Mary Poppins‘ Rückkehr: Warum mir ein Löffelchen voll Zucker gefehlt hat
Wir sind ja immer ein bisschen skeptisch bei Fortsetzungen großartiger Filmklassiker – wie bei Mary Poppins. Damals hat uns Julie Andrews vor den Bildschirmen verzaubert, jetzt traut sich Emily Blunt in die Fußstapfen der superkalifragelistischen Nanny zu treten. Ab 20. Dezember ist Mary Poppins‘ Rückkehr im Kino zu sehen.
Rechnen wir ungefähr zwanzig Jahre zum originalen Film dazu, haben wir Mary Poppins‘ Rückkehr. In den 1930er Jahren lebt Michael Banks als Witwer (Ben Whishaw) noch immer am Kirschblütenweg 17 – mit seinen drei Kindern Annabel, John und Georgie. Trotz der Hilfe seiner Schwester Jane (Emily Mortimer) und seiner Haushälterin Ellen (Julie Walters) gerät die Familie ins Chaos. Und wer sonst kann in solchen Situationen helfen, wenn nicht Mary Poppins?
Mary Poppins‘ Rückkehr: Die alten Songs fehlen
Diejenigen, die Mary Poppins damals schon heiß geliebt haben und zu jedem einzelnen der Lieder mitsingen konnten, die werden auch die Fortsetzung lieben. Warum? Beim Schauen ertrinkt man regelrecht in glückseliger Nostalgie. Die neue Generation der Schauspieler ist unglaublich charmant und liebenswert. Es wird erstaunlich viel Liebe in Details investiert – und das macht sich bezahlt. Die Authentizität der Fortsetzung ist nah am Original dran. Wo das Sequel leider nicht ans Original herankommt? Bei den Liedern. Sie übermitteln zwar die Message, das Gefühl und die gute Laune, aber werden es nicht schaffen so lange im Ohr zu bleiben wie „Ein Löffelchen voll Zucker“ oder „Supercalifragilisticexpialigetisch“. (Ist aber auch schwer.) Ein Highlight ist jedenfalls die Tanzeinlage vom 92-jährigen Dick van Dyke, der das einzige Überbleibsel der Originalbesetzung ist.
Mary Poppins – Parallelen und Unterschiede zwischen Original und Fortsetzung
Generell gleicht Mary Poppins‘ Rückkehr dem Film der 1960er sehr, denn bis auf eine andere (aber ähnliche) Handlung und einer anderen Besetzung, hat sich kaum was geändert. Ob das nun gut, oder eben nicht so gut ist, sei dahingestellt. Die Enttäuschung liegt im Reboot-Wahn Hollywoods. (Wer ist auch schon gespannt auf König der Löwen?) Es scheint gerade Trend zu sein, die alten Originale für kommende Generationen upzudaten – aber passiert das wirklich zeitgemäß? Nicht unbedingt.
Ein Beispiel: Die Rolle von Jane Banks. Sie wird zwar als Aktivistin der Suffragetten-Bewegung und als Gewerkschafterin gezeigt (nie aktiv), es setzte sich aber auch schon ihre Mutter im Originalfilm für das Frauenwahlrecht ein. Anderes Beispiel: Die Vielfalt der Besetzung. Im Vergleich zum Original wurden ein, zwei Rollen mehr mit „People of Color“ besetzt. Aber diverser wird’s nicht.
Auch wenn die zeitgemäße Anpassung etwas zu wünschen übrig lässt, muss man sagen, dass der Film unglaublich gute Laune versprüht. Die „Alles wird gut“-Attitüde ist genauso da, wie im ersten Teil. Der Film ist ein Plädoyer dafür, hin und wieder die Perspektive zu wechseln, sich nicht vom ersten Eindruck täuschen zu lassen und einfach nie die Hoffnung zu verlieren. Auf ein Neues lernt uns Mary Poppins, was es heißt, wieder richtig Kind zu sein.