#MeTwo: Menschen erzählen ihre schlimmsten Erfahrungen mit Alltags-Rassismus
Die Wohnungssuche bleibt über Monate oder gar Jahre erfolglos, für Bewerbungsgespräche eingeladen zu werden, ist sowieso unmöglich und „nebenbei“ darf man sich dann noch abwertende und verletzende Kommentare anhören: Für viele Menschen Alltag. Der Grund: Ihr Name oder ihre Hautfarbe. Für viele, die die Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft nicht selbst erleben, kaum vorstellbar. Doch sie ist allgegenwärtig. Um sie öffentlich sichtbar zu machen, teilen dazu aktuell tausende Menschen mit Migrationshintergrund unter dem Hashtag #MeTwo ihre Erfahrungen mit Rassismus.
Hashtag gegen Diskriminierung
Ins Leben gerufen hat die #MeTwo-Aktion der Journalist Ali Can. Er meint, Menschen mit Migrationshintergrund hätten nur darauf gewartet, dass es diese Diskussion öffentlich gibt. Can selbst ist 1995 mit seiner Familie nach Deutschland gezogen und habe immer wieder die Erfahrung gemacht, aufgrund seines Aussehens benachteiligt zu werden. Dabei wird klar, wie „versteckt“ die Diskriminierung oft passiert. Sätze wie „Sie sprechen aber gut deutsch“ sind als Kompliment getarnt, für den Empfänger, der möglicherweise schon in diesem Land geboren wurde – aber aufgrund der dunkleren Hautfarbe als „anders“ wahrgenommen wird – eine Beleidigung und damit absolut unangebracht. Beschimpfungen, körperliche Angriffe und Vorurteile – die Palette an rassistischen Handlungen ist enorm. Mittlerweile haben mehr als 3500 Menschen auf Twitter ihre Geschichten geteilt. Der Hashtag #MeTwo selbst ist eine Anspielung an #MeToo, wobei das Two – also „zwei“ laut dem Initiator dafür stehe, dass er „mehr als nur eine Identität sei“:
Ali Can kämpft als Gründer der »Hotline für besorgte Bürger« gegen Vorurteile und Alltagsrassismus. Nun steht er hinter einem neuen Hashtag gegen die Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund: #MeTwo✌️ @alicanglobal pic.twitter.com/PjDw6ZJ9qp
— Perspective Daily (@PDmedien) 24. Juli 2018
#MeTwo: Rassismus hat viele Gesichter
„Sie können aber gut deutsch!“ #metwo
— Chaled Nahar (@ChaledNahar) 26. Juli 2018
Wenn du über Immoscout freie Wohnungen kontaktierst & einfach keine Antwort bekommst, aber die deutsche Freundin bei gleichen Angeboten sofort Antworten erhält. Nach Ehe & Namensänderung hat sie auch keine Antwort mehr bekommen.
Wohnung nur dank gezahlter Maklerprovision. #metwo
— Oguz Yilmaz 🤷🏻♂️ (@oguz) 26. Juli 2018
Kind im Hort erklärt meiner Tochter, sie wisse, warum sie so braun ist. Ihr Vater habe ihr erklärt, so markiert man die besonders dummen Babys, indem man sie eine Weile in einem brennenden Kohlefass schmoren lässt. #Metwo
— Sophie Sumburane (@SoSumbu) 26. Juli 2018
4. klasse, es geht um weiterführende schulen. ich bin klassenbeste.
lehrerin empfiehlt hauptschule, damit ich „unter gleichgesinnten“ bin.
eltern können kaum deutsch und vertrauen lehrerin. bekannte greift zum glück ein.
5. klasse: ich bin klassenbeste auf dem gymnasium#metwo
— Miriam (@labiledeutsche) 26. Juli 2018
Lange Schlange an der Kasse. Ich sag zum älteren Mann hinter mir:“Sie können ruhig vor.“ – „Nein danke, ich habe dich lieber im Blick.“ #MeTwo
— Abdelkarim 🐤 (@AbdelkarimsLP) 26. Juli 2018
Als es in der Schule um Bewerbungen ging und ich sagte, dass ich studieren möchte, hat die Lehrkraft zu mir gesagt „Ach komm, bis dahin wirst du eh verheiratet“ #MeTwo
— Navasgeht? (@navasgeht) 26. Juli 2018