Meeresspiegel steigt schneller als gedacht
Eine aktuelle Studie zeigt, dass bei mäßigem Klimawandel dreimal mehr Menschen vom Meeresspiegel-Anstieg und Überflutungen betroffen sein könnten als bisher gedacht. Demnach leben schon jetzt 250 Millionen Küstenbewohner weniger als einen Meter über der Hochwasserlinie.
Forscher haben nun im Fachmagazin „Natur Communications“ erklärt, dass selbst beim Einhalten des Zwei-Grad-Klimaziels die Zahl der Flutgefährdeten bis zum Jahr 2100 auf 360 Millionen steigen könnte. Besonders gefährdet seien die bevölkerungsreichen Küstengebiete Südostasiens.
Studie: Meeresspiegel bedroht 300 Millionen Menschen
Eine aktuelle Studie basierend auf einem neuen Rechenmodell korrigierte die Hochwasser-Prognosen für das Jahr 2050 auf 300 Millionen Menschen. Das sind hunderte Millionen Menschen mehr als bisher angenommen. Ohne weitere Schutzmaßnahmen seien laut der US-amerikanischen NGO „Climate Central“ bis 2050 Küstengebiete, in denen heute 300 Millionen Menschen leben, mindestens einmal jährlich von Überschwemmungen betroffen. Das liegt weit über den bisherigen Schätzungen von 80 Millionen.
Am meisten davon betroffen sind die asiatischen Länder China, Bangladesch, Indien, Vietnam, Indonesien und Thailand. „Wenn sich unsere Ergebnisse bestätigen, dann müssen sich Küstengemeinden weltweit auf eine sehr viel schwierigere Zukunft vorbereiten als lange angenommen“, erklärten die Forscher.
Große Gebiete dauerhaft unter Wasser
Die Zahl der Küstenbewohner, deren bisheriger Lebensraum bis zum Jahr 2050 wegen des klimabedingten Anstiegs des Meeresspiegels dauerhaft unter Wasser gesetzt wird, soll laut Climate Central und 50 Millionen betragen. 30 Millionen davon seien in China. Bis zum Jahr 2100 könnten Küstengebiete in den genannten sechs asiatischen Ländern dauerhaft unter Wasser stehen.
Neues Rechenmodell
Die meisten bisherigen Geländemodelle beruhen auf Radararten der Topography Mission der NASA. Diese erfassen beim Abtasten die jeweils höchsten Erhebungen wie Hausdächer oder die Kronenspitzen von Wäldern, statt des eigentlichen Untergrundes. Dadurch käme es zu großen Abweichungen, wie die Forscher erklären. Die Prognosen von Climate Central beruhen daher auf einem neu entwickelten Rechenmodell namens CoastalIDEM. Diese korrigiert systematische Fehler mithilfe von Methoden des sogenannten maschinellen Lernens. Climate Central-Chef Benjamin Strauss erklärt, dass das CoastalIDEM-Modell es schaffe, ein genaueres Bild von den klimabedingten Gefahren der Zukunft abzubilden. Regierungen und Luftfahrtunternehmen müssten allerdings noch genauere Daten zum Anstieg des Meeresspiegels sammeln.