Mann oder Frau: Wer zahlt eigentlich beim Date?
Das mit den Dates ist ja so eine Sache. Man trifft sich auf einen Drink oder geht essen und am Ende dann immer die Frage: Wer zahlt denn jetzt eigentlich? Eine Leserin hat uns auf diese „Problematik“ aufmerksam gemacht und uns Anlass gegeben, auch mal unseren Senf zu der Sache dazu zu geben. Eines ist jedenfalls sicher – die Meinungen zu dem Thema gehen ziemlich auseinander. Während die Einen meinen, da ist ganz eindeutig die Aufgabe des Mannes – denn immerhin verdienen sie mehr und ein bisschen Gentleman gehört einfach dazu – finden andere wiederum, dass das völliger Schwachsinn ist. In Zeiten von Feminismus und Emanzipation können sich die veralteten Rollenbilder ruhig auch mal umdrehen. Und auch Männer haben dazu ganz unterschiedliche Ansichten. Entweder sie fühlen sich in ihrer Männlichkeit verletzt oder sind teilweise richtig beeindruckt, wenn die Frau darauf besteht, selbst zu zahlen. Aber wie läuft das denn jetzt eigentlich wirklich?
Muss der Mann beim Date immer die Rechnung übernehmen?
Also für mich ist das so eine Sache – das hängt irgendwie immer ganz von der Situation ab. Wie verhält sich mein Gegenüber, wie stehe ich zu meinem Date, in welche Richtung läuft das Ganze eigentlich? Ich selbst habe da auch schon einige unterschiedliche Situationen erlebt und bei dem ein oder anderen Tinder-Date meine Erfahrungen gesammelt:
Bei meinem allerersten Tinder-Date habe ich mich zwar super gut mit dem Typen verstanden, allerdings war für mich schnell klar, dass daraus nicht mehr wird. Er war nett, wir haben lange geplaudert, der Funke sprang aber irgendwie nicht über. Wir haben etwas getrunken und auch eine Kleinigkeit gegessen. Zum Schluss bestand er darauf, mich einzuladen. Für mich kam das aber absolut nicht in Frage. Ich wusste zu dem Zeitpunkt bereits, dass ich mich ziemlich sicher nicht auf ein zweites Date mit ihm treffen würde und hätte einfach ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn er meine Rechnung gezahlt hätte. Das wäre in meinem Augen einfach nicht fair gewesen. Dazu war er auch einfach zu nett und zu höflich und das nutze ich garantiert nicht aus. Das ist für mich eine Prinzipsache und einfach mein Charakter, da bin ich einfach viel zu ehrlich und auf schlechtes Karma habe ich null Bock. Ich hatte aber auch nicht das Gefühl, als wäre er gekränkt gewesen – ich denke er wollte mir damit einfach zeigen, dass er den Abend schön fand und hat es selbst als nette Geste empfunden. Von Männlichkeit zeigen oder „den Überlegenen raushängen lassen“ war da keine Spur.
Anders ging es mir bei meinem zweiten Tinder-Date. Nennen wir ihn einfach mal Julian. Er übernahm schon vor dem ersten Treffen ziemlich schnell das Ruder und ging in die Vollen. Er suchte ein fancy Lokal aus, das preislich schon etwas über dem Durchschnitt lag – und nicht nur das, auf der Weinkarte stand außerdem sein Name, denn er war ein Winzer – das hat er mir natürlich schon vorab stolz mitgeteilt. Spannend, dachte ich mir und war schon etwas neugierig auf das Date. Dass wir dort nicht nur etwas trinken würden war auch klar, das Lokal ist nämlich auch für gutes Essen bekannt – Gebühr für das Gedeck inklusive. Der Abend war super nett und wir unterhielten uns lange. Als dann die Rechnung kam, schlug ich vor, sie zu teilen, schließlich will ich ja nicht unhöflich wirken. Ich muss aber auch zugeben, dass ich ehrlich gesagt schon dachte, dass er die Rechnung übernehmen würde. Dass er ziemlich erfolgreich sei und regelmäßig in der Weltgeschichte herumfliegt, hat er während des Dates mehr als nur einmal erwähnt. Dennoch war er mir sympathisch und wir sprachen auch schon über ein zweites Date. Als er dann aber begonnen hat, die Rechnung penibelst mit mir auseinander zu teilen, war ich schon etwas überrascht. Mein persönliches Highlight: Das Restgeld, das eigentlich ich hätte bekommen sollen, hat er sich einfach mal so eingesteckt. Ich habe mehr oder weniger also auch noch einen Teil seiner Bestellung bezahlt. Ich weiß nicht, ob ich in diesem Fall nicht überreagiere, aber ich muss schon sagen, das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Wer wann zahlt hängt von der jeweiligen Date-Situation ab
Ganz ehrlich, wenn er schon so damit prahlt, dass er erfolgreich ist, das ganze Date in dem teuren Restaurant organisiert und laut seinen Erzählungen keine Geldsorgen hat, dann kann er auch ruhig die Rechnung übernehmen. Und das hat in meinen Augen jetzt nichts mit Unterwerfung zu tun, geschweige denn mit fehlendem Bewusstsein für Feminismus und Emanzipation. Das ganze Date war darauf aufgebaut, mich beeindrucken zu wollen – das auf den Cent genaue Teilen der Rechnung und dann auch noch mein Restgeld einstecken machte all seine Bemühungen allerdings völlig zu Nichte.
Also ja, ihr seht das mit dem „Wer zahlt eigentlich“ ist in Wahrheit niemandem so wirklich klar. Eine richtige oder falsche Antwort dafür gibt es in meinen Augen nicht. Das passiert irgendwie einfach immer aus dem Bauch und der Situation heraus. Wie will man selbst wirken? Was sind meine eigenen Prinzipien? Wie fair und unfair bin ich dem anderen gegenüber? In welche Richtung läuft das Date? Werde ich mich nochmal mit ihm treffen? Ich finde eine richtige Regel gibt es da eigentlich nicht. Manchmal passt es einfach, wenn der Mann mich einladen will und manchmal will ich das auch einfach selbst in die Hand nehmen. Zumindest anbieten sollte man es jedenfalls immer. Alles andere wäre in meinen Augen unhöflich. Trotzdem lasse ich mich hin und wieder auch gerne mal einladen. Zugegeben, es fühlt sich ja auch richtig gut an, mal verwöhnt und umworben zu werden. Und nochmal: Mit Unterwerfung oder sich als schwächeres Geschlecht darzustellen, hat das absolut nichts zu tun. Ach ja, und eines muss ich zum Schluss auch noch loswerden: Viele Männer sind ja scheinbar auch der Meinung, sie würden ihrer Männlichkeit beraubt werden, wenn die Frau ihre eigene Rechnung übernimmt oder den Mann sogar auch noch einlädt. Aber ganz ehrlich liebe Männer, an diesem Punkt sind wir schon längst vorbei, das sollte wirklich eure letzte Sorge sein.