.
Klingt doch alles großartig, oder? Schließlich feiert auch Universal Studios, die den Film vertreiben, die Aktion der Teenager. Auf Twitter postet das Studio nämlich: „An alle, die zu den ‚Minions‘ im Anzug erscheinen: Wir sehen euch und wir lieben euch.“
Eigentlich kein Wunder, schließlich profitiert das Studio wohl von allen am meisten. Der Film feiert finanzielle und popkulturelle Erfolge, die Leute stürmen in die Kinos und jeder spricht über die Minions. Und das alles ohne großes Marketingbudget.
Kinos verbieten #gentleminions
Doch nicht jeder findet die Aktion witzig. Denn ausgerechnet einige Kinos in Großbritannien finden den Trend ganz und gar nicht cool. Einige Besitzer*innen sprechen nämlich davon, dass die Teenager den Kinobesuch für Familien ruinieren, mit ihrem lauten Lachen und applaudieren das Kinoerlebnis stören und dem Kino dadurch mehr Kosten aufbrummen.
„Es war absolut herzzerreißend. Wir hatten Familien, die nicht einmal mehr in den Kinosaal zurückkehren wollten, als wir versuchten, die Situation zu klären, Familien, die das Kino verließen, bevor der Film überhaupt begonnen hatte, und natürlich waren die Kinder den Tränen nahe“, erklärt etwa der Leiter des Mallard-Kinos, Daniel Phillips-Smith gegenüber der „BBC“. Er habe also einige Tickets rückerstatten müssen.
Auch andere Kinobesitzer*innen erklären, dass Familien ihre Ticketpreise zurückverlangten, andere sprechen auch von Vandalismus im Kino. Andere Kinobesucher*innen betonen jedoch, dass viele Jugendliche auch einfach sehr sympathisch waren und riesige Freude an dem Film hatten.
Wie man sich einen Hype ruiniert
Das Regal-Kino im britischen Wadebridge beschloss aber, der Euphorie ein Ende zu setzen und verbietet Teenies im Anzug den Kinobesuch. „Wir hatten Leute, die mit Kindern zu ihrem ersten Kinobesuch überhaupt kamen, und das wollten wir schützen“, erklärt ein Mitarbeiter des Kinos. „Also mussten wir beschließen, das Ganze zu beenden und zu sagen: Vielen Dank, aber wir machen diesen ganzen TikTok-Trend nicht mit.“ Und sie sollten nicht die einzigen bleiben. Medienberichten zufolge gibt es mittlerweile in mehreren Kinos Schilder, die den #gentleminions den Kinobesuch verbieten. Auch Kinos der ODEON-Kette sollen Teenagern im Anzug den Zutritt verboten haben.
Aber so sehr wir verstehen können, dass Familien den Kinderfilm genießen wollen; irgendwie ist die Sache schon ein bisschen absurd. Denn nach zwei Jahren Pandemie, in denen die Kinos einige Einbußen erlebten und lange Zeit geschlossen bleiben mussten, kann es doch eigentlich nichts besseres geben, als einen neuen Hype. Und eine bessere Marketing-Strategie als jene, für die man nichts bezahlen muss, gibt es doch gar nicht, oder? So ein Insiderjoke – sofern er niemanden verletzt – kann doch ein richtig witziges Kinoabenteuer sein. Und ganz ehrlich, dem Kino kann es doch egal sein, ob die Leute ironisch ins Kino gehen oder ernst gemeint – der Ticketpreis bleibt der gleiche und zur Statistik der Besucher*innen zählen sie trotzdem.
Zugegeben, es ist sicher nicht angenehm, wenn man mit den Kindern im Kino ist und ständig eine Gruppe erwachsener Männer applaudiert und in klassischer Teeniemanier nervt. (Wobei: Können Teenies wirklich mehr nerven als Minions?) Aber als Kino könnte man sich doch Alternativen überlegen. Wie wäre es etwa mit gesonderten Vorstellungen für Anzugträger*innen oder „Minions“-Superfans? Und alle Teenies, die es mit der Euphorie übertreiben: Setzt euch einfach hin, respektiert die Familien, esst eure Bananen, räumt euren Müll wieder weg und genießt den Film. Niemand muss eure Kommentare hören oder euch hüpfen sehen!
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